Colette

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Eine Frau schreibt sich frei: Sidonie-Gabrielle Claudine Colette legte die Fesseln ab, die ihr Mann ihr angelegt hatte und wird eine der wichtigsten Schriftstellerinnen Frankreichs. Keira Knightley verkörpert diese Ikone der Literatur brillant. (DMC Film)



Selbstbefreiung einer Frau


Sie schrieb Geschichte, Literaturgeschichte: Colette, der Teenager aus dem Burgund, emanzipierte sich von ihrem Galan, ihrem Gatten, der ihr Talent ausbeutete und ihre Romane unter seinem Namen publiziert hatte. Sidonie-Gabrielle Claudine Colette, Künstlername Colett, befreite sich, tritt aus seinem Schatten und macht sich einen Namen als Schriftstellerin. Die Schriftstellerin, Journalistin und emanzipierte Künstlerin starb 1954 in Paris und bekam als erste Frau in Frankreich ein Staatbegräbnis.

Irgendwie kommt es einem bekannt vor. Eine Frau ist die treibende kreative Kraft, sie ist Quelle und Inspiration. Der Mann profitiert und nutzt sie schamlos aus, sie stellt ihr Licht unter den Scheffel, er profitiert. So beispielsweise im Spielfilm «The Wife». Als «Frau des Nobelpreisträgers» konnte Glenn Close im Januar dafür einen Golden Globe Award entgegennehmen: Der eitle Ehemann Joan Castleman (Jonathan Pryce) wird den Literatur-Nobelpreis erhalten. Seine Gattin Joan (Glenn Close) soll wie immer die Frau an seiner Seite mimen. Einst hatte sie selber literarische Ambitionen, die er aber herunterspielte. Sie drohte zu verkümmern und rebelliert, bricht aus der harmonisch scheinende Partnerschaft aus. Sie will sich nicht mehr nur als Begleiterin des renommierten Schriftstellers wahrgenommen und befreit sich aus einer Lebenslüge. Der Film «The Wife» von Björn Runge ist demnächst bei uns im Kino zu sehen.
Insofern ist der Film «Colette», um den es hier geht, durchaus verwandt mit «The Wife». Die jungen lebenshungrige Sidonie-Gabrielle Claudine Colette (Keira Knightley) folgt noch so gern dem älteren Freier Henry Gauthier-Villars alias Willy (Dominic West). Die Sechzehnjährige will einfach nur aus der Provinz (Burgunde) raus und rein in städtische Pariser Leben – Ende des 19. Jahrhunderts. Die fesche Unschuld vom Lande geniesst das Leben an der Seite des Galans, bekannt als Schriftsteller. Sie heiratet ihn 1893. Er liebt seine junge Frau, hält aber Seitensprünge für sein gutes Mannesrecht und vergnügt sich auch ausserehelich.

Eher zufällig animiert Willy, der eine Art Schreibfabrik betreibt und notorisch mehr Geld ausgab als er hatte, seine Frau zum Schreiben und entdeckt ihr literarisches Talent. Er fördert es auf perfide Weise. Sie schreibt autobiografische Erlebnisse aus der Provinz nieder, er agiert als Lehrmeister und veröffentlicht ihre Claudine-Romane unter seinem Namen. Die Bücher machen Furor, werden ein Hit und werden zur Marke, Romane wie «Claudine à la'Ecole», «Claudine à Paris» und andere. Der letzte Claudine-Roman erschien 1903.

Sie hatte endgültig genug von seiner Ausbeutung und liess sich scheiden. Ihr Leben als «befreite» Frau ist nicht Thema des Spielfilms «Colette» von Wash Westmoreland, der auch am Drehbuch beteiligt war. Er endet mit ihrer Trennung, ihrem wichtigsten Schritt zur Emanzipation. Thema des «Salon»-Films ist vielmehr der Mann, der seine Frau manipuliert, ausbeutet und auch gesellschaftlich gegängelt. Gediegen im Stile der Zeit inszeniert, schildert das Beziehungsdrama die Entwicklung einer Emanzipation. Schön anzusehen, wobei Keira Knightley eine exzellent überzeugende Partie macht als Frau, die sich «frei schreibt». «Colette» ist ein koketter Spielfilm, der wie erwähnt nur die Anfänge der berühmten Schriftstellerin, Reporterin und Künstlerin (1873- 1954) beschreibt und veredelt. Eine reizvolle Episode im Leben einer ungewöhnlichen Persönlichkeit.


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USA, UK, Ungarn 2018
112 Minuten

Regie: Wash Westmoreland
Drehbuch: Westmoreland, Richard Glatzer, Rebecca Lenkiewicz
Kamera: Giles Nuttgens

Darsteller: Keira Knightley, Dominic West, Eleanor Tomlinson. Ray Panthaki


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