James Bond 007: No Time to Die

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Bond in Bestform: Mal wieder muss 007 alias Daniel Craig die Welt retten. (MGM/Universal)



Der beste Bond –
auch dank starker Frauen


Bond bewegt den Blätterwald, die Medienwelt seit Wochen, seit Monaten. Nun ist er endlich nach einer Corona-Zwangspause ins Kino zurückgekehrt, der wahre James Bond 007 alias Daniel Craig. Sein fünftes und letztes Rettet-die-Welt-Abenteuer: «No Time to Die» verspricht viel, hält viel, aber mit dem Sterben ist das so eine Sache …

Es beginnt mit einer eisigen Vorgeschichte im norwegischen Winter. Das junge Mädchen Madeleine muss erleben, wie ein maskierter Killer ihren Vater sucht, aber nur die Mutter vorfindet und umbringt. Das Kind flieht und bricht im zugefrorenen See ein …

Jahre später ist besagte Madeleine Swann (Léa Seydoux) die Geliebte des Ex-Agenten James Bond (Daniel Craig). Der frönt dem «Ruhestand» auf Jamaika. Doch böse Handlanger spüren das Pärchen auf. Wer hat ihr Liebesnest verraten? Er misstraut Madeleine, fühlt sich verraten und trennt sich von ihr. Doch selbst am Grab seiner Ex-Geliebten Vesper in Italien, die 2006 verstarb, lauert man ihm auf. Derweil wird der entführte (?) Wissenschaftler Obruchev (David Dencik) zur Bedrohung. Er hat ein weltbedrohliches Bio-Kampfmittel entwickelt. Eher widerwillig lässt sich der suspendierte Agent Bond vom befreundeten CIA-Kontaktmann Felix Leitner (Jeffrey Wright) überzeugen, bei der Suche nach Obruchev zu helfen. Diese alte Seilschaft ruft M (Ralph Fiennes) und den britischen Geheimdienst M16 auf den Plan. Bond wird vom M16 wieder angeworben, zugleich aber auch mit seiner 007-Nachfolgerin Nomi (Lashana Lynch) konfrontiert.
Knackpunkt der ganzen Affäre scheint Bösewicht Blofeld (Christopher Waltz) zu sein, der Spectre-Kopf, den Bond aber aus dem Verkehr gezogen hatte und der im Hochsicherheitsknast sitzt. An den kommt man aber nur über Madeleine heran, die scheinbar seine Tochter ist. Bond spielt mit. Doch sein wahrer Gegenspieler ist Lyutsifer Safin (Rami Malek), der sich den Bio-Wissenschaftler gekrallt hat. Er produziert in seiner Geheimfabrik auf einer asiatischen Insel die verheerende Biowaffe. Kann Bond die Welt, seine eigene Haut und die von Madeleine retten?

Neben einer Reihe alter Bekannter wie M, Q (Ben Whishaw) und Moneypenny (Naomie Harris) sowie Weltverderber Blofeld treten kampfkräftige Frauen in Aktion – von 007 Nomi über CIA-Agentin Paloma (Ana de Armas) bis zu Madeleine. Die Zeit der Bond-Gespielinnen und Sexobjekte ist vorbei, hier stehen Frauen ihren Mann, und Bond ist nicht mehr Verführer, sondern höchstens Verführter. Natürlich sind ihm Action-Charme und Kampfeskraft geblieben – sei es auf dem Motorrad, im Auto oder in einem Fluggerät, das auch als U-Bott dienen kann.

In den fünf Bond-Abenteuern von «Casino Royal» (2006) bis «Spectre» (2015), in dem bereits Léa Seydoux mitwirkte, und «No Time to Die» hat sich der Titelheld 007 gewandelt. Er hat Gefühle entwickelt – nach dem Motto rauer Kerl mit Herz. Und so bietet sein finaler Einsatz nicht nur jede Menge Action-Abenteuer, sondern entpuppt sich auch als Liebesfilm.

Kulisse und Ingredienzien stimmen auch im neusten Bond, inszeniert von Cary Joji Fukunaga – mit smarten Autos, Techno-Wunderwaffen, witzigen Dialoge (wenn auch wenige) und dank gewohnt spannender Schauplätze von Jamaika und Kub, über Italien (Gravina Puglia, Matera und Sapri), Norwegen und den Färöer-Inseln bis zu den schottischen Highlands.

Fraglos ist «No Time to Die» nicht nur der längste-Bond-Film (163 Minuten) und wohl teuerste mit rund 250 Millionen Dollar, sondern auch der beste mit Daniel Craig. Action und dramatische Zuspitzung lassen keine Langeweile aufkommen, wobei Emotionen das Geschehen aufheizen, und die Frauen spitze sind. Eine Wucht – insofern mag der Farewell-Bond viel zur Kinobelebung beitragen. Ob der Agent freilich das Kino retten kann, wissen weder M und die Geheimdienste noch Medienspezialisten.


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Grossbritannien 2021      
163 Minuten

Regie: Cary Joji Fukunaga
Buch: Fukunaga, Purvids & Wade, Phoebe Waller-Bridge
Kamera: Linus Sandgren

Darsteller: Daniel Craig, Léa Seydoux, Ralph Fiennes, Ben Whishaw, Naomie Harris, Rory Kinnear, Jeffrey Wright, Christoph Waltz


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