Ganz oben: «Little Vulvah & her Clitoral Awareness», Sara Koppel, DK 2013 – DOUCEMENT SEXY «Evolution of Animated Sexuality: From Pioneers to the Youngest Generation»
Oben links: «Intimity», Elodie Dermange, CH 2017 – SCHWEIZER WETTBEWERB 2
Oben rechts: «Belladonna of Sadness», Eiichi Yamamoto, JP 1973 – DOUCEMENT SEXY «Belladonna of Sadness»
Links: «Teat Beat of Sex "Trouble"», Signe Baumane, US/IT/LV 2007 – DOUCEMENT SEXY «Silly, Sexy, Silly»
Unten links: «A la votre», Monique Renault, NL 1973 – FANTOCHE EXPANDED «Retrospective Monique Renault»
Unten rechts: «Adam», Evelyn Ross, US 2016 – DOUCEMENT SEXY «Sinn und Sinnlichkeit» (Alle Bilder: FANTOCHE 2018)

16. Festival für Animationsfilme in Baden

Sexy Fantoche und 50 Jahre GSFA

Treffen der Internationalen Animationswelt in Baden: Zum 16. Mal präsentiert sich in den dortigen Kinos das Festival Fantoche – vom 4. bis 9. September 2018. Insgesamt werden über 200 Filme aufgeführt, 185 Veranstaltungen an 14 Locations angeboten.

In diesem Jahr werden nebst den Wettbewerben wieder verschiedene Schwerpunkte angeboten. Ein besonderes Augenmerk gelte dem Thema «Doucement Sexy», Filme aus Lettland sowie Aktionen und Ausstellung des Groupement Suisse du Film d'Animation (GSFA), wie Annette Schindler an einer Medienorientierung erläuterte. Sie leitet das Fantoche-Festival seit 2012. Anlässlich des Jubiläums «50 Jahre GSFA» ist eine Ausstellung zu sehen, welche die Arbeit an Animationsfilmen dokumentiert und erlebbar macht. Beim Blick hinter die Kulissen zeigen Schweizer Künstler, wie Animationsfilme entstehen – von der Idee über Notizen und Skizzen zu Stilstudien und Storyboards, schliesslich zur Realisation mit Zeichnungen, Tricks, Modellen oder Puppen. Stephan Wicki und Rita Drechsel Küng etwa orientieren über Stop-Motion (Donnerstag, 6. September, 12 bis 17 Uhr im Kunstraum Baden).

Die Ausstellung «Chris the Swiss» (Kunstraum) zeigt Originaldokumente zum gleichnamigen Film, der dem Schicksal eines Schweizer Journalisten nachgeht, der 1992 zum Söldner im Balkankrieg wurde und in Kroatien umkam. Chris war der Cousin der Zeichnerin und Filmerin Anja Kofmel, die auch am Festival präsent sein wird. Die Ausstellung wandert im Anschluss an Fantoche durch die Schweiz, nach Bellinzona (17. bis 30. November) Solothurn (24. Januar bis 17. Februar 2019), Lausanne (1.bis 15.März 2019), Dietikon (26. April bis 17. Mai 2019) und Luzern (Juni 2019).

Der baltische Staat Lettland feiert seine Gründung vor 100 Jahren. Deswegen rückt Fantoche das lettische Animationsschaffen in den Blickpunkt. Verschiedene Arbeiten sind in Baden zu sehen, Kurzfilme wie vom einflussreichen Filmemacher Arnolds Burovs («Little Hawk», 1978) oder von Edmunds Janson («The Isle of the Seals», 2014), der anwesend sein wird und Einblick in seine neuste Arbeit gibt.

«Sex sells» nicht nur, Sex gehört auch zu den Grundbedürfnissen. Der Fantoche-Schwerpunk «Doucement Sexy» widmet sich den «animierten Leibesfreuden». Kuratorin Eliška Děcká bietet in drei Programmblöcken «die süssesten Kurzfilm-Früchte der letzten dreissig Jahre» unter Stichworten wie «Vocal Bodies», «Silly, Sexy, Silly» oder «Evolution of Animated Sexuality». Ergänzt wird das Thema um Theater («Animeo & Humania»), Badegenuss («Bagno Popolare») oder Dispute über Sinn und Sinnlichkeit anlässlich des Films «Adam».

Immer interessant ist die Sektion Langfilme. Unter den aktuell gezeigten 21 Filmen befassen sich fünf Werke mit historisch-politischen Themen. Erwähnt sei etwa der Schweizer Anidoc «Chris the Swiss», eine Mischung aus Zeichentrick und realen Dokumentarszenen, wie oben erwähnt. Zeichnerin und Filmerin Anja Kofmel ist den Spuren ihres Cousins gefolgt. Eine bemerkenswerte Aufarbeitung.

Der Film «Funan» (2018) erzählt von einer Familie, die unter den Roten Khmer litt. «Your Name» (2016) aus Japan schildert, wie ein Mädchen in den Körper eines Jungen schlüpft, und «The Breadwinner» (2017) beschreibt, wie die elfjährige Parvana versucht, ihren Vater aus den Fängen der Taliban zu befreien. Als Zugabe im Programm gibt es den erfolgreichen Kinofilm «Isle of Dogs» (USA 2018), vor allem auch weil ein «Making of» zu sehen ist – in Anwesenheit des führenden Animators Kim Keukeleire.

Der Wettbewerb (Internationale, Nationale und Kinderfilme) umfasst 73 Kurzfilme aus 24 Ländern, darunter 22 aus der Schweiz. 2349 Filme wurden eingereicht.
Abgerundet wird das breit gefächerte Fantoche-Programm 2018 mit Gesprächen, der Swiss Industry Night & dem Industry Day (6. und 7. September), Spezialaufführungen für Kinder, einem Film-Bus auf dem Bahnhofplatz mit täglich wechselnden Kurzfilmen sowie der Retrospektive über Jurymitglied Monique Renault.

Wie uns Annette Schindler versicherte, steht Fantoche auf gesunden (finanziellen) Beinen. Das Budget 2018 ist auf 1,4 Millionen Franken angesetzt, die öffentliche Hand übernimmt dabei 58 Prozent, die Sponsoren 17 Prozent, die Stiftung 7 Prozent. Eintritte erwirtschaften 16 Prozent. Man hofft natürlich auch 2018 die Besucherzahl von rund 23000 Eintritten (2017) zu erreichen oder gar zu übertreffen.

INFORMATIONEN:
www.fantoche.ch


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Veröffentlicht August 2018