Barbie

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Pinke heile Welt: Puppenkönigin Barbie (Margot Robbie) ist tadellos gestylt, beliebt im Barbieland und wird vom blonden Ken (Ryan Gosling, rechts) und Konsorten umgarnt. (Warner)

 

 

Puppen-Perfektion in Pink


Dieser Tage kommt man um diese zuckersüsse Lady in Pink nicht herum: Barbie füllt die Blätter und wohl auch die Kinos (wie früher die Kinderstuben). Die legendäre Puppe hat zwar über 60 Jahre auf dem Buckel, ist aber faltenlos schön, platinblond und adrett sexy wie eh und je – auch im Kino. Das verdanken wir der australischen Schauspielerin und Produzentin Margit Robbie (33), die auch in den Kinofilmen «Babylon – Rausch der Ektase» (als aufstrebender Star Nelly La Roy, 2022) und «Asteroid City» (2023) Wirkung zeigte.
 
Der Filmbeginn bietet eine Überraschung. Als hätte Zarathustra gesprochen und Stanley Kubrick eine Variante seines Klassikers «2001: A Space Odyssey» gedreht: Kleine Mädchen spielen gelangweilt mit ihren Babydolls, bis eine Riesenfrauengestalt gleich einem Monolith «einschlägt». Die Girls nehmen ihre Puppen und zerdeppern sie. Das ist ein Vorzeichen des Aufbruchs, der Abkehr und des folgenden Geschehens. Wir tauchen in die künstliche Barbie-Welt ein. Eine rosarote Zuckerbäckerkulisse. Barbie, die Königin dieses heilen Universums, spult ihren Tag ab – mit Frühstück, von Automaten zubereitet, macht eine Autotour zum Strand, wo sie überall von untertänigen Barbies aller Couleur begrüsst und geherzt wird, und geht anderen nichtsnutzigen Tätigkeiten nach. Dazu gehören Begegnungen mit dem Schönling Ken (Ryan Gosling) und seinen Kopien. Typen, mit viel Muskeln und wenig Hirn, die sie anhimmeln. Es nimmt alles seinen gewohnten Heilewelt-Gang, bis Barbie ausgerechnet in der Disco Gedanken über den Tod ins Beautyhirn schiessen Wie soll das gehen? Dazu muss Barbie die reale Welt heimsuchen, wo man ganz schön auf die Schnauze fallen kann.
Kurzum: Barbie macht samt Ken, der eine patriarchalische Hierarchie entdeckt, ihre irdischen Erfahrungen, aber ob sie schlauer geworden ist, weiss man nicht recht. Verlieben will sie sich auch nicht – schon gar nicht in Ken. Was dann? Lieber heil als heillos?
 
In ihrer pinkigen Pop-Show «Barbie», mit allerlei Musicaleinlagen und Tanzszenen gespickt, lässt Greta Gerwig im wahrsten Sinn des Wortes die Puppen los. Barbies in allen Schattierungen, Outfits und Funktionen, dazu bevölkert eine Heerschar Kens die kunterbunte Szene. Sogar die Mutter aller Barbie taucht bei einem pfiffigen Intermezzo auf: Ruth Handler (Rhea Perlman) liess sich von der Puppe Lilli inspirieren, einer Comicfigur der «Bildzeitung». Spielzeugproduzentin Handler hatte sie in Luzern entdeckt. Die erste Barbie-Puppe wurde dann 1959 an einer Spielzeugmesse in New York vorgestellt. Ein phänomenaler Siegeszug begann. Soviel zur wahren Geschichte.
 
Auch Handlers Produktionsfirma Mattel und ihr CEO (Will Farrell) sind Part der Barbie-Kinogeschichte. Im Kern geht es um die Frage: Kann eine Puppe sprich Barbie Mensch werden? Das weckt interessante Assoziationen auch bezüglich Künstlicher Intelligenz (KI). Nun, dazu reicht Barbies doch eher beschränkte Intelligenz kaum aus.
Gleichwohl ist ein anderer Aspekt interessant: Barbiedoll, das flexible perfekte Modepüppchen, das (geschäftstüchtig) mit Zeit und Trends ging, ist wohl die erfolgreichste Influencerin aller Zeiten und das zu einer Zeit, als es diesen Begriff noch gar nicht gab.
 
Greta Gerwigs sentimentales Kinomärchen hat durchaus sozialkritische Ansätze bezüglich Konsumverhalten, falsche Vorbilder (Influencer), makellose Schönheit oder heile Welt. Doch sorgt Gerwigs zuckersüsse Puppenspass vor allem für Amüsement und wird kaum nachhaltig zum Nachdenken über Konsum und Schönheitsideale anregen. Barbie war und ist eine Projektionsfläche für die «ideale» Verkörperung von Frau – ein makelloses Modell von beiden Seiten gesehen – Feminismus hin oder her.
 


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USA 2023    
114 Minuten
 
Regie: Greta Gerwig
Buch: Gerwig und Noah Baumbach
Kamera: Rodrigo Prieto

Mitwirkende: Margot Robbie, Ryan Gosling, Will Ferrell, America Ferrera, Rhea Perlman


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