Bilder – Bilderwelten – Weltbilder!

Das neue Jahr fing gut an. Die Schweizer Satire «Bon Tschuur Ticino» mit Beat Schlatter lockte bis Ende Februar bereits über 300'000 Besucher ins Kino. Das könnte so weiter gehen beispielsweise mit der Literaturverfilmung «Jakobs Ross», der Dokumentation um den Alpenraum «Bergfahrt» oder dem Filmdrama um jenische Kinder «Lubo».

Vom Oscar bis Quartz

KINO März ist der Monat der Filmpreise. Am 10. März blickt die Filmwelt nach Hollywood. Die 96. Oscar-Verleihung geht dann über die Bühne im Dolby Theatre (Los Angeles). Christopher Nolans Atom-Drama «Oppenheimer» wurde 13mal nominiert, Yorgos Lanthimos«Poor Things» erhielt 11 Nominationen. Dahinter folgen «Killers of the Flower Moon» (10 Nom.) und «Barbie» (8 Nom.). In der Kategorie Internationaler Filme ist für mich Wim Wenders «Perfect Days» (Bild) der Favorit.

Am 23. März werden die Schweizer Filmpreise Quartz verliehen. Filme aus der Westschweiz stehen hoch im Kurs und wurden auffällig häufig nominiert. Das führte zum öffentlichen Protest des Filmemacher Michael Steiner («Early Birds»), der aus der Filmakademie austrat. Was Spielfilme angeht, ist das Welsche Brüderdrama «Bisons» von Pierre Monnard zurecht ein Favorit, aber auch «Laissez-moi» von Maxime Rappaz hat gute Chancen. Sicher kommt man beim Dokumentarfilm an Peter Mettlers «While the Green Grass Grows» nicht vorbei, doch auch Lisa Gerigs «Die Anhörung» ist zu beachten. Sind Sie im Bilde?


EINBLICKE  «Facettenreich und lebenswert» präsentiert sich die diesjährige Gartenschau «Giardina 2024» in Zürich. 

Sie bietet vielseitiges Anschauungsmaterial (Schaugärten), lädt zum Sehen, Innehalten, Zupacken und zeigt, dass es auch in der kleinsten «Hütte» sprich Wohnung einen Platz gibt, um eine blühende Nische zu schaffen.

Wer will, kann nicht nur den «Essbaren Garten» (Bild), einen Ratgeber von Sabine Reber, heimnehmen, sondern viele Anregungen, vielleicht auch Samen und Pflanzen, auf jeden Fall ein positives Gartengefühl. Mehr ...


KULTURTIPP Kauzig, komisch, kurios – der Mensch Kafka, suchte sein Heil im Schreiben und in der Verwandlung. Franz Kafka, 1883 in Prag geboren und 1924 gestorben, verfügte, dass sein Freund Max Brod seine Schriften vernichten sollte, doch der weigerte sich und rettete so ein literarisches Werk. Auch 100 Jahre nach seinem Tod bewegt und beschäftigt der Literat Publikum und Kritik.

Dazu hat der Strauhof in Zürich eine Ausstellung installiert, zudem startet am 21. März ein Spielfilm, der die letzten Liebe und Jahre des Autors schildert: «Die Herrlichkeit des Lebens». Mehr ...


KULTURTIPP Die Ausstellung «Arbeitende Kinder im 19. und 20. Jahrhundert» im Forum Schweizer Geschichte Schwyz schlägt ein düsteres Kapitel auf. Kinder wurden fremdplatziert, aussortiert und ausgebeutet, waren Kapital und Sklaven einer «modernen» Gesellschaft – nach dem Motto «Erziehung zur Arbeit durch Arbeit».

Im Bild: Bauernmädchen Cäcilia Schmidig bei ihrer Arbeit in Platten Bisisthal um 1942, fotografiert von Leonard von Matt. Mehr ...



Filmgeschichten

KULTURTIPP Die Schweizer Filmgeschichte begann zwar nicht mit der Praesens-Film AG. Doch diese Produktionsfirma, 1924 gegründet, setzte Massstäbe. Einwanderer Lazar Wechsler aus Piotrków Trybunalski (Russland-Polen) und der St. Galler Walter Mittelholzer legten den Grundstein der Produktion, zuerst für Auftrags-, Werbe- und Dokumentarfilme, später hatten sie Erfolg mit Spielfilmen wie «Marie-Louise» (1944) oder «Die letzte Chance» (1945), mit «Heidi» oder Gotthelf-Verfilmungen. Praesens-Film feiert den 100. Geburtstag – mit Ausstellungen, Büchern, Filmen … Mehr...



KINO/FILMHINTERGRUND Kein Film mit dem moralischen Zeigefinger, aber einer, der
Bergen Respekt zollt und mehr für Naturverständnis und Umweltbewusstsein tut als viele Parolen, Aktionen und Manifeste. Dominique Margots (Bild) «Bergfahrt – Reise zu den Riesen» dringt tief in die alpine Bergwelt. Forscher, Bergfreunde und Bergversteher rücken die «Riesen» in ein anderes Licht. Eine «Bergfahrt», die Eindruck macht. Interview mit Dominique Margot


KINO/FILMHINTERGRUND Sie verkörperte das «schönste Mädchen der Welt», einen Teenager in «Was man von hier aus sehen kann», eine Geliebte von Max Frisch in «Ingeborg Bachmann» und nun eine Magd, deren Lebenselixier die Musik ist. Die Zürcherin Luna Wedler (Bild) spielt die Hauptrolle in der Literaturverfilmung «Jakobs Ross». Sie gab ihr Bestes: «Wir haben sehr viele Stunden im Studio verbracht, mir war wichtig, meine Stimme einzubringen», erzählte die Schauspielerin im Interview. Mehr ...

FILMHINTERGRUND Obwohl viele Jahre im Ausland tätig, war er der Einsiedler Heimat verbunden, verwurzelt, gleichwohl weltoffen, hellhörig nach Innen und Aussen. Karl Saurer lagen die Menschen am Herzen von Einsiedeln bis Nebraska und Indien. Seine Filme legen davon Zeugnis ab. Nun ist das Zeitdokument «Ruhe» (1971/72) zu sehen, das bisher im Eisschrank des Schweizer Fernsehens «verwahrt» wurde. Eindrücklich befasst sich ein Buch mit dem Wirken Karl Saurers: «Filme für den kreativen Widerstand», das seine Lebenspartnerin Elena M. Fischli herausgegeben hat. Mehr ...



FILMHINTERGRUND Er war Kulturschaffender, Fussballer, Fan, Filmemacher und ein Freund. Karl Saurer, der Weltbürger und Humanist aus Einsiedeln, hat Filme mit und für Menschen geschaffen. Er ist den Spuren von Auswanderern, Flüchtlingen, Landlosen gefolgt, hat ihnen in seinen Filmen ein Forum gegeben. Für sie hat er sich eingesetzt in Wort und Bild. Sein letzter Film «Ahimsa – die Stärke von Gewaltfreiheit» unterstreicht sein Anliegen und Leidenschaft für Menschen, für Entrechtete nochmals deutlich. Es geht dabei um Würde und Stimme indischer Landfrauen. Karl Saurer hat die Bühne des Lebens verlassen, geblieben sind engagierte Filme und die Erinnerungen an einen Freund. Mehr ...


Anlässlich seines Films «Ahimsa – Die Stärke von Gewaltfreiheit» hat die Journalistin Franziska Notter-Keller den Einsiedler Karl Saurer porträtiert: «Wenn man sich nicht einmischt, akzeptiert man den Zustand». Mehr ...

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Februar 2024
Neustarts sind (meistens) verheissungsvoll, so auch im Kinojahr 2024. Das bewies die Schweizer Satire «Bon Schuur Ticino» mit Beat Schlatter. Sie lockte bereits in den ersten vier Wochen über 100'000 Besucher ins Kino (Start: 30. November 2023).

Vom Asphalt in die Sauna

KINO Da wären aber auch das PS-Drama «Ferrari», die intime Einkehr in eine Frauensauna «Smoke Sauna Sisterhood» (Bild) aus Estland, die Literaturverfilmung «Jakobs Ross» aus der Schweiz, das Drama einer Flucht «Io Capitano» aus Italien oder das Lebensbild «Wenn ich doch nur Winterschlaf halten könnte» aus der Mongolei zu nennen. Die ersten Marken 2023 wurden gesetzt mit den Golden Globes. Der Spielfilm um den «Vater» der Atombombe «Oppenheimer» schoss den Vogel gleich fünffach ab – Globes gab’s für das beste Drama und Regie (Christopher Nolan), für den besten Hauptdarsteller Cillian Murphy, besten Nebendarsteller Robert Downey Jr. und beste Filmmusik Ludwig Göransson. Der französische Justizthriller «Anatomie d’une chute» wurde als bester nicht englischsprachiger Filme ausgezeichnet. Und im März folgen dann die Oscars … man wird sehen.

Filmtage unter der Lupe

EINBLICKE Die 59. Ausgabe der Solothurner Filmtage war für viele wieder eine Filmreise wert. 63'000 Eintritte registrierte das diesjährige Filmfestival, das mit 23 Weltpremieren und 13 Schweizer Premieren bestückt war. Aufgefallen sind vor allem starke Spielfilme aus dem Welschland, wie beispielsweise «Bisons» (Bild). Mehr ...


Dezember 2023
Der Andrang ist gross, was Filme angeht. Das Publikumsinteresse in den Kinos könnte grösser sein. Arthouse-Filme haben es schwer gegen Marvel-Spektakel und andere bombastische Produkte. Kein Wunder schliessen gegen Ende Jahr zwei Zürcher Kinos, das Alba und das Uto. Die Masse überdeckt bisweilen Kleinode, und die wollen wir ins rechte heisst richtige Licht setzen. Die Briten sind immer wieder für Kinoerlebnisse gut, Ken Loach beispielsweise mit dem beherzten Kneipenfilm «The Old Oak» oder das grosse Martin Scorsese-Epos «Killers of the Flower Moon».

KINO Fortsetzungen oder Prequels sind meistens ein sicherer Kassenwert – aktuell vom «Marvel-Universum» bis zu den Hungerspielen Die Tribute von Panem»). Da erstaunt doch, dass ein Schweizer Dokumentarfilmer wie Karl Saurer ein doppeltes Comeback feiert – mit seinem Dokument «Der Traum vom grossen blauen Wasser» und dem Agitpropfilm «Ruhe» (1971/72, Bild) aus dem Giftschrank des Schweizer Fernsehens sowie in einem beeindruckenden Buch über sein Schaffen und Wirken. Mehr ...


November 2023

Nach dem Open-Air-Kinosommer nun der Festivalherbst. Das Zurich Film Festival (ZFF) lockte vom 28. September bis 8. Oktober über 130'000 Besucher (sprich Besuchende) an. Auffallend: Frauen waren stark vertreten – von der Dichterin Ingeborg Bachmann bis zur Jüdin Stella, die sich den Nazis beugte. (Zum Beitrag) Weitere spannende Filme kündigen sich an wie das Monumentalepos «Killers of the Flower Moon» von Martin Scorsese.

Von Zeit zu Zeit

KINO Altmeister Wim Wenders ist immer wieder und immer noch für erfrischende Kinoerlebnisse gut. In Japan drehte er den unspektakulären Spielfilm «Perfect Days». Er beschreibt den Alltag eines Toilettenmannes in Tokio – still und nah, zur Musik von Lou Reed und anderen Popgrössen. Von anderem Kaliber ist das Künstlerporträt «Anselm – Das Rauschen der Zeit» (Bild). Eine poesievolle und Spurensuche über den deutschen Maler, Bildhauer, Installateur und Performer Anselm Kiefer im 3D-Format. Vielschichtig und fesselnd – von Meister zu Meister sozusagen. 

Rebell Tell

KINO/FILMHINTERGRUND Der neuste «Tell»-Film ist das erste ernst zu nehmende Kinoprojekt um den Nationalhelden nach 63 Jahren, warum lesen Sie in der Filmkritik Im Gespräch mit dem Regisseur Luke Gasser (Bild) und dem Schauspieler Adrian Furrer haben wir zudem mehr über den abenteuerlichen Weg dieser Produktion erfahren. Mehr …

FILMHINTERGRUND Bereits 2019 publizierte der Filmwissenschaftler Hansmartin Siegrist (Bild) den Wälzer «Auf der Brücke zur Moderne. Basels erster Film als Panorama der Belle Epoque». Er bildete die Grundlage für den Dokumentarfilm «Lichtspieler» (Filmkritik). Siegrist beschreibt in bewegten Bildern von gestern und heute, «Wie der geniale Lavanchy-Clarke die Schweiz ins Kino holte». Die Biographie dieses unermüdlichen Pioniers, Philanthropen, Unternehmers und Cinematographen liest sich wie ein Kapitel Schweizer Geschichte von der Landesausstellung in Genf 1896 bis zum Ende der Belle Epoque Anfang des 20. Jahrhunderts. Zum Interview mit Hansmartin Siegrist


Oktober 2023

Nach dem Open-Air-Kinosommer mit wahren heissen Tagen nicht nur wegen des Publikumsrenner «Barbie» steht der Festivalherbst vor der Kinotür. Gemeint ist vor allem das Zurich Film Festival (ZFF) vom 28. September bis 8. Oktober 2023. Mögen auch die Starauftritte auf dem Grünen Teppich infolge des Streiks in Hollywood etwas rarer sein. Das Programm mit dem neuen Festivalzentrum «Frame» (ehemals «Kosmos») reizt, allein schon mit dem Eröffnungsfilm «Early Birds», ein Neo-Noir-Thriller von Michael Steiner.

