Un p'tit truc en plus

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Zuneigung: Paulo (Victor Artus Solaro, rechts), der Dieb, hegt Sympathien für seine neuen «Kollegen». (Praesens-Film)



Mit Herz, Schalk und Verstand


Die Konstellation ist nicht ungewöhnlich: Sie kann zum Klamauk oder auch zur herzhaften Komödie führen. Die Ausgangsposition: Zwei Gauner überfallen ein Juweliergeschäft. Doch die Flucht ist ein Desaster. Ihr Auto wurde abgeschleppt, weil es auf einem Behindertenparkplatz stand.

In der Not schlüpfen die beiden bei einem Trüppchen von Behinderten unter, die in die Ferien starten wollen. Die Betreuer, allen voran Alice (Alice Beladi), warten auf Sylvain, und flugs nehmen die Räuber den Platz des Vermissten ein. Paulo (Artus) mimt den Vermissten und sein Vater La Fraise (Clovis Cornillac) den Betreuer. Die Gauner auf der Flucht machen gute Miene zum heiklen Spiel. Man freundet sich an. Die Menschen mit Beeinträchtigung, gewissen Macken und Eigenarten durchschauen Paulo, der sich als netter Kerl entwickelt. Sie lassen ihn gewähren, auch weil er sich besonders um einen fussballverrückten Jungen kümmert.
Kann man einen netten «Eindringling», der sich obendrein in Alice verliebt hat, verraten? Und so führen die «gemischten» Ferien im Sommerlager zu glücklichen, liebenswürdigen Verhältnissen auf verschiedenen Ebenen.

Komiker und Schauspieler Artus (36), eigentlich Victor Artus Solaro, hat mit seiner ersten Regie einen Kinohit gelandet (über 10 Millionen Zuschauer in Frankreich). Bemerkenswert und wunderbar ist dabei, dass vor allem Laien die «geistig Behinderten» verkörpern, also quasi sich selbst spielen. So wirken viele Situationen geradezu dokumentarisch. Die «schrägen Vögel» scheinen normal und sind die heimlichen Stars, die in keiner Sekunde «vorgeführt» werden.
Sie tragen die Geschichte von Verständnis, Freundschaft und Zuneigung, wobei die Sängerin Dalida eine spezielle musisch-musikalische Rolle spielt. Da verzeiht man die Nebengeschichte um den «wahren Sylvain» gern, die überflüssig und störend scheint. Letztlich führt uns der Film vor Augen, dass normal längst nicht immer normal ist, aber Herzlichkeit, Verständnis und Nächstenliebe normal sein sollten. Schön wär’s!


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Frankreich 2024    
99 Minuten

Regie: Victor Artus Solaro
Buch: Artus, Clément Marchand, Milan Mauger
Kamera: Jean-Marie-Dreujou

Ensemble: Artus, Clovis Cornillac, Alice Beladi, Marc Groussard, Gad Abecassis und weitere Laiendarsteller


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