Ala Kachuu

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Ausgeliefert: Sezim (Alina Turdumamatova) muss sich dem Diktat einer überholten Gesellschaftsnorm beugen. (DCM Film)



Zur Heirat verdammt


Man glaubt es kaum, aber es gibt ihn nach wie vor, den Brautraub in Kirgisistan (veraltet: Kirgisien). Tausendfach, trotz offiziellen Verbot. Die Schweizerin Maria Bendle (38) stiess bei ihren Reisen in Kirgisien auf diesen frauenfeindliche Phänomen, total aus der Zeit gefallen. Junge Frauen werden fremdbestimmt, oft geraubt und zur Heirat gezwungen, weigern sie sich, werden sie stigmatisiert, geächtet, ausgegrenzt. Die 19jährige Sezim (Alina Turdumamatova) lebt mit ihrer kleinen Schwester und Eltern auf dem Land. Sie möchte in der Hauptstadt Bischkek studieren. Ihre Chancen für ein Stipendium sind gut, und so macht sie sich heimlich ohne Einwilligung der Eltern auf den Weg zum Test und kommt bei der Freundin Aksana (Madina Talipbekova) unter. Doch junge Männer spüren sie auf, haben eigentlich Aksana im Visier, finden sie nicht und kidnappen stattdessen Sezim. Und die wird in ein fremdes Dorf verschleppt und wird mit einem jungen Kerl verheiratet, den sie vorher nie gesehen hat. Ihre Eltern, die später benachrichtigt werden, fügen sich, beugen sich dem dörflichen Druck und überlassen die Tochter ihrem Schicksal.

«Ala Kachuu» bedeutet Brautraub in Kirgisien und ist nicht auszurotten trotz gesetzlichem Verbot. Dieses Thema liess Maria Bendle nicht mehr los und so schuf sie einen Kurzspielfilm (48 Minuten), der aufrüttelt. Man kann dieses Thema (Fremdbestimmung und erzwungene Hörigkeit der Frau) über Kirgisien hinaus sehen und interpretieren. Die Unterdrückung hat viele Seiten und Mittel. Die Heldin Sezim wehrt sich, doch die Alten verharren. Frauen – Mütter und Grossmütter – selbst bieten dazu Hand, obwohl sie Ähnliches erfahren haben. Mit ihrem Film setzt die Schweizerin ein Zeichen, beeindruckend und bewegt. «Ala Kuchuu» wurde für einen Oscar nominiert. Es geht auch kürzer, prägnanter und direkter. Viele Langspielfilme bringen das trotz mehr Aufwand und Stars nicht zustande.


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Schweiz 2020      
48 Minuten

Buch und Regie: Maria Brendle
Kamera: Gabriel Sandru

Darsteller: Alina Turdumamatova, Nurbek Esengazy Uulu, Madina Talipbekova
 

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