Rebell Tell und andere Rebellen

KINO Der Kinoherbst verspricht einiges. Vorweg: Der neuste «Tell»-Film, das erste ernst zu nehmende Kinoprojekt um den Nationalhelden nach 63 Jahren. Die Produktion des Dramas, überwiegend in Obwalden gedreht, war selbst ein Drama, was Innerschweizer Filmförderung angeht. Davon weiss Regisseur und Hauptdarsteller Luke Gasser (Bild) ein Lied zu singen. Die Innerschweizer Filmfachgruppe (IFFG) hielt nichts vom Projekt und boykottierte das Projekt, die Innerschweizer Kantone folgten der «Empfehlung». Doch Luke Gasser ging unbeirrt seinen Weg und focht wie weiland Tell gegen die Obrigkeit. Im Gespräch schildern Gasser und der Schauspieler Adrian Furrer den abenteuerlichen Weg dieser Produktion, die sich zwischen Mythos und Moderne bewegt.
Ein Krimidrama ganz anderer Art schildert der Thriller «Catch the Killer». Dabei geht es um die Jagd in Baltimore nach einem Massenmörder und Scharfschützen. Extraklasse! Um ein Ehedrama oder besser um Eheabnützung geht es in dem Kammerspiel «Weisst du noch» mit Senta Berger und Günther Maria Halmer. Aufschlussreich. Nicht verpassen «Wochenendrebellen». Die Rebellen sind Vater und sein autistischer Sohn, sie bereisen die deutschen Fussballstadien …

Zeitreise

KULTURTIPP Das Thema Zeit ist so zeitlos wie unendlich. Das Zürcher Kunsthaus hat in Zusammenarbeit mit dem Musée international d’horlogerie in La Chaux-de-Fonds eine Ausstellung installiert, die sich der Zeit widmet – von Dürer bis Bonvicini. In sechs Kapiteln wird eine Ideengeschichte von Zeit und Zeitgefühl dokumentiert. Ein sinnlicher Streifzug durch Zeit und Raum mit biologischen, politischen und anderen Dimensionen. Mehr …

Frauen in vorderster Front

KULTURTIPP Oft wird über fehlende Frauenquoten gejammert und lamentiert, vor allem im Wirtschafts- und Politikbereich. Auffallend, im Kino rücken Frauen stärken in den Fokus – vor und hinter der Kamera. Das ist gut so. Wir haben hingeschaut vom «Alphabet der Liebe» über «Leo Grande» bis zu «Goldenen Jahren» oder «Einfach mal was Schönes» (Bild). Mehr …


September 2023

Sommer heisst auch Openair von Musikfestivals bis zu Kinoevents. Das 76. Locarno Filmfestival steht vor der Tür (2. bis 12. August 2023). Über 300 Filmvorführungen sind programmiert – vom Zentrum Pala Cinema und Kursaal über Fevi-Allzweckhalle (Palexpo) bis zu faszinierenden Filmerlebnissen auf der Piazza Grande. Stars mit ihren Filmen sind angesagt: die Schauspielerin Cate Blanchett beispielsweise als Produzentin von «Shayda» (auf der Piazza Grande) der schwedische Schauspieler Stellan Skarsgård (Leopard Club Award), der den Film «What Remains» vorstellt, Regisseur Ken Loach mit dem Film «The Old Oak» (auf der Piazza Grande) oder die Schauspielerin Sandra Hüller («Sisi & Ich»), die im französischen Film «Anatomie d’une chute» mitwirkt. Die Retrospektive ist 2023 dem Mexikanischen Film gewidmet.

Mission zum Schauen

KINO Die «Alten Knaben» beleben das Kino und lassen die Kassen klingeln. Harrison Ford schwingt zum letzten Mal als Indianer Jones die Peitsche. Dass er ein düsender Hero ist, hat Tom Cruise in «Top Gun» abermals bewiesen. Nun hat er zum ultimativen Actionabenteuer abgehoben in «Mission Impossible: Dead Reckoning /Part 1)» (Bild). Kino pur. Die Jagd auf eine Künstliche Intelligenz, die sich selbständig gemacht hat, wird 2024 fortgesetzt. Da war doch was: Wer erinnert sich noch an HAL 9000, dem Supercomputer, in Stanley Kubrick Weltraumepos «2001: A Space Odyssey» aus dem Jahr 1968? Schon damals tanzte HAL (Heuristically programmes ALgorithmic Computer) aus der Reihe. HAL gleich KI ist den Astronauten wissentlich weit voraus und macht sich selbständig. Von ganz anderem Kaliber ist der Künstlerfilm «Alma & Oskar». Dabei geht es um das Liebesdrama zwischen einer aufbegehrenden Frau, Alma Mahler, und dem besitzergreifenden Künstler Oskar Kokoschka. Ein Interview mit dem österreichischen Regisseur Dieter Berner und dem Hauptdarsteller Valentin Postlmayr. Schauen Sie rein: Kino kann so spannend sein.

KULTURTIPP Multivisionen liegen im Trend. Nach Frida Kahlo und Monet’s Garden lockt ein weiteres 360-Grad-Spektakel in die Lichthalle Maag, Zürich: «Klimts Kuss – Spiel mit dem Feuer». 40 Projektoren lassen Leben und Werk des Wiener Künstlers Gustav Klimt (1862–1918) aufflammen. Ein sinnliches Sehereignis mit Klimts berühmtestem Bild im Zentrum: «Der Kuss» (1907/08). Mehr …



Juli 2023

Dicht auf dicht folgen Kinopremieren, dazukommen diverse Sonderveranstaltungen und Festivals im Kino, «Let’s Doc» beispielsweise, eine Dokumentarfilmwoche. An über 300 Veranstaltungen werden 98 Filme an über 100 Orten aufgeführt, davon 59 Schweizer Produktionen – vom 3. Juni bis 11. Juni 2023. Ebenfalls für Juni wurde ein Bergwelten Filmfestival in Stans angekündigt (7. bis 11. Juni). 45 Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme werden gezeigt

Der Preis ist heiss

KINO Filmpreise wurden bereits in der Schweiz (Quartz) oder in Deutschland (Lola) vergeben, nicht ohne Debatten, Unverständnis und Querelen. Doch der Preis ist nicht immer heiss, sondern kann auch zum Ärgernis werden. Der hoch gehandelte und preisgekrönte Spielfilm «Roter Himmel» (Grosser Preis der Jury in Berlin) war in Deutschland nicht einmal nominiert worden. Christian Petzolds intelligenter Beziehungsclinch an der Ostsee dreht sich um Frust, Sehnsüchte und Selbstfindung. Sehr sehenswert. Im Schulleben spiegeln sich gesellschaftliche Konflikte wider: Das «Lehrerzimmer»-Drama wurde mehrfach mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Zu Recht! In unseren Breitengraden wenig bekannt, aber für Ostdeutschland eminent wichtig: Das «Kunstfilmfest MV» (zum Bericht) in Schwerin, auch mit Schweizer Beteiligung. Der Spielfilm «Réduit» (Bild) von Leon Schwitter um Abhängigkeiten und Spannungen zwischen Vater und Sohn wurde von der Fipresci-Jury geehrt. Demnächst auch in unseren Kinos.


Mai 2023

Frühlings Erwachen – auch im Kino. Ein Filmstart jagt den anderen. Da ist guter Rat manchmal schwierig. Wie wärs mit einem Abstecher in die Dreissigerjahre des letzten Jahrhunderts? Madeleine erbt eine Grossbank in Paris und wird von windigen Männern um ihr Erbe gebracht. Léa Drucker (Madeleine) und Fanny Ardant (als Operndiva) brillieren in dem Gesellschaftsthriller «Couleurs de l’incendie». 110 Jahre Bau- und Kunstgeschichte beleuchtet der Dokumentarfilm «Durchs Höllentor ins Paradies. Die Geschichte des Kunsthaus Zürich». Das macht Lust aufs Kino und auf eine vielschichtige Zeitreise.

Kunst, Kino und Krimi

KINO Zwei Künstler – eine Epoche: Der Bündner Alberto Giacometti und der Spanier Salvador Dalí lernten sich kennen und schätzen. Sie bildeten in den Dreissigerjahren eine «surrealistische Kooperation». Die kompakte Ausstellung «Giacometti – Dalí. Traumgärten» dokumentiert diese Künstlerbindung im Zürcher Kunsthaus. In Felix Tissis schräg-heiterem Spielfilm «Aller Tage Abend» geht es eben nicht um das unumgängliche Ende, sondern um Hoffnung ohne Ende und irdischem Schabernack, wo selbst dem Tod ein Schnippchen geschlagen wird. Wer Kino liebt, wird auch die nostalgische Liebesgeschichte «Empire of Light» (Bild) mögen. Der britische Regisseur Sam Mendes schildert, wie die Kinomanagerin Hilary (Oscar-Preisträgerin Olivia Colman) gegen Einsamkeit und um die Erhaltung des Kinos kämpft. Und wer’s nicht lassen kann, kann sich auch beim «Bestatter»-Krimi vergnügen. Der «Bestatter» ist tot (im Fernsehen), jetzt lebt er (alias Mike Müller) im Kino auf und ermittelt im Engadin – samt bekannter Crew. Natürlich nach bewährter Methode. Und Agatha Christie lässt grüssen.


April 2023

Corona, scheint Vergangenheit – trotz Langzeitwirkungen. Gleichwohl sind die Besucherzahlen in Kinos und Theater mager, sieht mal vom Blockbuster «Avatar: The Way of Water» ab. Allen sollten neue Lichter aufgehen, sollten alte Gewohnheiten abglegt, neue Bilder und Bilderwelten entdeckt werden – in Geselligkeit, im Theater, im Kino. Reinschauen bitte!

Freundschaften

KINO Ein guter Einstieg ist das spezielle Dorfdrama «Was man von hier aus sehen kann» – schräg, schrullig und schön. Aron Lehmann hat den Bestseller von Mariana Leky kongenial verfilmt. Bei «The Banshees of Inisherin» (Bild) handelt es sich um ein irisches Freundschaftsdrama – eigenwillig, spartanisch schroff und unnachahmlich. Ausserdem: Tom Hanks brilliert als Miesepeter in «A Man Called Otto» vom Schweizer Marc Forster. Die Genferin Ursula Meier zieht eine Linie: In ihrem Familiendrama «La ligne» wird eine Tochter ausgegrenzt. Dass es auch ohne technisches Brimborium und Actionorgien spannend werden kann, beweist der Dokumentarfilm «Le Chêne – Die Eiche». Aktionsplatz ist ein mächtiger 210 Jahre alter Baum – Heim- und Begegnungsstätte. Einen wunderbaren Film über Freundschaft schuf das belgische Paar Felix Van Groeningen und Charlotte Vandermeersch mit «Le otto montagne» zwischen dem Aostatal und Nepal.
Um eine Freundschaft geht es auch im dem Drama «Close», in dem ein Junge an Vorurteilen zerbricht.



Februar 2023

Neues Jahr – neue Begegnungen und Erfahrungen, Entdeckungen und Enttäuschungen. Wo auch immer, wann auch immer. Es werde Licht angesichts düsterer Zeiten! Privat und beruflich, politisch und sozial. Warum nicht im Kino, das in der Pandemie zwangsläufig in einen Dornröschenschlaf fiel. Aber nun ist es erwacht, und faszinierende Filme warten.

Clinch und Küsse

KINO Ein guter Einstieg ist das skurrile Dorfdrama «Was man von hier aus sehen kann» (im Bild: Luna Wedler). Aron Lehmann hat den Bestseller von Mariana Leky kongenial verfilmt. Bei «The Banshees of Inisherin» handelt es sich um ein irisches Freundschaftsdrama – eigenwillig, spartanisch schroff und unnachahmlich. Und ausserdem: Tom Hanks brilliert als Miesepeter in «A Man Called Otto». Sowohl die Darsteller im irischen Clinch als auch Tom Hanks haben gute Oscar-Aussichten (siehe Filmkritiken).

Eine visuelle Bereicherung ist auch die Multivision «Klimts Kuss» in Zürich (siehe Kulturtipp). Eine kulturelle Schau und Einladung zur Vertiefung in das Werk des genialen Malers Gustav Klimt.

EINBLICKE Neues Jahr – neue Begegnungen und Erfahrungen, Entdeckungen und Enttäuschungen. Wo auch immer, wann auch immer. Es werde Licht angesichts düsterer Zeiten! Privat und beruflich, politisch und sozial. Warum nicht im Kino, das in der Pandemie zwangsläufig in einen Dornröschenschlaf fiel. Aber nun ist es erwacht, und faszinierende Filme warten, speziell natürlich an den 58. Solothurner Filmtagen (im Bild: «Semret» von Caterina Mona war am Eröffnungsabend der Filmtage in Solothurn zu sehen) und am 44. Filmfestival Max Ophüls in Saarbrücken. Mehr …


Dezember 2022

Es werde Licht, erst recht in dunklen Zeiten. Einer, der dem Licht beziehungsweise Lichtspielen nachgegangen ist, heisst Hansmartin Siegrist, ist Filmhistoriker und hat dem Schweizer Kinopionier einen Dokumentarfilm gewidmet: «Lichtspieler – Wie Lavanchy-Clarke die Schweiz ins Kino holt». Das Kino kann nicht nur Schwarz-Weiss, sondern auch ganz Schwarz: Black ist Beautiful ist angesagt. Und ausserdem empfehlen wir unsere Kulturtipps mit Frauen in vorderster Front. Starke Filme weit über Popcorn und Action hinaus. Es werde Licht!

