AEIOU – Das schnelle Alphabet der Liebe

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Die Schauspielerin und der Gelegenheitsdieb: Anna (Sophie Rois) verliebt sich in Adrian (Milan Herms). Das Paar sprengt alle Rahmen und nimmt Reissaus. (First Hand Films)



Liebe – Alles oder nichts


Älterer Mann nimmt sich eine junge Frau – diese Filmkonstellation kennt man zur Genüge. Ältere Frau und junger Mann verlieben sich – das findet sich schon seltener im Kino. Kalter Kaffee? Nicht, wenn Sophie Rois mit von der Partie ist. Die österreichische Schauspielerin (61), die vor allem als Bühnenkünstlerin (Volksbühne, Deutsches Theater Berlin, Wiener Burg), aber auch vom Kino («Wir können auch anders») und Fernsehen («Tatort», «Polizeiruf 110») her bekannt ist, wagt im Liebesdrama «AEIOU» einen Balanceakt.

Nicolette Krebitz (Regie und Buch) schickt Anna (60), grandios verkörpert von Sophie Rois, auf eine Parforcetour der Gefühle. Anna, einst als Schauspielstar gefeiert, hat offensichtlich ihre besten Jahre hinter sich, lebt zurückgezogen, ist einsam und pflegt intensiv Kontakt nur mit ihrem verständigen Freund und Nachbarn Michel (Udo Kier – wie immer suggestiv gut). Das ändert sich nach einer nachhaltigen Begegnung: In einem Berliner Lokal wird ihr die Handtasche gestohlen. Abharken? Tage später soll Anna als Stimm-Coach einem jungen Mann dessen Sprachstörung beheben: Es ist Adrian (Milan Herms), der Handtaschendieb. Skepsis, Mistrauen, Distanz. Voraussehbar. Über Sprachübungen etwa Konsonanten-Übungen (siehe «AEIOU») kommt man sich näher. Anna verliebt sich in ihren Schüler. Adrian ist ebenfalls entflammt. Das Paar hat nur noch eines im Sinn: sich selbst und die Liebe.

Die Zwei nehmen Reissaus und reisen mittellos ans Mittelmeer auf gut Glück. Sie schmuggeln sich ins Casino, schlagen sich an der Côte d’Azur mit Gelegenheitsdiebstählen durch. Hemmungslos, kriminell, frei, unverfroren, bis ihnen ein Schmuckstück zum Verhängnis wird.

Hinter dem sperrigen Titel «AEIOU» – wer denkt da schon ans Alphabet, wäre da nicht der Untertitel – verbirgt sich eine rollensprengende Liebesgeschichte, die scheu beginnt und sich zu einer Spirale hochschaukelt. Nicolette Krebitz, bewährt als Schauspielerin («Ausgerechnet Zoé», «Bandits») lieferte mit ihrer vierten Regiearbeit eine flippige Romanze. Der faszinierenden Sophie Rois nimmt man ihre Leidenschaft gern ab wie auch ihrem jungen Gegenpart Milan Herms. Prickelnd und optimistisch. Liebe kennt eben keine Grenzen.



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Deutschland 2022  
105 Minuten

Buch und Regie: Nicolette Krebitz
Kamera: Reinhold Vorschneider

Schauspielerensemble: Sophie Rois, Milan Herms, Udo Kier, Nicolas Bridet


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