Spencer

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Bei Hof nie recht heimisch geworden: Prinzessin Diana (Kristen Stewart) will das königliche Korsett sprengen und ihren eigenen Weg gehen. (DCM Film)



Der Königsvogel verlässt den Goldenen Käfig


Die «Königin der Herzen» war unglücklich, fühlte sich unfrei, unverstanden, ungeliebt. Gefangen im Goldenen Käfig, so kam es Prinzessin Di alias Diana Spencer wohl im Kreis der königlichen Familie vor. Prinz Charles (Jack Farthing), die Queen (Stella Gonet). Prinz Philip (Richard Sammel) sowie ihre Kinder Prinz William (Jack Nielen) und Harry (Freddie Spry) hatten sich zum gemeinsamen Weihnachtsfest versammelt und warteten auf Prinzessin Diana (Kristen Stewart). Sie ist verspätet, hat sich scheinbar mit ihrem Porsche in heimischen Gefilden verfahren. Zeremonienmeister Major Alistair Gregory ermahnt die Zuspätgekommene, sich an die Etikette zu halten. Doch dieser Fauxpas ist nicht der einzige Protokollbruch, den die Prinzessin verübt. Sie ist ein Fremdkörper im Kreis der Royals. Einzige Verbündete ist die Kammerzofe Maggie (Sally Hawkins). Wie sich zeigt, hat auch der strenge Major Gegory (einmal mehr eine gediegene Darstellung durch Timothy Spall, der schon in «The Last Bus eine oscarwürdige Partie bot) gewisses Verständnis. Die höfischen Rituale und Regeln sind Diana egal geworden, sie will ihre Freiheit zurück. So werden die Weihnachtstage zum «Showdown», zum Findungs- und Wendepunkt. Diana bricht sie mit der Familie – spektakulär während er Treibjagd. Die Jagd auf sie ist damit bekanntlich nicht zu Ende.

Sie wurde zur Ikone wie einst Sisi oder Sissi, die Kaiserin Österreichs und der Herzen, die just wieder eine ungeahnte Film- und Fernseh-Renaissance erfuhr. Lady Di avancierte zur «Königin der Herzen» wie schon Elisabeth Stuart im 17. Jahrhundert, die ebenfalls so tituliert wurde. Lady Diana alias Diana Frances Spencer, 1961 in Sandringham, Norfolk, geboren, Prinzessin von Wales, starb 1997. Sie blieb auch nach ihren Tod lebendig, wurde und wird angehimmelt und verehrt.

Der Chilene Pablo Larrain hatte sich bereits mit «Jackie», der First Lady Amerikas, filmisch befasst. Auch eine historisch-tragische Figur. Die britische Kronprinzessin, modellhaft schön, von den Medien begehrt und verfolgt, volkstümlich und modebewusst, wurde nie recht heimisch im Königshaus, im Regel- und Benimmwerk des Herrscherhauses. Ihr Mann, Prinz Charles wurde ihr zunehmend fremd. Besonders nach seiner Liaison mit Camilla Parker Bowles. Allein ihren Kinder zuliebe ertrug sie die höfischen Etikette, harrte am Hof aus. Pablo Larrains intimes Drama «Spencer», mehr Kammerspiel denn Ehe- oder Königsdrama konzentriert sich auf die entscheidenden Weihnachtstage 1991. Die Stärke des Dramas ist es, die Reibereien, Zerrissenheit und Konflikte nicht in harschen Aktionen vorzuführen, sondern sich über Gesichter, Mimik, Haltung auszudrücken. Larrain vermeidet es meisterlich, in Kostümen, und royalem Romantizismus zu schwelgen. Kein Schmachtfetzen also. Der Film wahrt gewisse Distanz – nicht ohne Touch von Ironie und Melancholie. Eben auf den Punkt gebracht.


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Grossbritannien 2021
117 Minuten

Regie: Pablo Larrain
Buch: Steven Knight
Kamera: Claire Mathon

Darsteller: Kristen Stewart, Timothy Spall, Jack Farthing, Sally Hawkins


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