Starke Geschichten über Geschichte

KINO Manche Filme bleiben aktuell auch dreissig Jahre nach der Premiere. Der verstorbene Einsiedler Karl Saurer dokumentierte einen frühen Fall von Energieversorgung in seinem Dokumentarfilm «Der Traum vom grossen Blauen Wasser» (1993). Jetzt feiert sein restaurierter Film ein Kino-Comeback aus aktuellem Anlass. Und etwas anderes fällt in der aktuellen Kinophase auf: Komödien bieten sich an, manchmal etwas brav und bieder wie «Die Goldenen Jahre», aber auch witzig intelligent wie «Der Nachname».  Und die Liebe feiert fröhlich Urständ wie in «AEIOU – Das schnelle Alphabet der Liebe» (Bild) oder in der weinseligen «La Dégustation».
Aber auch vergangene Zeiten sind spannend, wenn sie fulminant inszeniert und dokumentiert werden wie im Spielfilm «Der Passfälscher» oder bei der Spurensuche «Lichtspieler» von Hansmartin Siegrist. Ein Interview erhellt die Hintergründe.



November 2022

Der Winter zieht zögerlich ins Land mit weihnachtlichen Boten – kommerziell. Die Kinoprogramme sind reich bestückt, doch die Zuschauer zögern, halten sich bedeckt. Dabei können Filmbegegnungen so erheiternd, erhellend oder ermutigend sein. Auch wenn dadurch der Krieg in Europas Osten nicht draussen bleiben kann.



Oktober 2022


Der Vorhang geht auf, und die Masken sind gefallen. Kino in Reinkultur. Filme können sich wieder ohne Einschränkungen in abgedunkelten, gleichzeitig erhellten Räumen voll entfalten. Konzentriert auf bewegte Bilder, wird der Traumsaal zur Wirklichkeit auf Zeit.

Mach Altes neu, lass Alte walten

KINO Manche Filme fallen aus der Zeit und landen doch beim Kinopublikum – siehe Tom Cruise und dem rasanten «Top Gun»-Aufguss 36 Jahre nach dem Original – recht kriegerisch in Zeiten des Krieges. Dann doch lieber unsere Ur-Kinolieblingstiere, mal putzig, mal räuberisch: Die Dinosaurier sind wieder aktiv – neuestens in «Jurassic World Dominion» – fast 30 Jahre nach der Spielberg-Premiere: «Jurassic Park» (1993). Eine Legende ist lebendig auch 50 Jahre nach seiner besten Zeit: Elvis erlebt ein Filmcomeback dank des grandiosen Darstellers Austin Butler in «Elvis». Das musikalische Melodram ist einer der Höhepunkte in der Open-Air-Kinosaison.
Komödien tun gut, wenn sie Niveau haben, Das kann man nur bedingt vom Starvehikel «Liebesdings» mit Elyas M'Barek («Fack ju Göhte») behaupten. Dann lieber «The Duke» (Bild), eine britische Diebesposse nach wahrer Begebenheit oder die bitterböse Boss-Satire «El buen Patrón» mit Javier Bardem. Einen Clou der besonderen Art bietet die französische Seniorenkomödie «Maison de Retraite» mit Gérard Depardieu und Kev Adams. Die Alten begehren auf. Das bewegt Jung und Alt.

EINBLICKE Nach schwierigen Pandemie-Zeiten startet das 18. Zurich Film Festival voll durch. 146 Filme aus 49 Ländern wurden programmiert. Es regnet Preise wie an anderen Festivals. ZFF bedrängt Locarno und könnte das Festival am Lago Maggiore überflügeln. In Zürich werden über 120 000 Zuschauer angepeilt. Und prominente Akteure sollen das Festival vom 22. September bis 2. Oktober veredeln von Sir Ben Kingsley über Til Schweiger bis Charlotte Gainsbourg. Glanzlichter sollen dem ZFF natürlich die Filme aufsetzen von Marlowe bis Dalí. Mehr …

KULTURTIPP Die Hannoveranerin Doris Dörrie ist weit gereist und interessiert an eigenen und fremden Kulturen. In ihrer jüngsten Sozialkomödie «Freibad» (siehe Filmkritik) inszeniert sie einen grossen Knatsch in einer Frauenbadi. In ihren letzten Büchern erzählt sie von Inspirationen aus der Küche und den Reiseerfahrungen einer «Heldin» in San Francisco, Tokio und Marrakesch – genussvoll genüsslich. Zum Beitrag

FILMHINTERGRUND Aus der Zukunft in die Gegenwart: Der deutsche Filmer Marten Persiel – im Bild während einer Baumpflanzaktion zum Ausgleich des durch die Filmproduktion verursachten CO2 (Foto: Thekla Priebst) – schickt drei junge Leute im Jahr 2054 auf eine Reise und blickt in die Vergangenheit beziehungsweise Gegenwart in seinem dokumentarischen Spielfilm «Everything Will Change». Im Interview spricht Persiel über seine filmische Vision die Welt zu retten. Mehr …

KULTURTIPP Seit bald zwanzig Jahren zieht der Thurgauer Thomas Götz zu Kabarett-Felde – mal als Napoleon, mal als National- und Kantonsrat. «Ergötzliches» ist wieder vom 15. bis 17. September im Theaterhaus Thurgau in Weinfelden zu erleben. Zum Beitrag

FILMHINTERGRUND Wiedererwachen: Das 75. Filmfestival Locarno feierte sich selber. 128'500 Filminteressierte strömten auf die Piazza Grande und in die Filmsäle am Lago Maggiore. Es gab wie immer Publikumsreisser wie «Bullet Train», verschmitzte und ernsthafte Komödien wie «Last Dance» (Publikumspreis), viel Kunstwerk und manche Machwerke. Eine Brasilianerin gewann den Goldenen Leoparden. Schweizer Filme liefen unter vielen. Eine Abrechnung. Mehr …

Einblicke Filmfreunde samt Freundinnen, Filmschaffende, Politiker, Stars und Gäste strömen ab 3. August wieder auf die Piazza Grande und in 14 Kinosäle: Das Filmfestival Locarno feiert sein 75-jähriges Bestehen. Über 200 Filme werden aufgeführt. Eröffnet wird der Festivalevent mit einem Gewaltgewitter. Im Superschnellzug «Bullet Train» balgen, ballern und behacken sich Agenten und Killer um die Wette und Knete – vorne weg Hollywoodstar Brad Pitt. Unser ABC bietet Orientierungshilfe. Reinschauen!

KULTURTIPP Für Filmfreunde ein Muss: Federico Fellini, der Schöpfer mancher Filmklassiker, feiert ein Comeback im Zürcher Kunsthaus – als Zeichner, Karikaturist, Ideenlieferant. Erinnern Sie sich an die dralle Anita, den verrückten Onkel im Baum oder an Casanova? 500 Exponate vervollständigen quasi die Arbeit des grossen Film-Künstlers Fellini. Reinschauen!

KULTUR AUF DER SPUR Eine Geschichts- und Kulturreise ins Schweizerische Landesmuseum, Zürich, lohnt alleweil. Der Wald, Mysterium und Fluchtort, ist ein Ort zwischen Wildnis und Zivilisation. Er hat Dichter und Denker, Künstler und Naturfreunde beschäftigt und bewegt (Bild: Umwelt- und Naturschützer Bruno Manser). Und er ist bedroht. Eine breite Dokumentation. – Das Leben des jüdischen Mädchens Anne Frank war bedroht, als die Nazis Holland besetzt haben. Ihr Tagebuch ist Zeugnis eines Lebens im Versteck, Zeichen der Gefährdung und Hoffnung. Eine denkwürdige Ausstellung. Mehr …

KULTURTIPP Zum zweiten Mal nach 2020 wird das Städtchen im Frenkental zum Entdeckungsparcours der Kunst. 45 Kunstschaffende haben in Waldenburg an über 100 Standorten ihre Werke platziert – von «Medusa in the Sky» übers «Schellenursli»-Skelett bis zur «Fischfrau». Entdeckungen frei Haus an der Baselbieter Biennale. Mehr …

KULTURTIPP Auch eine andere Legende ist nicht tot zu kriegen: Nosferatu alias Graf Dracula – im Kino wie auf der Bühne. In Konstanz geistert er im Grusical «Nosferatu» (Bild: Ilja Mess) vor dem Münster. Eine stimmungsvolle Kulisse, ein engagiertes Theaterensemble und eine tüchtige Blaskapelle. Die eigenwillige Inszenierung zwischen Grusical, Burleske, Kammerspiel und Klamauk ist eine interessante Entdeckung, wird aber Vampir-Fans wohl enttäuschen. Mehr unter Kulturtipps …


Juli 2022


Der Vorhang geht auf, und die Masken sind gefallen. Kino in Reinkultur. Filme können sich wieder ohne Einschränkungen in abgedunkelten, gleichzeitig erhellten Räumen voll entfalten. Konzentriert auf bewegte Bilder, wird der Traumsaal zur Wirklichkeit auf Zeit.

Fremde Heimat, langer Abschied

KINO HAUTNAH Kino aktueller denn je: Teenager Olga, eine Spitzenturnerin aus der Ukraine, muss 2013 aus Kiew während der Revolutionsunruhen fliehen und findet in der Schweiz eine sportliche Heimat. «Olga», ein ambitionierter Schweizer Spielfilm. Seit Jahrzehnten realisiert Heidi Specogna aussergewöhnliche Dokumentarfilme. Zuletzt hat sie die äthiopische Sängerin Nardos begleitet. Ein Gespräch mit der Schweizerin über ihren Film «Stand Up, My Beauty». Filme wie «Drive My Car» (Bild; Oscar als bester fremdsprachiger Film) aus Japan, «Luchs» aus dem Jura oder «Prosque» aus Lausanne (Publikumspreis an den Solothurner Filmtagen) entfalten ihre Faszination im Kino.

KULTURTIPP Mehr im Verborgenen als in der grossen Öffentlichkeit: Seit über 20 Jahren gibt es das internationale Experimentalfilm & Videofestival Videoex in Zürich. Heuer vom 21. bis 29. Mai unter anderem mit dem Fokus Arab Wave und Anka Schmid (Bild). Mehr …

KULTURTIPP Nach Van Gogh und Frida Kahlo wird der französische Maler Claude Monet in der Lichthalle Maag Zürich illustriert und inszeniert. Gemälde werden lebendig, lösen sich auf und verdichten sich wieder. Besucher können in «Monet's Immersive Garden» eintauchen, in eine spektakuläre reizvolle Multimedia-Show (bis 17. Juli 2022). Mehr …

FILMKRITIK Wer das Leben lebt, setzt sich auch mit dem Tod auseinander. Lila Ribi, Filmerin aus Lausanne, hat ihre Grossmutter Greti Aebi (zwischen 91 und 103 Jahren alt) mit der Kamera begleitet und wollte wissen, was sie über ein Leben nach dem Tod denkt. «(Im)mortels» ist ein Dokumentarfilm, über Gedanken, Erkenntnisse und Erfahrungen über Endlich- und Unendlichkeit. Mehr …

KINOTIPP Sie ist wieder unter uns: «Die schwarze Spinne»! Die berühmte Novelle des Pfarrers Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf wurde von Markus Fischer («Der Bestatter») neu verfilmt. Er konzentriert sich dabei auf den Teufelspakt, den die Hebamme Christine mit dem Teufel schliesst und die Folgen. Pest und Pandemie – wie nah sind sie sich? Ein Gespräch mit Regisseur Markus Fischer und dem Schauspieler Anatole Taubman (Bild), der den teuflischen Verführer spielt. Zum Beitrag

EINBLICKE In der Schweiz heisst er Quartz, in Hollywood Oscar. Die Filmpreise 2022 wurden verliehen. Hier ein Exildrama um eine Turnerin «Olga» (Bild Dreharbeiten) aus der Ukraine, die in der Schweiz Sicherheit findet. Dort eine Gehörlosenfamilie in den USA: «Coda». Ein Rückblick auf die Gewinner und eine deftige Backpfeife. Mehr …


März 2022


Erstaunlich, das grosse Mafia-Drama «Godfather», das nun sein 50-Jahr-Jubiläum feiert, ist spannender und frischer als manche Neuproduktion und Serie. Wenn Marlon Brando seine mörderischen Aufträge murmelt, Robert Duvall seine dreckige Arbeit als Anwalt verrichtet und Al Pacino das Erbe des Paten antritt und rigoros weitertreibt, erlebt das Kino Sternstunden, made by Francis Ford Coppola. Alle Filme der «Godfather»-Trilogie wurden restauriert und beleben das Kino neu mit alter Qualität.

KULTURTIPP Preise sind oft das Tüpfelchen auf dem i. In der Schweizer Branche werden Quartz (Filmpreise) verliehen (am 25. März in Zürich), in Hollywood der weltberühmte Oscar (am 27. März). Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Bei den Oscars ist auch ein Schweizer Beitrag im Rennen: der Kurzspielfilm «Ala Kachuu» (Bild) von Maria Brendle. Sie erzählt die haarsträubende Geschichte eines Brautraubs in Kirgisien. Weitere Favoriten sind … Zum Beitrag

Frida Kahlo – illuminiert und dokumentiert

KULTURTIPP Sie ist eine der markantesten Malerinnen des 20. Jahrhunderts. Das Lichterspektakel «Viva Frida Kahlo» in der Zürcher Lichthalle Maag bietet einen spektakulären Einstieg (bis 27. Februar 2022). Bilder werden hier teilweise neu gestaltet, zu Collagen vermischt, auch verzerrt, gezoomt und aufgeblasen. Das kleine Kunstmuseum Gehrke-Remund in Baden-Baden (Deutschland) dagegen versammelt reale Fotografien, Kleider, Schmuck, Erinnerungsstücke und über 100 lizensierte Repliken.» Eine Entdeckung! Zum Beitrag

Gotthelfs «Schwarze Spinne» ist wieder aktuell – eine Neuverfilmung im Kino. Die Pest im Mittelalter und die Pandemie heute. Gibt es Parallelen? Ein Gespräch mit Regisseur Markus Fischer und Schauspieler Anatole Taubman, der einen diabolischen Fuhrmann spielt, der einen verhängnisvollen Deal anbietet.

