Riders of Justice

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Wenn sie losgelassen: Markus (Mads Mikkelsen) hat ein paar schräge Typen (Nikolaj Lie Kaas, Nivcolas Bro, Gustav Lindh) um sich geschart und geht auf Rachezug. (Ascot)



Wahrscheinlich heisst nicht wahr


Es beginnt wie in allen herausragenden Thrillern alles ganz harmlos. Weihnachtszeit. Ein Mädchen wünscht sich vom Grossvater ein Fahrrad, blau muss es sein, ist aber nicht vorrätig. Szenenwechsel. Der Mathematiker Otto (Nikolaj Lie Kaas) wird entlassen, weil seine Berechnungen und Algorithmen der Firma nicht in den Kram passen. Er fährt heim mit dem Zug, macht einer Frau Platz, die mit ihrer Tochter Mathilde (Andrea Heick Gadebeg) unterwegs ist, die sich eben besagtes Velo wünschte. Beide haben erfahren, dass Markus (Mads Mikkelsen), Vater, Gatte und Soldat, (noch) nicht von der Front heimkommt nach Dänemark. Er dient irgendwo im Fernen Osten, vielleicht in Afghanistan. Dann knallt es im Zug. Chaos und Tote. Mathildes Mutter stirbt, die Tochter überlebt traumatisiert. Markus kehrt flugs vom Auslandseinsatz heim.

Trauer, Zweifel, Verstörung. Die Polizei glaubt an ein Unglück ohne Fremdeinwirkung, doch Otto, Zeuge und Überlebender, ist da ganz anderer Meinung. Der Mathematiker und Statistiker in ihm sagt ihm, dass hier fremde Hände im Spiel waren. Und so macht er sich mit seinem Kumpel Bodashka (Gustav Lindh) auf, Markus von seiner Theorie zu überzeugen. Der ist skeptisch, aber als sich weitere Verdachtsmomente aufkommen und der IT-Spezialist und Hacker Emmenthaler (Nicolas Bro) einen Verdächtigen ausfindig macht, ist der Jagdinstinkt beziehungsweise die Rachsucht des verletzten Vaters nicht mehr zu bändigen …

Und jetzt beginnt ein Katz- und Mausspiel – mal Thriller, mal schwarze Komödie – das der Däne Anders Thomas Jensen (Adam's Apples) raffiniert anlegt. Der Stil ändert sich stetig – mal Familiendrama und Bodyclinch, mal Gangsterplot, Actioneinlage und Melodrama. Dabei bleibt einem das Lachen nicht im Halse stecken, sondern macht den ganzen Machotrip noch spannender und amüsanter. Dahinter lauert die ewige Frage: Warum ist dieses oder jenes geschehen? Können wir den Sinn errechnen, berechnen, erklären – mit Algorithmen und Statistiken? Die «Helden der Wahrscheinlichkeit» oder «Riders of Justice» (sprich: Retfærdighedens ryttere) ist ein kriminal-komischen Spiel um Erwartungen, Wahrscheinlichkeiten und Wahrheiten. Am Ende – so viel sei verraten – bekommt Mathilde ihr Velo und Emmenthaler ein Waldhorn. Ist ja schliesslich Weihnachten!


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Dänemark 2020
116 Minuten

Buch und Regie: Anders Thomas Jensen
Kamera: Kasper Tuxen

Darsteller: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Nicolas Bro, Gustav Lindh, Andrea Heick Gadeberg


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