Regisseurin Sabine Boss dirigiert. Krisensitzung bei der Walser AG: CEO Hans-Werner Brockmann (Ulrich Tukur, rechts) konfrontiert Finanzchef Alexander Meier (Stefan Kurt) mit radikalen Änderungen. (Ascot Elite)

 

«Manager»: Zwei Alphatiere im Clinch

Sabine Boss («Der Goalie bin ig», 2014) realisiert ein neues Filmprojekt. Ein Besuch beim Dreh von «Manager» in Zug. Inzwischen sind die Dreharbeiten in der Schweiz abgeschlossen. Die Hauptrollen spielen Stefan Kurt und Ulrich Tukur. Im nächsten Jahr kommt das Businessdrama in unsere Kinos.

Ein Glücksfall für die Produktionsfirma, die Turnus Film AG («Der Goalie bin ig», «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse») und die Filmequipe. Am Baarer Stadtrand fand man einen idealen Schauplatz. In einem Bürogebäude des Immobilienunternehmens Allreal an der Zugermatte konnte man ein ganzes leerstehendes Stockwerk in Beschlag nehmen. «Das erspart uns den Aufbau in einem Studio», frohlockte Michael Steiger von der Turnus Film AG, «und gibt uns freien Handlungsspielraum.» Zusammen mit Anita Wasser produziert er den Schweizer Spielfilm «Manager».

Ein Augenschein beim Dreh mit Kameramann Michael Saxer und vielen Helfern. Ein nüchterner Konferenzraum. Finanzchef Alexander Maier (53), gespielt von Stefan Kurt («Papa Moll»), erklärt sich und eine Strategie, um aus der Misere herauszukommen. Denn der Automobilzuliefer-Konzern Walser schreibt tiefe rote Zahlen. Zur Unterstützung – oder sollte man lieber sagen zur radikalen Umstrukturierung der Firma – macht sich der neue CEO Hans-Werner Brockmann (Ulrich Tukur) aus Hamburg breit und redet Tacheles. Die beiden Manager, das wird bald klar, haben ihr Heu nicht auf derselben Bühne. Sie unterscheiden sich in ihren Vorstellungen und Strategien wie Tag und Nacht. Das kann nicht gutgehen, wenn zwei Alphatieren aufeinander losgehen. Überspitzt gesagt: Nur einer kann überleben!
Es ginge nicht nur um zwei Auffassungen, bemerkte Regisseurin Sabine Boss im Gespräch, sondern auch um «Dickhäutigkeit und Dünnhäutigkeit». Inspiriert sei das Filmprojekt von realen Vorkommnissen im Wirtschafts- und Finanzbereich, heisst es. Schicksale von Topmanagern, die unter Druck gerieten und es nicht aushielten, beschäftigen – wie im Fall von Pierre Wauthier von der Zürich-Versicherung, von Carsten Schloter, CEO der Swisscom, oder von Martin Senn, CEO der Zürich-Versicherung. Es geht um Machtkämpfe und Prestigeverluste.

Das Manager-Drama fürs Kino, entworfen von Sabine Boss und Nobert Maas, beschreibt die Folgen: Entfremdung, Realitätsverlust, Isolation, Ausweglosigkeit. Gezielte Suizide mit Abschiedsbriefen, ist Sabine Boss überzeugt, können explizit Gegner, Umstände und eine Firma verantwortlich machen. Insofern sei dies auch «Akt der Aggression und ein politisch verstandener Akt». Dieser Film handelt von Männern und ihren «zivilen» Kriegen, von Akteuren, die unfähig sind, auf einander zuzugehen, von Opfern und Tätern.
«Die Umstehenden schauen zu. Oder weg. So entstehen Kriege», glaubt Sabine Boss. «Das ist es, was mich am Stoff so brennend interessiert. Als Frau möchte ich einen genauen Blick auf Macht- und Rivalitätsmechanismen unter Männern werfen.» Der managermordende Spielfilm (Budget: 3,4 Millionen Franken) soll im Herbst 2019 in den Kinos starten.


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Veröffentlicht November 2018