Die Säle können wieder gefüllt, Galas fürs Kino neu lanciert und organisiert werden. Am 25. März sollen die Schweizer Filmpreise 2022 (Quartz) verliehen und am 27. März die Oscars gefeiert werden. Die Favoriten? Zu unserer Vorschau …


Februar 2022

Die Tage werden heller, und die Kinos auch. Das Angebot ist breiter denn je. Fehlen nur die Zuschauer, die sich eher zögerlich in die Lichtspieltheater begeben. Dabei sind tolle Filme zu entdecken: «Spencer» zum Beispiel, ein royales, gar nicht weihnachtliches Kammerspiel: Prinzessin Diana trifft eine folgenschwere Entscheidung; «King Richard», ein Porträt (ohne königlichen Bezug) über den Patron der Williams-Familie (Will Smith erhielt dafür einen Golden Globe) oder die Vorgeschichte des britischen Geheimdienstes: «King's Man (The Beginning)». Wie wär's: Schauen Sie rein!

Frühlingserwachen – 
von der Aare bis zum Urnerland


VORHANG AUF In Solothurn an der Aare versammelt sich die Schweizer Filmwelt – mehr oder weniger unter Corona-Schutzbedingungen. Die 57. Filmtage bieten reichlich Frauenpower – vom Eröffnungsfilm «Loving Highsmith» mit tiefen Einblicken ins stürmische Leben der Thrillerautorin Patricia Highsmith über die Geschichte einer ukrainischen Turnerin in der Schweiz («Olga») bis zum Porträt einer engagierten Sängerin in Äthiopien, die um Lebensqualität und Anerkennung für Frauen kämpft: «Stand Up My Beauty» (Bild) von Heidi Specogna. Und eine weitere Entdeckung: Der Urner Franz Fedier war der Schweizer Maler des Abstrakten. Im Februar wäre er 100 Jahr alt geworden. Felice Zenoni hat sich auf Spurensuche begeben: «Fedier – Urner Farbenvirtuose». Mehr …


Januar 2022

Früh neigt sich der Tag zur Neige. Man könnte ihn im Kino verlängern und beleben. Aber die Säle bleiben oft fast leer – ausser wenn Craig-Bond zu seinem letzten Actionabenteuer von der Karibik aufbricht, um die Welt zu retten: «No Time To Die», doch das gilt nicht für 007! Das Kinoangebot ist grösser denn je. Und die Schweiz mischt mit. Machen Sie den ersten Schritt – zurück ins Kino!

Von Joel Basman und Joachim Król


VORHANG AUF  Manchmal kommt es dick. Der coronabedingte Filmstau löst sich auf und spült eine Flut von Filmen in die Kinos. Ein emsiger Schauspieler wie Joel Basman ist so mehrfach präsent: Nach seinem Hesse-Auftritt in «Monte Verità» agiert er als Ausbrecher König «Stürm – Bis wir tot sind oder frei» (Bild). Im deutschen Biopic «Lieber Thomas» über den Schriftsteller und DDR-Rebellen Thomas Brasch verkörpert er den Bruder des Titelhelden. Ein Gespräch mit dem Zürcher. Sein verschmitztes Gesicht hat sich eingeprägt – ob als Bewegter Mann, «Commissario Brunetti» oder Bettlerkönig Peachum in «Mecki Messer»: Ein Gespräch mit dem Mann aus dem Ruhrgebiet, Joachim Król, Fussballfan und lesefreudiger Schauspieler. Vielleicht möchten Sie auch Francisco Goya in der Fondation Beyeler begegnen und Frida Kahlo in der Zürcher Lichthalle Maag. Schauen Sie rein – alleweil eine oder mehrere Entdeckungen wert.

FILMHINTERGRUND Es war ein langer Weg von der Premiere am Zurich Film Festival 2020 bis zum neuerlichen Kinostart im Mai. Doch oh Wunder – Bettina Oberlis (Bild: Rentz/ZFF) Gesellschaftskomödie «Wanda, mein Wunder» startet durch – in den USA, in der Türkei, jetzt in Schweizer Kinos und im Dezember auch in Deutschland. Wir sprachen mit der Berner Regisseurin über die Durststrecke, über Filmstoffe und weitere Regieambitionen. Mehr …

Bühne für einen vergessenen Dichter

FILMHINTERGRUND Hinter dem melancholischen Filmtitel «Ich habe in Moll geträumt» verbirgt sich eine feine Hommage an einen vergessenen Dichter. Ausgangspunkt war ein schmales Tagebuch in Versen, das der Schweizer Autor Walter Rufer 1963 in München veröffentlicht hatte: «Der Himmel ist blau. Ich auch» Beide gerieten in Vergessenheit. Der Zürcher Filmer Ueli Meier (Bild) wurde auf den Autor, der nur ein Büchlein veröffentlichte und 1975 verstarb, aufmerksam. Er begab sich auf Spurensuche zwischen Zürich und München. Ein Gespräch mit dem Filmautor.

KULTUR AUF DER SPUR Charles Lewinsky ist ein sehr erfolgreicher Autor und auf verschiedenen Bühnen – im Fernsehen mit der TV-Soap «Fascht e Familie» anno dazumal, auf  Kleinbühnen und im Buchbusiness. Der Zürcher Lewinsky konnte kürzlich seinen 75. Geburtstag nicht so unterhaltsam feiern, wie er geplant hatte – coronabedingt.  Mit seinem jüngsten Roman «Der Halbbart» schuf er ein fabelhaftes halbhistorisches Werk – halb Schelmenroman, halb Sittengemälde, Und so pflegt er auf seine pfiffige Art Geschichts- und Geschichtenschreibung. Amüsant und hintersinnig. Zum Interview …


November 2021

Langsam beleben sich die Lichtspielhäuser, doch viele potentielle Kinobesucher zögern noch. Ob Zertifikate für einen Schub sorgen können? Am Angebot kann es nicht liegen. Hollywood-Produktionen kehren zurück. Überhaupt verspricht der Herbst ein Grossaufgebot an starken Filmen. Machen Sie den ersten Schritt – zurück ins Kino!

Bond, eine Pazifistin und Kulttäter


VORHANG AUF Locarno ist Vergangenheit. Zürich sendet neue Signale. Das Zurich Film Festival ist international eine Marke geworden, auch als Forum für allfällige Oscar-Aspiranten, wie Festivaldirektor Christian Jungen bemerkte. Ihm und seinem Team ist es gelungen, «the last Action Show» mit Daniel Craig als James Bond an Land zu ziehen: «No Time to Die» feiert am ZFF Premiere – gut zehn Minuten nach London. Und das im neuen Kongresshaus!
35 Gala-Premieren sind angesagt, vier Netflix-Produktionen, 164 Filme aus 53 Ländern wurden eingeladen. Aber auch neue Schweizer Filme sind angesagt. Vor allem das Geiseldrama «Und morgen seid ihr tot» (Bild) von Michael Steiner, der zuletzt mit der Literaturverfilmung «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» (2017) sehr erfolgreich war. Steiners neustes Werk beschreibt die dramatische Geschichte der Schweizer Daniela Widmer und David Och, die 2011 in Pakistan entführt wurden und in die Hände der Taliban geraten waren.
Weitere Kino-Highlights und Entdeckungen im «normalen Kinobetrieb»: «Die Pazifistin», ein Dokumentarfilm über die erste Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin der Schweiz, Gertrud Woker, «Preparations to Be Together For an Unknown Period of Time», ein ungewöhnlicher Liebesfilm aus Ungarn, «Riders of Justice», eine schwarze Thrillerkomödie aus Dänemark mit Mads Mikkelsen, oder «Monte Verità», Stefan Jägers Spielfilm über die legendäre Kultkolonie oberhalb Asconas.



September 2021

Langsam beleben sich einige Lichtspielhäuser, wenn auch mit Einschränkungen (Konsum, Platzierung etc.). Engagierte Kinoanbieter gehen in die Offensive. Ein schönes Beispiel dafür ist die Aktion «Allianz Tag des Kinos» am Sonntag, 5. September. Alle Kinotickets kosten dann nur fünf Franken. Gehen Sie auf Entdeckungsreise!

Vom reisenden Baum und legendären Berg


HERBSTZEIT – KINOZEIT Nach dem Festival ist vor dem Festival. Locarno feierte seine Wiedergeburt mit viele Ehrungen und knalligen Filmen. Allein das Publikum war reserviert. Die Besucherzahlen waren eindeutig tiefer als 2019, natürlich auch coronabedingt. Gleichwohl setzte das 74. Filmfestival am Lago Maggiore positive Akzente und Signale. Es gab wie immer Licht und Schatten, Entdeckungen und Enttäuschungen. Einige Schweizer Produktionen seien kurz erwähnt wie die Dokumentarfilme über vergessene Fischer am Kaspischen Meer («Ostrov – Die vergessene Insel») oder über einen gewaltigen Baum in Georgien, der auf Reisen geht («Taming the Garden», Bild). Pech hatte der Schweizer Spielfilm «Monte Verità» (siehe Filmkritik), dessen Premiere auf der Piazza Grande förmlich ins Wasser fiel. Stefans Jägers spielerischer Rückblick auf ein Experiment freier Lebensformen Anfang des 20. Jahrhunderts ist jetzt im Kino zu sehen. Zum Bericht
Isländer wie Dänen sind immer wieder für eine Kino-Überraschung gut. Hannes Thór Halldórssen, Nationalgoalie und Filmer, schickt zwei Cops auf Actiontour, die dabei aneinander Gefallen finden: «Cop Secret». Der Däne Anders Thomas Jensen («Adam's Apples») führt ein schräges Männerquartett zusammen, das Terroristen den Garaus machen will, die «Riders of Justice»  (siehe Filmkritik) Ein köstliches Kinovergnügen mit schwarzem Humor und Mads Mikkelsen als Leitwolf.


Juli 2021

Von Wanda, Hodler und Wien

VORHANG AUF Eine Flut von Filmen, die sich wegen Corona-Massnahmen aufgestaut hat, schwappt nun in die Kinosäle. Einige Filme können nun Premiere feiern, andere wagen einen Neustart. Endlich fand auch die Sozial- und Familienkomödie «Wanda, mein Wunder» (Bild), ins Kino – nach der Premiere am Zurich Film Festival 2020. Ein Gespräch mit der Regisseurin Bettina Oberli («Die Herbstzeitlosen»).
Das gilt auch für den grossen Sieger bei der Oscar-Verleihung 2021, für das US-Roadmovie «Nomadland» mit Frances McDormand, das ein ungeschminktes Bild von ältere Menschen auf Achse zeichnet.
Neue Schweizer Filme machen auf sich aufmerksam, beispielweise «Sami, Joe und ich», ein Film um drei Teenager in Zürich, oder «Football Inside», ein Dokumentarfilm über Fussballer in der Kabine, vor und nach dem Spiel. Thomas Imbach hat den Abbruch des Zürcher Güterbahnhofs in «Nemesis» dokumentiert. Denkwürdig. Siehe auch Breiner's Spot(t)light
Erwähnt sei auch «The Courier», ein cooles Spionagedrama mit einem herausragenden Benedict Cumberbatch. Amerika arbeitet seine jüngste Geschichte auf. Schwere Kost. In «The Mauritanian» geht es um einen afrikanischen Gefangenen im US-Gefängnisghetto Guantánamo auf Kuba; das Politdrama «Judas and the Black Messiah» taucht tief in die Sechzigerjahre und schildert die Verfolgung der Black Panther-Party durch Politik, FBI und Polizei.
Und die Kunst wollen wir auch nicht vergessen. Was haben Ferdinand Hodler und die Wiener Werkstätte gemeinsam? Schauen Sie rein ins Zürcher Kunsthaus. Mehr …

KULTUR AUF DER SPUR Das Thema «Landschaft» beschäftigt den deutschen Künstler Gerhard Richter seit 1963, einem historisch schwer beladenen Genre. Er reflektiert Landschaft, taucht ein, verfremdet, verformt sie auch und schafft neue Landschaften. Viele Bilder wirken fremd, irritieren und faszinieren zugleich. Das Zürcher Kunsthaus zeigt rund 140 Arbeiten (bis 25. Juli 2021), 80 Gemälde sowie Zeichnungen, Fotocollagen, übermalte Fotografien, Grafiken und mehr. Sie umfassen den Zeitraum von 1957 bis 2018. Eingeteilt in die fünf Abschnitte «Landschaften aus zweiter Hand», «Romantisierende Bilder als 'Kuckuckseier'», «Landschaften in der Abstraktion», «Landschaften als fiktionale Konstrukte» und «Übermalte Landschaften». Mehr bei Kultur auf der Spur

FILMHINTERGRUND Jesus fasziniert – bis auf den heutigen Tag. Der Schweizer Theater- und Filmregisseur Milo Rau verknüpft in seinem vielschichtigen Filmdrama «Das neue Evangelium» biblische Geschichte und moderne Sozialkonflikte. Gedreht wurde in Matera, europäische Kulturhauptstadt 2019, dort, wo bereits Pier Paolo Pasolinis 1964 sein Meisterwerk «Das 1. Evangelium – Matthäus» inszenierte. Filmkritik und Gespräch mit Milo Rau. über Dreharbeiten, Besetzung und Botschaften.
Zur Filmkritik … Zum Gespräch
Zum Stream


Zum Schweizer Filmpreis 2021



Juni 2021

Die Vorhänge sind wieder aufgegangen. Noch sind die Zuschauerzahlen in Theatern, Kinos limitiert. Der Besucherandrang in Museen hält sich im Rahmen. Sind die Menschen noch zu vorsichtig oder sich nicht mehr gewohnt auszugehen? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und muss sich wieder umgewöhnen, wenn die Regeln gelockert, die Freiräume vergrössert und Grenzen aufgemacht werden. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. Es sind neue Entdeckungen zu machen.

