The Old Oak

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Die syrische Emigrantin Yara (Ebla Mari) findet im grantig-gutmütigen Kneipenwirt TJ Ballantyne (Dave Turner) einen Seelen-Verbündeten. (Filmcoopi)



Von Mensch zu Mensch in der Kneipe


Nicht von ungefähr wählte Ken Loach eine Kneipe (Pub) zum Hauptschauplatz seines jüngsten Spielfilms. «The Old Oak», ein Gasthofrelikt aus besseren Zeiten in der Grafschaft Durham und immer noch Refugium für Stammgäste, die hier alten Zeiten nachjammern und manche Stunden totschlagen. Die alten Männer am Stammtisch mucken auf, als 2016 syrische Flüchtlinge in das ehemalige, nunmehr heruntergekommene Grubendorf einquartiert werden sollen. Sie schnöden über die «Eindringlinge», wollen keine Fremden, sondern unter sich bleiben. Das kommt einem bekannt vor, das könnte auch in der Schweiz vorkommen, dem Hort des nationalen Eigennutzes und der proklamierten Vorurteile.

Als Fels in dieser fremdenfeindlichen vergifteten Brandung entpuppt sich der Wirt TJ Ballantyne (Dave Turner) als Gegenpol, wenn auch erst nach einigen Nackenschlägen. Die Lebensgeister des alten desillusionierten Beizenbetreibers werden geweckt, als er mit der jungen Syrerin Yara (Ebla Mari) konfrontiert wird. Er hilft ihr, ihre Fotokamera, von einem rabiaten Dorfbewohner malträtiert, zu reparieren. Der Beginn einer innigen Freundschaft. Die beide versuchen, Ressentiments und Diskrepanzen zwischen Einheimischen und Fremden abzubauen und Brücken zu schlagen. Wie gelingt das am einfachsten? Beim Essen und geselligen Beisammensein eben.

Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, wie der Hase läuft bzw. die Gräben überwunden, die Vorurteile abgebaut werden und die Solidarität siegt – in der Beiz und auf Strasse. Ein echter Loach. Seine Sozialdramen lassen die Opfer nicht allein, sondern wecken einen Funken Hoffnung. Man mag milde über das fast märchenhafte Finale hinwegsehen, wo Ken Loach nochmals dick aufträgt. Aber es gibt wunderbare Szenen, die hängen bleiben und bewegen, etwa als der alte Kneipier wahrhaft kein Kirchengänger, Ruhe in der Kathedrale zu Durham findet, nicht ganz zufällig mit der Muslima Yara. Gedreht wurde übrigens in der Nähe von Sunderland., wo sich euch eine stillgelegte Zeche befindet.

«The Old Oak» ist durch und durch «old fashioned». Der Film scheint voraussehbar, ist einfach gestrickt, ist aber grundsolide und human. Er tut gut. Ken Loachs Botschaft kommt an: Nicht aufgeben und an Veränderungen glauben! Menschen sind ihm ein Anliegen. Mit «The Old Oak» schuf er ein schönes, würdevolles Beispiel für den Glauben an Solidarität und an das Gute im Menschen.


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Grossbritannien 2023
113 Minuten

Regie: Ken Loach
Buch: Paul Laverty
Kamera: Robbie Ryan

Ensemble: Dave Turner, Ebla Mari, Col Tai, Jordan Louis, Chrissie Robinson


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