Womit haben wir das verdient?

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Aus Nina wird Fatima (Chantal Zitzenbacher). Die Eltern (Simon Schwarz, Caroline Peters) sind überrascht und überfordert. Wie können wir unsere Tochter vom Hidschab befreien, fragen sie sich. (Frenetic)



Für alles eine Lösung


Siehe auch Interview mit Eva Spreitzhofer

Mamas Geburtstagsfeier gerät aus dem Rahmen. «Es gibt für alles eine Lösung», behauptet die resolute Wanda. Aber wenn die 16jährige Tochter zum Islam übertritt, wenn aus Nina plötzlich Fatima wird, gibt's so schnell keine Lösung. Das sieht auch die Familie so, inklusive Vater Harald, (Simon Schwarz), Ex-Mann von Mama Wanda (Caroline Peters), Anverwandte und Bekannte. Vorher Partys, Alkohol und anderem jugendlichen Leichtsinn nicht abgeneigt, ist der Teenager Nina (Chantal Zitzenbacher) auf Allah-Kurs, natürlich mit Kopftuch bedeckt und auf Halal-Nahrung fixiert. «Ist Nina ein Gespenst», fragt Brüderchen Franzi, und die atheistische Mutter Wanda fleht sie an «Kannst du nicht einfach katholisch werden?»

Ein Gespräch bei einer Psychologin bringt keine Annäherung zwischen Eltern und Tochter. Als der Vater seine schwangere Freundin Sissy (Hilde Dalik) heiratet und Nina es ihm nachtun will, um einen schwulen islamischen Freund zu helfen, droht eine Katastrophe. Wanda mit Ex Harald im Schlepptau versucht alles, um ihre Tochter zu «retten». Sie verbündet sich sogar mit Hanife (Alev Irmak), der Mutter Maryams (Duygu Arslan), Ninas islamischer Freundin. Denn die will auch nicht, dass Maryam sich dem männlich dominierten Islam «unterwirft». Was tun?

«Es gibt für alles eine Lösung», heisst die Losung. Erst recht in einer Komödie, die in Wien spielt. Und so führt die Grazerin Eva Spreitzhofer, Schauspielerin und Autorin, in ihrem ersten langen Kinofilm eine Patchwork-Familie vor, die sich an der Islamisierung reibt. Ihre Multi-Clash-Komödie mag sich am französischen Erfolg «Monsieur Claude und seine Töchter» anlehnen, der indes mit einer zweiten Folge Kasse macht, hat aber genug Eigenleben und Wienerischen Schmäh. Witzige Anspielungen wechseln mit banalen Szenen (Polizeikontrolle der verschleierten Eltern: «Aha Fasnacht!», u.a.), bissige Dialoge mit Plattitüden. Jeder kriegt sein Fett ab: Fanatiker und Feministen, Traditionalisten, Atheisten und Islamisten. Dabei erweist sich auch, dass Toleranz kein Allheilmittel ist, dass Mutterliebe auch einengen kann und Doppelmoral nicht nur in gutbürgerlichen Kreisen vorkommt.

Regisseurin Spreitzhofer kann aus eigener Muttererfahrung schöpfen. Auch wenn der Komödieneintopf bisweilen überzulaufen droht, ist die Suppe, die Spreitzhofer angerichtet hat, doch recht würzig und bissig, aber durchweg schmackhaft. Bühnen- und Fernsehstar Caroline Peters («Mord mit Aussicht»), die kürzlich im Salon-Crash «Der Vorname» brillierte, fühlt sich als überforderte Mutter Wanda in ihrem Element, mit Simon Schwarz («Sauerkrautkoma», Inkasso-Heinzi im österreichischen «Tatort») als «Hampelmann» an der Seite. Das passt!


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Österreich 2018  
90 Minuten

Buch und Regie: Eva Spreitzhofer
Kamera: Xiaosu Han, Andreas Thalhammer

Darsteller: Caroline Peters, Simon Schwarz, Chantal Zitzenbacher, Alev Irmak, Duygu Arslan


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