Vorhang auf für Kräuter, Krisen und Kunst

UNGESCHMINKTE BILDER Hollywood hält sich noch zurück und wartet, bis in Amerika die Kinos wieder aufmachen. So soll das neuste Bond-Actionabenteuer «No Time To Die», letztmals mit Daniel Craig, nach mehrfachen Verschiebungen im Herbst auf die Leinwand kommen. Aber es geht auch ohne Hollywood und seine Mainstreamprodukte, die auf die Masse schielen. Sehr zu empfehlen ist beispielsweise das ganz andere Roadmovie «Nomadland» mit Frances McDormand, das ein ungeschminktes Bild von ältere Menschen auf Achse zeichnet. Der grosse Sieger bei der Oscar-Verleihung 2021.
Auch das etwas schräge dänische Drama um Lehrer in der Midlife-Krise, die Alkohol zum Lebenselixier machen, kam in die Oscar-Ränge: «Drunk». Nun im Kino. Auch das US-amerikanische Familiendrama «Minari» wurde in Hollywood ausgezeichnet. Die Grossmutter, die an die Kraft des Krautes Minari glaubt, wird zur tragenden Kraft. Neue Schweizer Filme machen auf sich aufmerksam: «Sami, Joe und ich» (Bild) beispielsweise, ein Film um drei Teenager in Zürich, oder «Football Inside», ein Dokumentarfilm über Fussballer in der Kabine, vor und nach dem Spiel. Und dann natürlich «Wanda, mein Wunder», der im Juni starten soll. Und vergessen Sie die Kunst nicht, die in Zürich einen gewaltigen Ausbau erfuhr … Mehr …

KULTUR AUF DER SPUR Seit Ende April ist der Anbau des Zürcher Kunsthauses einem interessierten Publikum zugänglich bis 24. Mai. Eine einmalige Gelegenheit, den David-Chipperfield-Bau sozusagen pur zu erleben. Nur wenige Kunstwerke (Calder, Max Ernst) sind zu sehen. Der raumgreifende monumentale leere Neubau fürs Zürcher Kunsthaus wurde mit acht Kirchenglocken bestückt. Ein imposantes Hörerlebnis, arrangiert vom Choreographen William Forsythe. Zum Bericht …


Mai 2021

AUFTAKT Die Geduld wird strapaziert. Gebote und Verbote nerven auf Dauer – im Alltag und überhaupt. Kino- und Theatertüren bleiben noch verschlossen. Doch Lichtblicke machen Hoffnung. Heben sich die Vorhänge wieder um oder nach Ostern? Bewegen Bilder im Kino wieder Sinne und Herzen. Nehmen wir's wie Erich Kästner: «Wird's besser? Wird's schlimmer?», fragt er. «Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.» Schaun wir mal!

Den Bildern eine Bahn brechen

MENSCHEN IN BEWEGUNG  Das neuste Bond-Actionabenteuer «No Time To Die» mit Daniel Craig lässt noch lange auf sich warten. Andere Filme weichen auf Streaming-Plattformen aus. Manche starten im April gleichzeitig im Kino und Streaming wie etwa «Das neue Evangelium», das Drama von Milo Rau zwischen biblischer Geschichte und Sozialkonflikten heute. Andere Filme wie «Schwesterlein» mit Nina Hoss, Lars Eidinger und Marthe Keller rufen zum Neustart. Endlich kann auch Bettina Oberlis «Wanda, mein Wunder» (Bild) in den Kinos starten. Ein heisser Oscar-Anwärter (Verleihung voraussichtlich am 25. April ) ist «Nomadland» mit Frances McDormand, ein ungeschminktes amerikanisches Roadmovie um ältere Menschen, die aus der Bahn geworfen wurden.

FILMHINTERGRUND Sie ist seit 30 Jahren als Schauspielerin aktiv und gefragt. Die Baselbieterin Regula Grauwiller (Bild: Alberto Venzago) wirkte in vielen TV-Serien («Der Bergdoktor») und Reihen («Tatort», «Zürich-Krimi», «Das Traumschiff») mit. Erst kürzlich spielte sie in der ZDF-Romanze «Ein Sommer auf Elba» mit, bei der ihr Mann Jophi Ries Regie führte. Ihr Projekt «Wortspektakel», das sie zusammen mit Stefan Gubser entwickelt hat, liegt aufgrund der Corona-Einschränkungen zurzeit auf Eis. Zum Interview …

BÜCHER Lust auf Lesen? Breiner's Kulturtipps hilft Ihnen auf die Sprünge. Wussten Sie, dass alles, auch Pandemien, schon mal dagewesen ist. Ein Blick in Pandemie-Filme und was man für die Corona-Krise daraus lernen könnte. – Tatort ist Fernsehkult. Ein Büchlein über «50 Jahre Sonntagsmorde» blickt dahinter, erzählt von witzigen Anekdoten und Skandalen, sammelt Zitate und Fakten. – Stockholm im Jahr 1793. Cecil Winge, ein Ermittler im Dienst der Stockholmer Polizeikammer, und Jean Michael Cardell, ein Kriegsveteran mit einem Holzarm, versuchen einen grausamen Fall um eine verstümmelte Leiche zu lösen. Der Schwede Niklas Natt Och Dag (Bild) verfasste die historischen Krimis «1793» und «1794» – verzwickte und wuchtige, grausame und blutige, stimmige und spannende Geschichten. Mehr Kulturtipps ...


März 2021

Das Jahr 2020 hat geschlossen – und wie! Viele Türen blieben und bleiben über Wochen und Monate verschlossen. Konzertsäle, Kinos und Museen, selbst manche Kirchen mussten dicht machen. Aber die Tage werden heller und die Hoffnung wächst. Und dann hebt sich der Vorhang wieder, die Lichter gehen aus und an: Bilder bewegen sich, bewegen Sinne und Herzen. Mit Geduld und Gelassenheit in die nahe Zukunft. Nehmen wir's wie Erich Kästner: «'Wird's besser? Wird's schlimmer?', fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.» Schaun wir mal!

AUFGESCHOBEN, ABER NICHT AUFGEHOBEN Streamingdienste haben Hochkonjunktur. Mögliche Blockbuster wie «Mulan», «Matrix 4» oder «Dune» sind hier zu mieten. Andere Filme wie «Wonder Woman 1984», «Mission Impossible 7», «Billie» oder «Nomadland» sind auf 2021 verschoben – wahrscheinlich mit Streaming-Parallelstart. Das neuste und letzte Bond-Actionabenteuer «No Time To Die» mit Daniel Craig soll im März die Kinoleinwände beleben, wenn … Aber nicht nur Blockbuster warten auf den Neustart, auch kleine, aber interessante Filme sind angesagt wie «Wanda, mein Wunder» (Bild) von Bettina Oberli (Start im März). Andere wie die Dokufiction «Nuestras Madres» und das Porträt «Gilles Caron – Histoires d'un regard» sind vorderhand auf den Streamingdienst filmingo (Trigon-Film) ausgewichen. 

Solothurn online

FILMTAGE Trotz Corona-Einschränkungen, fanden die 56. Solothurner Filmtage statt (20. bis 27. Januar 2021), notgedrungen nur online. Eine Vorschau … Dem Tessiner Filmer und Produzent Villi Hermann (Bild: Doku-Spielfilm «San Gottardo», 1977), widmete Solothurn die Retrospektive (Rencontre). Wir sprachen mit dem gebürtigen Luzerner über Kino ohne Publikum und die Lust an Produktionen. Hermann gründete 1981 imagofilm und wirkt seit über 50 Jahren im Tessin. Mehr …
Dem verstorbenen Filmer, Autor und Pädagogen
Karl Saurer (rechts, mit Ed Kaelin beim Dreh zu «Steinauer Nebraska») aus Einsiedeln widmete Solothurn eine Hommage und zeigte seinen Dokumentarfilm  «Steinauer Nebraska». Mehr …

Preise und Nominationen
Die Filmtage 2021 ohne Live-Publikum in Solothurn sind Vergangenheit. Die Online-Alternative hat funktioniert und bleibt hoffentlich die Ausnahme. Anita Hugi und ihr Team sind zufrieden. Wie immer wurden Preise verliehen – ohne Applaus und Publikumsreaktionen. Die Gewinner sind «Mare» von Andrea Štaka (Prix de Soleure, Bild), «Beyto» von Gitta Gsell (Prix du Public) und «Von Fischen und Menschen» von Stefanie Klemm (Opera Prima). Ausserdem wurden in Solothurn die Nominierten für den Schweizer Filmpreis 2021 bekannt gegeben. Die Favoriten heissen «Mare», dreimal nominiert, und «The Brain – 5 Nouvelles du Cerveau», fünfmal nominiert.  
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Filmtage 2021: Bemerkenswerte Bilanz

SOLOTHURN Die 56. Solothurner Filmtage fanden trotz massiver Corona-Einschränkungen statt – als Home-Edition. Der Not gehorchend. Ein mutiger Schritt, den geschlossenen Kinosälen zum Trotz eine Werkschau des Schweizer Films durchzuführen. Filmtagedirektorin Anita Hugi freute sich denn auch zurecht über die erfolgreiche Resonanz. «Wir erreichten mit dem Filmprogramm ein grosses und zusätzliches Publikum», bilanzierte sie. Dank des Eröffnungsfilms «Atlas», der von allen drei Landessendern SRF2, RSI LA2 und RTS 2 ausgestrahlt wurde (mit einer Quote von 95 000 Zuschauern), und allgemeinem regen Interesse wurden die Online-Filmvorstellungen 125 000 Zuschauern/-innen erreicht. Die Filmtage registrierten über 90 000 Website-Besuche innerhalb einer Woche und 850 000 Page Views. Es sei ihnen gelungen, so Anita Hugi, die Sichtbarkeit des Schweizer Films auch in der Pandemie zu stärken. Die Ausgabe 2021 verzeichnete 32 Welt- und Schweizer Premieren. 1117 Medien- und Branchenvertreter hatten sich für die Online-Werkschau akkreditiert.
Die Solothurner Filmtage haben sich nach Kräften engagiert und das Interesse des Publikums trotz massiver Einschränkungen geweckt. Es ist zu hoffen, dass diese spezielle Ausgabe einmalig bleibt, denn Kinofilme und ein Festival ohne Publikum vor Ort sind wie Licht ohne Schatten, Musik ohne Resonanz oder Festmenü ohne Geschmack. (29.01.2021)


Dezember 2020

Erwacht – 
das Kino lebt!

Auch weil der neuste Bond aufs nächste Jahr verschoben wurde und andere Hollywood-Grossproduktionen ihr Heil in Streamingdiensten suchen, werben die Kinos um so mehr um die Gunst des Publikums, das eher reserviert das vielfältige Angebot annimmt. Dank der Leinwand-Lücken, die Hollywood aufgerissen hat, haben kleinere, engagierte und sinnvolle Filme eine Chance. Zeit für Entdeckungen, beispielsweise für den Gewinner von Berlin 2020, für das iranische Episodenwerk «There Is No Evil», oder für die dänische Familiengeschichte «A Perfectly Normal Family». Reinschauen lohnt sich.

SCHAUPLATZ ZÜRICH Das Schweizer Fernsehen wollte wohl ein Signal für einen Neustart setzen und verlegte den «Tatort» von Luzern nach Zürich. Die neuste Produktion «Züri brännt», ausgestrahlt am 18. Oktober 2020, mit dem neuem Ermittlerteam Anna Pieri Zuercher und Carol Schuler war freilich nicht das Gelbe vom Krimi-Ei. Der Zickenkrieg an der Limmat, gespickt mit Reminiszenzen an Zürcher Krawalle, einem ungelösten Fall um Schuld und Sühnen (Selbstmord!), war schlicht überfrachtet. Mit diesem «Tatort» konnte man nicht warm werden (trotz Titel). Der Schauplatz Zürich bleibt entwicklungsfähig. Andere persönliche Seiten zeigt Stefan Haupts Dokumentarfilm «Zürcher Tagebuch» (Bild). Das Spiegelbild einer vibrierenden Stadt und einer irritierenden spannenden Zeit. Der Zürichsee beziehungsweise seine Ufer sind Schauplatz eines anderen Schweizer Films und zwar des originellen Familiendramas «Wanda, mein Wunder» von Bettina Oberli. Mehr …

FILMHINTERGRUND Er tourt mit Soloprogrammen wie «Der Trafikant» oder «Bajass» durch die Kleintheater, mimt einen Polizisten in den «Bozen-Krimis» oder leiht seine Stimme für Dokumentarfilme wie «Hexenkinder» oder «Zürcher Tagebuch». Der Innerschweizer Hanspeter Müller-Drossaart (65) ist ein Sprach- und Dialektvirtuose. Wir sprachen mit ihm über Bühne und Film, Sprache, Bilder und Corona. Zum Interview ...


Oktober 2020

Monatelang blieben die Vorhänge geschlossen, es herrschte Totenstille im Kino. Nun bewegen sie uns wieder – die Bilder, Geschichten, Schicksale. Ein deutliches Zeichen setzt nun das 16. Zurich Film Festival (24. September bis 4. Oktober 2020) und bricht eine Lanze fürs Kino. 165 Filme werden aufgeführt, darunter 23 Weltpremieren. Und Preise gibt's auch für Iris Berben (Bild), Juliette Binoche, Rolf Lyssy, Til Schweiger und mehr.

