Empire of Light

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Trost: Die einsame Kinomanagerin Hilary (Olivia Colman) findet in Stephen (Micheal Ward) einen Verbündeten und Liebhaber. (Disney)



Es werde Licht …


Der Filmtitel «Empire of Light» deutet auf das «Reich des Lichts» also auf Kinos. «Empire» heisst denn auch der ehrwürdig-heimelige Lichtpalast im Küstenstädtchen Margate. In Sam Mendes’ Liebesfilm steht eine Frau im Mittelpunkt, die sich rührend um einen «Lichtpalast» kümmert, aber zwischen extremen Gefühlsphasen schwankt. Hilary (Olivia Colman) ist die gute Seele dieses plüschigen Lichtspieltheaters im Südostern Englands. Es ist Margaret-Thatcher-Zeit, also Anfang der Achtzigerjahre. Im Kino sind Filme wie «All That Jazz», «Raging Bull» oder «Welcome Mr. Chance» angesagt, untermalt mit Vangelis’ Soundtrack «Chariots of Fire» aus dem Jahr 1981.

Kino wie in alten Zeiten, also vor vierzig Jahren – leicht pompös, samtig und herrlich kuschelig. Hilary hält den provinziellen Kinopalast auf Trab. Alles wäre gut, wenn da nicht der arrogante Kinochef Mr. Ellis (Colin Firth) wäre, der Hilary je nach Bedarf auf ein Schäfer-Viertelstündchen ins Büro bittet, Und wären da nicht die emotionalen Schübe, denen Hilary ausgesetzt ist – manischen und depressiven Stimmungschwankungen eben, medizinisch als bipolare Störungen taxiert. Hoffnung macht da der neue, schwarze Mitarbeiter Stephen (Micheal Ward), den Hilary unter ihre Fittiche nimmt und in den sie sich verliebt. Hilarys Euphorie wird indes gebremst, als sie ihre Medikamente absetzt, ausrastet, ihrem Chef endlich die Meinung geigt und in ein emotionales Loch fällt.

Die vermeintliche Kinoidylle wird erschüttert. Sam Mendes packt in seine gebrochene Romanze etwas willkürlich eine Krankheitsgeschichte. Das ist wohl seiner eigenen Biographie zuzuschreiben. Auch seine Mutter litt an bipolarer Störung. Das wirkt trotz grossartiger Olivia Colman, Oscar-Gewinnerin 2019 für ihren Part in «The Favourite – Intrigen und Irrsinn», etwas aufgesetzt und sperrig. Der Zeitkolorit drückt sich im aufkeimenden aggressiven Rassismus und der gesellschaftlichen Enge aus. Vor allem atmosphärisch besticht «Empire of Light», aber auch durch Entschleunigung und Kulisse. Das Empire-Gebäude ist real und in Betrieb. Fürs Kino heute ein Lichtblick.


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Grossbritannien/USA 2022
113 Minuten

Buch und Regie: Sam Mendes
Kamera: Roger Deakins

Darsteller: Olivia Colman, Colin Firth, Micheal Ward, Toby Jones


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