ZFF 2020: Kollektives Erlebnis

EINBLICKE Corona, der Pandemie und allen Einschränkungen zum Trotz: Das Zurich Film Festival setzt Zeichen für den Realfilm und ein kollektives Kinoerlebnis. Mehr als drei Wettbewerbe und 23 Weltpremieren kann man kaum bieten. Gala-Premieren sind Glanzpunkte des ZFF. Aus Schweizer Sicht sticht diesbezüglich der Eröffnungsfilm «Wanda, mein Wunder» mit Marthe Keller, Anatole Taubman von Bettina Oberli ins Auge. Gespannt ist man auch auf Sönke Wortmanns neuste Komödie «Contra», auf Moritz Bleibtreus Regiedebüt «Cortex» oder aufs Roadmovie «Nomadland» mit Frances McDormand, das just in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde.  Bemerkenswert ist obendrein Stefan Haupts «Zürcher Tagebuch», eine sehr persönliches Zeitdokument des «Zwingli»-Regisseurs. Ein Höhepunkt dürfte die Weltpremiere von Rolf Lyssy Komödie «Eden für jeden» (28. September) sein. Der Zürcher wird für sein Lebenswerk mit dem Career Achievement Award geehrt wird (siehe grosses Interview). Mehr über das ZFF …

KULTUR AUF DER SPUR Heute noch spricht man von den Goldenen oder Wilden Zwanzigern. Sie sind prägend bis heute. Die Stichworte Bauhaus, Dada, Neue Sachlichkeit künden davon. Die grosse Rückschau «Schall und Rauch» im Zürcher Kunsthaus gibt spannende Einblicke – von der erotischen Tänzerin Josephine Baker (Bild) über neues Frauenbewusstsein, Mode, Design und Architektur. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Spanischen Grippe gierte man nach Lust und Leben. Es wurde zum Aufbruch geblasen: eine Gesellschaft im Umbruch und in Partylaune. Mehr …


September 2020

KULTURTIPPS Das Heimkino, beispielsweise Dank myfilm.ch, filmingo oder Outside the Box tröstete uns wochenlang über verwehrte Kinoerlebnisse hinweg. Nun beleben sich die Kinosäle wieder, wenn auch mit Einschränkungen und erforderliche Sicherheitsmassnahmen, mit hoffentlich vielen Besuchern. Wir halten Sie auf dem Laufenden von Wiederaufnahmen wie «Mare» oder «La Vérité» bis zu Clint Eastwoods neuem Heldendrama «Richard Jewell». Dabei haben wir nicht nur neue Filme im Fokus, sondern auch Streamingangebote, interessante Bücher wie die Biografie über Clint Eastwood (Bild, bei den Dreharbeiten zu Don Siegels «Coogans grosser Bluff», 1968), den «Mann ohne Namen», Schauspieler und Regisseur, sondern auch andere Kulturereignisse und Tipps. Siehe Breiner's Five.

Corona, der Pandemie und allen Einschränkungen zum Trotz: Die Organisatoren von Fantoche, dem Internationalen Festival für Animationsfilme, lassen nicht locker und laden zum 18. Mal zum speziellen Filmtreffen in Baden (vom 1. bis 6. September 2020). Der Fokus heisst Heldinnen. «Lachsmänner» (Bild) von Veronica L. Montaño, Manuela Leuenberger und Joel Hofmann, CH 2020. Mehr …


Juni 2020

Stillstand –
und wir bewegen uns doch

Die Vorhänge bleiben geschlossen, Totenstille im Kino, die Bilder stehen still. Das bedeutet aber nicht, dass Filme unsere Leben nicht beleben könnten. Kultur, Kino – warum nicht daheim? Textatur hilft Ihnen derweil auf die Sprünge beim Lesen, beim Sehen, beim Entdecken oder Wiederentdecken.

Bewegte Bilder zwischen Bildschirm und Buchdeckeln

KULTURTIPPS FÜR ZU HAUSE Die Kinotüren sind (noch) verschlossen. Gleichwohl sind Filme zu entdecken – dank Streamingdiensten. Sie stehen zurzeit hoch im Kurs: Heimkino beispielsweise bei myfilm.ch oder bei Outside the Box. Hier wählt man das Partnerkino einer Stadt (etwa RiffRaff in Zürich, kult.Kino in Basel oder KinoK in St.Gallen). Mit 10 Franken ist man dabei, wobei die Hälfte des Betrags an das entsprechende Kino geht. Andere Dienste heissen filmingo (Trigon Film) oder filmo, spezialisiert auf Schweizer Filme. Bei arttv kann man als Mitglied Streaming-Gutscheine erwerben (Infos und Anmeldung unter: arttv.ch/mitglieder).
Wir haben uns umgesehen und stellen fünf Projekte vor unter der Marke Breiner's Five – eben Filme fürs Heimkino – von einem iranischen Charmeur (Bild) über einen finnischen «Erlöser» (Euthanizer) bis zu Professor T. und Swiss Filmmakers. Mehr… Mehr…

EINBLICKE Manchmal muss es auch ohne Publikum gehen, aber das kann nur corona-bedingt eine Ausnahme sein.
In leeren Studiohallen wurde die Lolas, die Deutschen Filmpreise 2020, virtuell überreicht. Grosser Abräumer war das Jugenddrama «Systemsprenger» mit acht Auszeichnungen über eine rebellisches, unbändiges Mädchen. Mehr …


Mai 2020

KULTURTIPPS FÜR ZU HAUSE Wir haben uns auf Entdeckungsreise gemacht und stellen fünf Filmwerke vor unter der Marke Breiner's Five – Filme von Boule bis Harakiri. Miterleben kann man die Odyssee eines unbändigen Mädchens (Bild), das Drama dreier Schwestern und das dreier Geschwister, die unglaubliche Geschichte eines Boule-Enthusiasten und das Porträt eines japanischen Poeten, Schriftstellers und radikalen Traditionalisten. Und dazu gibt's zahlreiche Tipps zum Lesen, Sehen, Bereichern. Mehr…


April 2020

FILMFESTIVAL Infolge des Corona-Stillstands musste die 51. Ausgabe des Dokumentarfilmfestivals Vision du Réel (25. April bis 2. Mai) in Nyon neue Wege gehen. Es findet online statt und kann ab Ende April online besichtigt werden. Das Festival stellt das Filmangebot selektiv und gratis ins Netz. (Im Bild: «Anerca, Breath of Life» von Johannes Lehmuskallio, Markku Lehmuskallio, Finnland) Achtung: Manche der 130 Filme stehen nur 24 Stunden zur Verfügung: visionsdureel.ch
FILMFESTIVAL Das diesjährige Festival International de Films Fribourg (FIFF) ging ohne Live-Publikum über die Leinwand bzw. Bildschirme. Rund 15 Wettbewerbsfilme können gestreamt werden, beispielsweise ist der diesjährige Gewinner «You Will Die At 20» von Amjad Abu Alala, der erste Langfilm, der seit 40 Jahren im Sudan gedreht wurde, auf der Plattform filmingo.ch zu sehen. Ein weiterer Langfilm im Wettbewerb, «Atbai's Fight» des kasachischen Regisseurs Adlikhan Yerzhanov, ist auf der Plattform cinefile.ch verfügbar (bis 30. April). Weitere Filme auf festivalscope.com.

EINBLICKE Die Schweizer Filmpreise 2020 wurden vom BAK bekannt gegeben. Filme wie «Bruno Manser», der fast leer ausging, können in Streaming Diensten visioniert werden. Andere wie «Le milieu de l'horizon» (Filmpreis für besten Spielfilm) liefen fast unbemerkt in Arthouse-Kinos oder sind wie «Insoumises» (Bild) noch zu entdecken, wenn die Kinos wieder öffnen.
Eine Übersicht der Quartz-Preisträger.

FILMHINTERGRUND Ein Charmeur im Gespräch und Künstler mit vielen Facetten: Ulrich Tukur ist auf vielen Bühnen zuhause – in Theatern und Konzertsälen, vor Kameras und am Schreibtisch. Der Schauspieler, Sprecher (Hörspiele), Sänger und Löwe (im Sternzeichen) schreibt auch Bücher, zuletzt den Roman «Der Ursprung der Welt». Der gebürtige Hesse mimt den «Tatort»-Kommissar als auch Generalfeldmarschall Rommel oder einen Stasi-Offizier im Kino. Jetzt spielt er behände und diabolisch einen perfiden CEO im Schweizer Managerdrama «Jagdzeit». Zum Interview

KULTUR AUF DER SPUR Sie ist seit über 30 Jahren aktiv als Künstlerin, Ausstellerin, Autorin und Filmerin. Die Zürcherin Anka Schmid zeigte gezähmte wilde Frauen im Dokumentarfilm «Wild Women – Gentle Beasts». Sie schuf 2017 den widerborstigen Filmessay «Haarig». Ihre bewegten Bilder sind auch nun in Händen zu halten – zwischen Buchdeckeln. Ein furioses Sammelwerk mit vielen Geschichten vom feinsten Körperteil: «Haarig! Revolte, Magie, Erotik». Ein Lese- und Schauvergnügen. Weiterlesen…

KULTUR AUF DER SPUR Die Titel ihrer Bücher und Filme sind so anregend und appetitlich wie die Geschichten selber. Ob Dampfnudel, Knödel oder eben Leberkäs – bei den Provinz-Krimis der Bayerin Rita Falk (Bild) spielt das Essen immer eine Rolle, aber auch der Schalk, das Schräge, die Kontroverse und mindestens eine Leich'. Zehn Krimis in zehn Jahren und nun die sechste Verfilmung in den Kinos: «Leberkäs Junkie» Franz Eberhofer ermittelt wieder mit viel Schmäh, Schrulligkeit, Schnaps und Bier. Wir trafen die Autorin in Zürich. Weiterlesen…

REPORTAGE Die älteste Stadt Deutschlands liegt an der Mosel: Trier in Rheinland-Pfalz. Bereits zu römischen Zweiten war sie eine Metropole, vor über 2000 Jahren unter dem Namen Augusta Treverorum gegründet. Sie birgt nicht nur zahlreiche Zeugnisse römischer Baukultur wie die Porta Nigra oder die Kaiserthermen, sondern bietet auch bacchantische Genüsse, sprich Moselwein. Hier begegnet man dem grossen Denker und Kapitalisten Karl Marx, aber auch einem Gladiator oder einem Zenturio. Kommen Sie mit auf Entdeckungstour in Trier.

FILMHINTERGRUND Seit zehn Jahren spielt er den Shakespeare-Helden «Hamlet». Zum 200. Mal wütet er als «Richard III.» auf derselben Bühne. Lars Eidinger ist Deutschlands Topschauspieler. Nun verkörpert der Berliner den Dramatiker Bertolt Brecht im «Mackie Messer»-Film und tourt auf einem Mofa durch Deutschland: Die Roadkomödie «25 km/h» ist ein Kino-Schelmenstück. Ein Porträt.


März 2020

FILMKRITIK Bilder bewegen, informieren, inspirieren, verführen und manchmal wirken sie nach. Sie dokumentieren, wiederspiegeln oder widersprechen. Im Herbst/Winter starten jede Woche Filme im Übermass in den Kinos. Wir sortieren, analysieren und informieren.
Der rührige Produzent und Filmer Samir (im Bild mit seinem Ensemble) lässt sein Heimatland Irak nicht los. In seinem jüngsten Spielfilm beschreibt er, wie Exilanten in London, ein neues Leben beginnen, aber den Schatten Iraks nicht loswerden in «Baghdad in My Shadow». Ein Gespräch mit Samir.
Es ist noch nicht alles verloren auf dieser Welt. Es gibt Alternativen. Erwin Wagenhofer berichtet von «Solar-Mamas» in Indien, von einem Förster, der pure Holzhäuser baut, von einem Schweizer Paar, das auf La Palma Ödland wiederbelebt, und von einem witzigen weisen Dalai Lama: «But Beautiful». Ein Gespräch mit dem Filmemacher über Lebendigkeit, Verbundenheit, Balance und Permakultur.
Weitere Kinohighlights: Martin Scorsese schuf mit der alten Garde Pacino, De Niro und Pesci ein monumentales Mafiaepos: «The Irishman»; Christian Schwochow verfilmte Siegfried Lenz' historische «Deutschstunde»; Ian McKellan («The Lord of the Rings») und Helen Mirren («The Queen») brillieren im perfiden Rachethriller «The Good Liar», Corinna Harfouch zieht als verkannte Pianistin «Lara» bittere Bilanz, und Jacqueline Zünd schildert Trennungen aus der Sicht von Scheidungskindern in «Where We Belong».

EINBLICKE In Solothurn sind die Vorhänge gefallen und die Lichter ausgegangen. Die neue Leiterin Anita Hugi zieht eine positive Bilanz ihrer ersten Solothurner Filmtage: Die Preise sind vergeben, das Programm stimmte und die Säle waren sehr gut besucht – mit 66 000 Zuschauern und Zuschauerinnen. Wie blicken zurück auf acht Filmtage unter acht Aspekten. Mit einem Klick zum Blick zurück.


Februar 2020

EINBLICKE Im Januar lädt Solothurn traditionell zum Treffen der Film- und Fernsehbranche, der Filmschaffenden und Filminteressierten. An den 55. Solothurner Filmtage (22. bis 29. Januar 2020) werden annähernd 180 aktuelle Schweizer Filme und Koproduktionen aufgeführt. Den Auftakt macht Micha Lewinskys Spielfilm «Moskau Einfach!», ein Sittenbild über die die Fichenaffäre. Wir sprachen mit der neuen Direktorin der Filmtage, Anita Hugi (Bild). Zum Interview.


Januar 2020

FILMHINTERGRUND Geboren in Beckenried, aufgewachsen in Altdorf und in Zürich heimisch geworden, der Filmemacher Fredi M. Murer hat die Schweizer Filmgeschichte mitgeprägt. Seine Fiktion «Grauzone» hat visionäre Kraft, sein «Höhenfeuer» ist ein Meisterwerk, sein «Vitus» eine Hommage an Bruno Ganz. Der Innerschweizer wird am Filmfestival Locarno mit einem Leoparden für sein Lebenswerk geehrt. Wir trafen den «visionären Poeten» in seinem Refugium in der Zürcher Altstadt. Ein Gespräch übers Filmen gestern und heute, Erwartungen, Erfahrungen, Enttäuschungen und Ehrungen. Zum Gespräch

FILMHINTERGRUND Daniel Rohr leitet seit 15 Jahren das Theater Rigblick, Zürich. Eine Erfolgsgeschichte. Der Schauspieler, Regisseur und Autor steht wechselweise vor den Kameras, auf und hinter der Bühne. Daniel Rohr (Foto: Toni Suter/T+T) ist Teamleiter, Kraftquell und leidenschaftlicher Kulturakteur. Zurzeit probt er an einem neuen Geniestreich: «Tribute to Woodstock», einer Musikperformance anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des legendären Musikfestivals «3 Days of Peace & Music». Jenes gigantische Ereignis der Hippiebewegung von 1969, das beinahe zur Katastrophe geworden wäre. Zum Interview



November 2019
FILMKRITIK Der Schweizer Bruno Moll ist den Spuren des Malers Frank Buchser nachgegangen. «The Song of Mary Blane» (Bild) heisst seine filmische Annäherung an einen Abenteurer, Künstler, Indianer- und Frauenfreund. Wir sprachen mit Bruno Moll, der entdeckte, dass der Maler in geheimer Mission unterwegs war (zum Interview). Aufmerksamkeit verdient auch die bizarre Wüstenparabel «Le miracle du Saint Inconnu» aus Marokko – in karger Wüstenlandschaft mit kargen Dialogen. Erzählt wird eine Geschichte zwischen Wahn und Wirklichkeit. Es geht um Beute, ein Mausoleum und um einen unbekannten Heiligen. Ein Sozialdrama mit Galgenhumor ist der französische Film «Les invisibles». Frauen helfen Frauen, flössen Menschen, die aus der Bahn wurden, neues Selbstvertrauen und Stolz ein. Erinnert werden soll auch an den revolutionären Modefotografen Peter Lindbergh. Er hat Models zu Stars gemacht und Frauen mit der Kamera geliebt. Der Dokumentarfilm «Peter Lindbergh – Women's Stories» legt davon Zeugnis ab.

Die Gründer und Organisatoren Nadja Schildknecht und Karl Spoerri haben mit ihrem Kino-Event einen Gipfel erklommen und werden sich 2020 zurückziehen. Das 15. Zurich Film Festival (26. September bis 6. Oktober) verspricht ein «Fest fürs Kino – Ein Fest für alle», bietet über 170 Filme, Gala-Premieren, Wettbewerbe, Welt-Sichten oder Master-Talks. Kein Festival ohne Awards: In diesem Jahr werden Roland Emmerich, Kristen Stewart und Cate Blanchett (Bild) mit Golden Eyes geehrt. Mehr….



September 2019

FILMKRITIK Der Sommer lockt nicht nur mit vielen Openair-Veranstaltungen, wo meistens Reprisen und bewährte Hits laufen, sondern schwemmt jede Menge neue Filme ins Kino. Vor fast zwanzig Jahren ging ein russisches U-Boot auf Grund. Ein privates wie auch politisches Drama und Tragödie: «Kursk». – Geht das gut? Ein Journalist der groberen Art wird von einer US-Aussenministerin als Ghostwriter angeheuert: «Long Shot», eine romantische Komödie mit Charlize Theron. – Peter Jackson («Lord oft the Rings») ist tief in die Archive der BBC und des Imperial War Museums gestiegen und hat alte Aufnahmen belebt. So entstand die aussergewöhnliche Dokumentation über Männer im Ersten Weltkrieg: «They Shall Not Grow Old». – Wohnraum ist in Grossstädten zum Problem geworden: «Push – Für das Grundrecht auf Wohnen», eine globale Recherche. – Raus aus der Stadt und rein ins Land. John und Molly Chester (Bild) haben einen verödeten Landstrich bei Los Angeles in ein Paradies verwandelt: «The Biggest Little Farm». Eine Begegnung mit dem Farmer und Filmer. – Oder haben Sie vielleicht Lust auf eine Reise in die römische Geschichte, dann steuern Sie doch Trier an, die älteste Stadt Deutschlands – eine Reportage zwischen Marcus, Marx und Mosel. Schauen Sie rein!

EINBLICKE Die 17. Ausgabe des Internationalen Festival für Animationsfilme in Baden ist so abwechslungsreich wie die Welt und Phantasie. In sechs Tagen (3. bis 8. September) werden über 300 Kurz- und Langfilme aus aller Welt aufgeführt. Ein thematischer Schwerpunkt bilden Filme über Aufbruch, Migration und Heimat, dazu kommen Wettbewerbe, Make-offs, Begegnungen (Bild: «Retrospective Joanna Priestley»). Weiterlesen…

EINBLICKE Neue Besen kehren gut, sagt man. Doch man sagt auch, gut Ding will Weile haben. Die neue Direktorin Lili Hinstin startete ambitioniert, übersah aber, dass Locarno seine eigenen Charakter hat. Ihr fehlt (noch) das Feeling für das Piazza-Programm und für Schweizer Filme. Die wurden eher stiefmütterlich behandelt, obwohl ein Schweizer den Ehren-Leopard für sein Lebenswerk erhielt: Fredi M. Murer war zwar präsent, seine Filme und Zeichnungen wurden aber an den Rand gedrängt. Zum Bericht



Juli 2019

EINBLICKE Alljährlich im August schaut die Filmwelt auf die Stadt am Lago Maggiore. Nachdem der künstlerische Leiter Carlo Chatrian dem Ruf nach Berlin gefolgt ist, hat die Pariserin Lili Hinstin (im Bild mit Festivalpräsident Marco Solari) die Direktion des Filmfestivals Locarno übernommen. Annähernd 130 Filme werden aufgeführt. Die neue Direktorin scheut kein Risiko, ihr Piazza-Programm ist denn auch eher auf Cineasten, denn auf ein breites Publikum zugeschnitten. Höhepunkt dürfte Tarantinos «Once Upon a Time … in Hollywood» sein. Ausserdem: Wettbewerbe, Cineasti del presente, Panorama Suisse, die Retro «Black Light», die Semaine de la Critique feiert die 30. Ausgabe, und Fredi M. Murer erhält einen Leoparden für sein Lebenswerk. Lesen Sie mehr.

REPORTAGE Ihre Mauern erzählen Geschichten und Geschichte. Eine Reise nach Rheinland-Pfalz führt unweigerlich zu den romanischen Domen von Speyer, Worms und Mainz. Hier stand Luther (Bild) und konnte nicht anders, protestierten Bürger (Protestanten), liegen Könige und Kaiser, aber auch Helmut Kohl begraben. Eine Entdeckungsreise heute. Eine Entdeckungsreise auf historischen Spuren, aber auch zum ältesten jüdischen Friedhof in Deutschland, zu Marc Chagall und einer Wein-Fundstätte.

Juni 2019

FILMKRITIK In Cannes treffen sich Filmemacher, Produzenten, Verleiher, Cineasten. Dort wird gekauft und entschieden, was demnächst oder später in unsere Kinos kommt. Wir halten uns an die Gegenwart, an Filme, die jetzt schon das Licht im dunklen Saale erblicken. Da wäre beispielsweise eine junge Frau, die ein Kreuz erobert und ein Kreuz mit einer verknöcherten Männergesellschaft hat: «God Exists, Her Name Is Petrunya». Ein trister Fall aus dem englischen Subproletariat: Richard Billingham schildert einen familiären Zerfall in «Ray & Liz». Ein Mann kämpft an vorderster Front gegen die Schliessung einer Produktionsstätte in «En guerre». Sie waren Stars in alten Hollywoodzeiten: Stan Laurel und Oliver Hardy, bei uns bekannt als «Dick und Doof». Jon S. Baird hat die letzten Jahre der Slapstick-Künstler phänomenal rekonstruiert: «Stan & Ollie» (Bild). Schauen Sie rein!

FILMHINTERGRUND Weil ihm die Justiz Gerechtigkeit verweigert, nimmt ein Mann das Recht selber in die Hand und erschiesst einen Grossindustriellen mit dunkler Vergangenheit. Ein Beispiel von Selbstjustiz, den Ferdinand von Schirach in seinem Roman «Der Fall Collini» entwickelt.
Marco Kreuzpaintner (siehe Interview/Hintergrund) hat den Stoff um einen Justizskandal auf die Leinwand gebracht – mit Elyas M'Barek als Anwalt und Franco Nero als Täter (Filmkritik).

Mut machen!

FILMHINTERGRUND Dokumentarfilmer Nino Jacusso hat sich an die Fersen von drei Produzenten geheftet, die alternative Wege suchten und fanden. Der Solothurner drehte «Fair Traders», ein spannendes, nachhaltiges Dokument (siehe auch Filmkritik). Wir trafen ihn in Solothurn zum Interview.



Mai 2019
FILMKRITIK Der Zürcher Reformator Zwingli bewegt auch 500 Jahre nach seinem Antritt als Prediger an der Limmat: Das Publikum strömt ins Kino, 300'000 Besucher wurden gezählt und es werden immer noch mehr. (Filmkritik). Regisseur Stefan Haupt und Jud-Darsteller Anatole Taubman sprechen über die Verfilmung und die Bedeutung des Kirchenmanns (Zu den Interviews). Dieser populäre Spielfilm wurde jedoch beim Schweizer Filmpreis 2019 übergangen. Mehr über den Quartz und eine fragwürdige Preisvergabe in der Rubrik Einblicke. – Ein Besessener macht Theater. Der Zürcher Musenmann Daniel Rohr hat das Theater Rigiblick in 15 Jahren zu neuen Höhen geführt. Ein Gespräch. – Eine Frau bringt den Comic-Helden neue Dynamik: «Captain Marvel». Actionkino und mehr. – Vincent van Gogh, der berühmte Maler, ist kein unbekannter im Kino. Jetzt bietet Willem Dafoe (Bild) eine faszinierende Performance als getriebener Künstler in «At Eternity's Gate». Eine Begegnung mit dem Regisseur Julian Schnabel und seiner Cutterin Louise Kugelberg. Schauen Sie rein!


Zum vierten Mal lädt Einsiedeln im Mai zum Film Festival (EFF). Am Samstag, 11. Mai, werden innovative Kurzfilme aufgeführt, dazu gibt es den Wettbewerb Young Talents und den phantastische Animationsfilm «Loving Vincent» – eine andere Begegnung mit Vincent van Gogh. Grazyna Schweiwiller (Bild) leitet diesen cineastischen Anlass mit Lust und Leidenschaft – in der Cineboxx Einsiedeln. Der Eintritt ist gratis. Weiterlesen…

Wenn aus Nina plötzlich Fatima wird…

Man/frau ahnt nichts Böses, und dann das: Tochter Nina outet sich als Muslima in Wien. Der Vater (Simon Schwarz), inzwischen mit neuer Frau, und Mutter (Caroline Peters) sind überfordert und tun ihr Bestes: «Womit haben wir das verdient?» Regisseurin und Autorin Eva Spreitzhofer (Bild) erzählt, wie es zu ihrer Culture-Clash-Komödie kam, warum ein Kopftuch nicht nur ein Kleidungsstück ist und Toleranz ihre Grenzen hat. Zum Interview

Ein Paar lässt sich nicht aufhalten:
«Immer und ewig»

Die Basler Filmerin Fanny Bräuning (43) hat ihre Eltern auf Camperreisen im Mittelmeerraum begleitet. Ein schwieriges Unterfangen, denn ihre Mutter Annette (70) ist seit Jahrzehnten vom Hals abwärts gelähmt und ihr Vater Niggi (71) Mädchen für alles – Fahrer, Tüftler, Fotograf, Pfleger und fürsorglicher Ehemann (Bild). «Immer und ewig» (siehe Filmkritik) – ein sehr persönlicher Film und Dokument einer Liebe. Er wurde in Solothurn mit dem Prix de Soleure ausgezeichnet. Zum Interview mit Fanny Bräuning.



März 2019
FILMKRITIK Die Baslerin Fanny Bräuning (Zum Interview) hat ihre Eltern auf Reisen im Mittelmeerraum begleitet. Der Vater steuert den Camper, die Mutter ist gelähmt: «Immer und ewig». – Die Tochter konvertiert zum Islam: «Womit haben wir das verdient?» fragt die Mutter und Regisseurin Eva Spreitzhofer (Zum Interview). – Wenn ein Weisser einen schwarzen Pianisten durch die Südstaaten kutschiert – siehe «Green Book». – Eine Frau tritt aus dem Schatten ihres Mannes, eines Nobelpreisträgers: Glenn Close brilliert in «The Wife» – oscarverdächtig. – Eine Frau schreibt sich frei: «Colette» wurde zur Kultfigur der französischen Literaturgeschichte. Der sinnliche Film mit einer brillanten Keira Knightley. – Zwei Rivalinnen buhlen und kämpfen um die Gunst einer Königin: «The Favourite» (Bild) – Favorit im Oscar-Rennen. – Die Vielfalt des Saatguts hat dramatisch abgenommen. Wie konnte es dazu kommen? Der Dokumentarfilm «Seed» klärt auf. – Ein Schwarzweissfim im neorealistischen Stil entstand in Mexiko. «Roma» erzählt vom Leben eines Hausmädchen in Mexico City um 1971, ausgezeichnet mit dem Golden Löwen von Venedig und dem Golden Globe. Schauen Sie rein!


Januar 2019
FILMKRITIK Bilder bewegen. Worte auch, wie das Beispiel Zwingli zeigt, dem Zürcher Reformator. Er bewegt 500 Jahre nach seinem Antritt als Prediger an der Limmat die Kinowelt. Regisseur Stefan Haupt und Jud-Darsteller Anatole Taubman sprechen über die Verfilmung und die Bedeutung des Kirchenmanns, der die katholische Kirchenmacht erschütterte (Zu den Interviews). – Eine Frau schreibt sich frei: «Colette» (Bild) wurde zur Kultfigur der französischen Literaturgeschichte. Ein sinnlicher Film mit einer brillanten Keira Knightley. – Die Vielfalt des Saatguts hat dramatisch abgenommen. Wie konnte es dazu kommen? Der Dokumentarfilm «Seed» klärt auf. – Ein Schwarzweissfim im neorealistischen Stil entstand in Mexiko. «Roma» erzählt vom Leben eines Hausmädchen in Mexico City um 1971, ausgezeichnet mit dem Golden Löwen von Venedig und dem Golden Globe. Schauen Sie rein!

EINBLICKE Alljährlich laden die Solothurner Filmtage zum Entdecken und Wiedersehen ein. 165 Kurz- und Langfilme, neue, aktuelle und alte, werden aufgeführt – vom 24. bis 31. Januar 2019. Ein Trend lässt sich herauslesen: Viele Filme fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Befindlichkeiten und Beziehungen. Eröffnet werden die 54. Filmtage mit Aaron Nicks Dokumentarfilm «Tscharniblues II» (Bild). Weiterlesen…

FILMHINTERGRUND Nach dem Luther-Jahr 2017 steht 2019 ein Zwingli-Jubiläum an. Am 1. Januar 1519 trat Huldrych Zwingli das Amt des Leutpriesters am Grossmünsterstift in Zürich an. Der Zürcher Stefan Haupt (Bild) dreht einen Kinofilm über den Protestanten, Revolutionär und Reformator. Zwinglis zwölf Zürcher Jahre stehen im Fokus des Spielfilms. Ihm, seinem Team und der Filmproduktion C-Films ist es gelungen, die Verantwortlichen von Kirche und Stadt Zürich zu überzeugen, das Grossmünster für Dreharbeiten einige Wochen zu sperren, und weiter ging's zu Dreharbeiten nach Stein am Rhein.

FILMHINTERGRUND Nach dem Luther-Jahr 2017 steht 2019 ein Zwingli-Jubiläum an. Am 1. Januar 1519 trat Huldrych Zwingli das Amt des Leutpriesters am Grossmünsterstift in Zürich an. Der Zürcher Stefan Haupt drehte einen Kinofilm über den Protestanten, Revolutionär und Reformator. Zwinglis zwölf Zürcher Jahre stehen im Fokus des Spielfilms (Zur Filmkritik) Wir sprachen mit dem Regisseur Haupt und Anatole Taubman (Bild), der Zwinglis Wegbegleiter und Mitstreiter Leo Jud spielte. Zu den Interviews.



Dezember 2018

FILMKRITIK Wir sind am Ball beziehungsweise an der Kamera, im Film. Wussten Sie, dass Lars Eidinger, der Top-Schauspieler Deutschlands, nun zum 200. Mal als «Richard III.» in der Schaubühne Berlin wütet, als Bertolt Brecht sein «Mackie Messer» verfilmen will und zusammen mit Bjarne Mädel auf dem Moped durch Deutschland tuckert («25km/h»)? Barbara Auer steht nicht nur in der «Nachtschicht» ihre Frau, sondern auch am Scheideweg im Beziehungsdrama «Was uns nicht umbringt». Weitere packende Ein- und Aussichten etwa zum fatalen Missbrauch der Sozialen Medien in «Liquid Truth» (Bild); zu aufbegehrenden Rockmusikern in Leningrad Anfang der Achtzigerjahre in «Leto»; zum umweltkriegerischen «Woman at War» aus Island, zum unbekannten Countrybarden «Blaze» aus Texas, zur unsterblichen «Bohemian Rhapsody» mit Queen oder zum Klon-Abenteuer «Genesis 2.0» vom Schweizer Christian Frei. Spannend. Schauen Sie rein!


FILMHINTERGRUND Sabine Boss realisiert ein neues Filmprojekt. «Manager» heisst der Spielfilm, ein Schweizer Businessdrama um zwei Alphatiere, das im nächsten Jahr in unsere Kinos kommen soll. Inzwischen sind die Dreharbeiten in der Schweiz abgeschlossen. Die Hauptrollen spielen Stefan Kurt und Ulrich Tukur. Weiterlesen…

FILMHINTERGRUND Ihre Figuren sind meist stille Menschen, die ihr Leben ertragen, sich ereifern, sich entscheiden müssen. Die in Konstanz geborene Barbara Auer ist eine markante Schauspielerin im Fernsehen, in der ZDF-Krimireihe «Nachtschicht» (Bild) beispielsweise oder in Kinofilmen wie «Vakuum» oder «Transit». Barbara Auer, in Konstanz geboren, ist nun zu sehen im Beziehungsdrama «Was uns nicht umbringt». Ein Gespräch.



Oktober 2018

EINBLICKE Das Motto «Ein Fest fürs Kino. Ein Fest für alle» hat sich bewährt. Die Leiter des Zurich Film Festival (ZFF), Nadja Schildknecht (Interview) und Karl Spoerri, gehen gestärkt ins 14. Jahr. Über 160 Produktionen werden während elf Tagen über die Leinwände flimmern (27. September bis 7. Oktober). Stars zieren und veredeln das Festival – von Judi Dench (Golden Icon) über Donald Sutherland (Lifetime Achievement Award), Johnny Depp bis zu Florian Henckel von Donnersmarck, Julian Schnabel und Wim Wenders. Die Direktorin Nadja Schildknecht erklärt ihr Erfolgsprinzip. Mehr…

FILMHINTERGRUND Wer bin ich, wer will ich sein? Mit sich selbst eins sein, ist ein Wunsch, ein Ziel, ein Lebensziel, dem viele nachstreben, sich danach sehnen oder sich verlieren. Filme greifen solche Themen immer wieder auf. Drei neuere Beispiele: «Madame Hyde», «Au revoir la-haut» (Bild) und «Lola Pater». Mehr…

FILMHINTERGRUND Sönke Wortmanns jüngstem Kinowerk «Der Vorname» liegt das französische Theaterstück von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte «Le Prénom» zugrunde. Nun hat der Nordrhein-Westfale Wortmann (59) mit «Der Vorname» eine treffende ironische Gesellschaftskomödie in der Art eines Kammerspiels inszeniert, in der es deftig und geistreich zur Sache geht. Zum Interview mit Sönke Wortmann…

FILMHINTERGRUND Wer zählt die Rollen, die Serien und Filme, in denen der Bayer mitgewirkt hat? Elmar Wepper (74) steht seit über 60 Jahren vor der Kamera, überwiegend fürs Fernsehen («Zwei Münchner in Hamburg»). Vor zehn Jahren schaffte er als Charakterdarsteller den Kinodurchbruch in Doris Dörries «Kirschblüten – Hanami». Nun spielt der «eingebürgerte Münchner» den grantigen Gärtner Schorsch, dem das Wasser bis zum Halse steht, der seinen alten Doppeldecker besteigt und abhebt. Die Roadromanze heisst «Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog davon». Lesen Sie mehr…



August 2018

FILMKRITIK Bilder bewegen. Davon legen einige neue Kinofilme Zeugnis ab. Wim Wenders beispielsweise hat den Papst intensiv interviewt und dessen Worte illustriert, dokumentiert und mit eigens gedrehten Filmaufnahmen über Franz von Assisi erweitert in «Papst Franziskus»; der Pariser Fotokünstler JR und die belgische Filmerin Agnès Varda haben sich zusammengetan, haben Menschen abgelichtet und auf riesigen Postern dokumentiert in «Visage Villages» (Bild); Elvis lebt im Roadmovie «The King» und wird zur Fallstudie der amerikanischen Gesellschaft; ein amerikanischer Rodeoreiter, schwer verunfallt und ausser Gefecht gesetzt, spielt sich im Spielfilm «The Rider» selber; Fotografie ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Profis wissen davon ein Lied zu singen in «Shadow Thieves», ein Dokumentarfilm von Felix von Muralt. Filme nahe an der Wirklichkeit mit Bildern von gestern und heute. Spannend.

EINBLICKE Treffen der Internationalen Animationswelt in Baden: Zum 16. Mal präsentiert sich in den dortigen Kinos das Festival Fantoche – vom 4. bis 9. September 2018. Insgesamt werden über 200 Filme aufgeführt, 185 Veranstaltungen an 14 Locations angeboten. (Bild: «Eden», Julie Caty, FR 2017 – HORS CONCOURS 1 – FANTOCHE 2018) Lesen Sie weiter…

EINBLICKE Der künstlerische Leiter Carlo Chatrian verlässt Locarno Richtung Berlin. Er hat in seinen sechs Amtsjahren das Festival gefestigt und zuletzt auch ein grosses Publikum angelockt, zumindest auf der Piazza Grande, dem schönsten Freilichtkino Europas, wenn nicht gar der Welt. Bei der 71. Ausgabe (1. bis 11. August 2018) lagen die Publikumszahlen leicht unter denen vom Jubiläumsjahr 2017, nun wurden rund 155 000 Zuschauer und Zuschauerinnen offiziell gezählt, davon allein 61 000 auf der Piazza Grande. Es gab Enttäuschungen und Entdeckungen wie den Dokumentarfilm «Walking on Water» über Christos (Bild) Projekt «The Floating Piers». Locarno71 sei Publikumserfolg und reiche Ausgabe gewesen, meinte der scheidende Chatrian. Frauen waren markant vertreten, sei es als Filmerinnen oder als Filmthema wie in «Les Dames» oder «#Female Pleasure». Mehr…


Locarno Festival: Neue Leiterin aus Paris

Wie angekündigt, hat nun der Verwaltungsrat des Locarno Festivals die Nachfolge von Carlo Chatrian bestimmt, der an die Berlinale berufen wurde. Die Pariserin Lili Hinstin (41, Bild) wird offiziell die künstlerische Leitung des Filmfestivals am 1. Dezember 2018 übernehmen, aber bereits sofort an den Vorbereitungen der Ausgabe 72 teilhaben.
Lili Hinstin leitet seit 2013 das Entrevues Belfort – Festival International du Film, war 2005 bis 2009 an der Französischen Akademie in Rom tätig und von 2011 bis 2013 stellvertretende Leiterin des Festivals Cinéma du Réel in Paris.
Festivalpräsident Marco Solari unterstreicht: «Lili Hinstins Profil entspricht genau unseren Ansprüchen an die künstlerische Leitung des Locarno Festivals» und meint weiter «Unser nächstes Ziel ist die 75. Festivalausgabe. Wir wollen im Jahr 2022 ein Festival feiern, welches, ohne seine Geschichte zu verleugnen, fähig ist, die gesellschaftlichen Veränderungen vorwegzunehmen.»


Juli 2018

EINBLICKE Die Filmwelt blickt an den Lago Maggiore. Nach dem Jubeljahr 2017 beschäftigt eine Frage in Locarno: Wer wird Nachfolger des künstlerischen Leiters Carlo Chatrian (Bild), der 2019 dem Ruf nach Berlin folgen wird? Der Turiner Carlo Chatrian, der im Aostatal lebt, war sechs Jahre lang künstlerischer Leiter am Filmfestival Locarno. Er wird ab 2019 diese Funktion an der Berlinale übernehmen.
Das Programm ist breit gefächert mit leichter Kost auf der Piazza Grande und schweren Brocken im Wettbewerb. Entdeckungen und Wiedersehen garantieren die Sektionen Fuori Concorso, Cineasti del presente, Signs of Life, Open Doors oder Pardi di domani. Die Retrospektive ist Leo McCarey, Vater von Laurel & Hardy (Dick und Doof), gewidmet.


Mai 2018

Zeit der Frauen

FILMKRITIK Im Frühjahr spült stets eine Riesenwelle neuer Filme ins Kino – etwa überflüssige Remakes wie «Death Wish», Sequels wie «Tomb Raider», knallige Comic-Action wie «Black Panther» oder hirnlose US-Party-Streifen. Unser Interesse gilt den Aussenseitern, Studiofilmen, gesellschaftsrelevanten Auseinandersetzungen oder beeindruckenden Porträts. Auffallend viele starke Frauenfilme bereichern das Kinoprogramm: «Clara Haskill» beispielsweise über eine fast vergessene Pianistin, «Barbara» (Bild) über die Chanson-Sängerin und Komponistin Monique Andrée Serf, «Maria Magdalena» über die treueste Jüngerin Jesu, «Film-Stars Don't Die in Liverpool» über die Hollywood-Diva Gloria Grahame oder «3 Tage in Quiberon» über Romy Schneider, der Film, der just siebenmal mit dem Deutschen Filmpreis Lola ausgezeichnet wurde.

FILMHINTERGRUND Bei den Filmfestspielen in Berlin wurde er neben der Schweizerin Luna Wedler und anderen europäischen Schauspielern als «Shooting Star» gefeiert, der älteste unter den jungen: Franz Rogowski (32) aus Freiburg i.Br. Der Schauspieler mit leichtem Lispeln wurde just mit dem Deutschen Filmpreis Lola belohnt – als Gabelstapler «In den Gängen». Ein Interview.
FILMKRITIK Anna Seghers Roman «Transit» handelt von Flüchtlingen um 1940. Regisseur Christian Petzold hat die Geschichte in die Gegenwart verlagert. Er spielt mit den Zeiten, doch die Lage bleibt gleich. Im Grunde geht es unabhängig von historischen Umständen um Entwurzelung und Flucht, Liebe und Verlust. Eine tragende Rolle spielt Franz Rogowski als Flüchtling Georg, der sich im «Transit» verliert.
EINBLICKE Bei der 68. Verleihung des Deutschen Filmpreises im Palais am Funkturm Berlin überstrahlte ein Film alle anderen: «3 Tage in Quiberon», ein Schwarzweissfilm, ist ein speziell deutscher Fall und erhielt sieben «Lolas». Regisseurin Emily Atef liess Romy Schneider aufleben. Marie Bäumer (Bild) verkörperte den tragischen Star perfekt. Überraschend erhielt der Dokumentarfilm «Beuys» zwei Lolas.