Horizon

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Amerikanische Eroberung: Noch vor dem Sezessionskrieg (1861–65) strömen Menschen von der Ostküste gen Westen, um das Land zu besetzen. Plakate lockten sie nach «Horizon», einer Stadt, die es noch nicht gibt. Die Einheimischen wehren sich in Kevin Costners (Bild oben) grossem Panorama. (Warner)



Der Westen – Hoffnung und Eroberung, Verheissung und Vertreibung


Er tanzte nicht nur mit dem Wolf (1990), sondern schob ein gigantisches Filmprojekt an, das nun im Kino zu sehen ist, zumindest der erste Teil (Chapter 1) von insgesamt vier (Produktionskosten: ca. 100 Millionen Dollar). Vater, Produzent, Autor, Regisseur und Hauptdarsteller des kolossalen Werks ist Kevin Costner. Er hat bewusst auf eine Streaming-Auswertung verzichtet. Kino musste es sein. Ein zweiter Teil ist im Kasten, der dritte soll bis 2025 fertig werden. Das epische Westernpanorama «Horizon» will nicht mehr und nicht weniger als die Eroberung (die weisse «Kolonialisierung» des amerikanischen Westens) beschreiben – knallhart und unerbittlich. Ein Epos über Verheissungen, Vertreibungen und Verrat, getrieben von Hoffnungen, Anmassung, Gier und Gewalt. Zwölf Kinostunden über zwölf Jahre US-Geschichte in den 1860er Jahren.

«Was wollen die hier», fragen sich zwei Indianerburschen, als sie beobachten, wie Fremde ihre Zelte und Häuser aufbauen. Eine Gruppe von Apachen greifen die Siedler an, brennen nieder, töten die Eindringlinge. So beginnt das Westerndrama um «Kolonialisierung», Eroberung und Landnahme durch weisse Siedler, Soldaten, Schurken, Glücksritter, Revolverhelden, Pioniere und Profiteure.
Manchen Zuschauern wird es schwerfallen, all den Episoden, Ereignissen und Vernetzungen zu folgen, sie einzuordnen. Die Schauplätze – vom Indianerwigwam bis zum Fort, von der Prärie bis zu ersten Siedlungen – wechseln wie auch die Helden und Heldinnen.

Da wäre etwa Frances (Sienna Miller) zu nennen, die den Apachenüberfall mit ihrer Tochter überlebt und im Fort Unterschlupf findet. Sie begegnet Colonel Houghton (Danny Huston) und Kavallerie-Captain Gephardt (Sam Worthington). Matthew Van Wyden (Luke Wilson) führt einen Siedlertreck an, der sich von «Horizon» anlocken liess, einer Stadt, die es noch nicht gibt. Er muss sich unter anderem mit Snobbies aus dem Osten wie der eingebildeten Juliette (Ella Hundt) herumschlagen. Nicht zuletzt kommt das leichte Mädchen Marigold (Abbey Lee) ins Spiel, die sich auf Wunsch einer Freundin deren Babys annimmt und es mit einem Schurken namens Caleb Sykes (Jamie Campbell Bower) samt dessen Bruder zu tun bekommt. Nur dank des Einzelgängers Hayes Ellison (Kevin Costner) kann sie ihre Haut retten und weiss eigentlich nicht, warum sie ins Fadenkreuz der brutalen Revolverhelden geraten ist.

So skizziert Costner sein Westernpanorama. Hier die Ureinwohner (Apachen), die sich weissen Siedlertrecks ausgesetzt fühlen. Der kriegerische Pionsenay will sie gewaltsam verfolgen, sein Vater, der Stammeshäuptling mahnt zur Vorsicht und Defensive. Nicht anders sind die Fronten bei den Soldaten und Siedlern, es gibt radikale gewalttätige Elemente und besonnene, friedliche Siedler, Farmer, Geschäftsleute.

«Horizon», Teil 1, ist ein Exposé, ein Versprechen, eine Verheissung. Man darf gespannt sein, wie Costner, der mit grossem Atem und kritisch dieses Kapitel amerikanischer Kolonialgeschichte entfaltet. Trotz Landschaftsbildern im klassischen Westernstil von Montana, Wyoming oder dem San Pedro Valley (Arizona) beschönigt Costner nichts. Sein Wilder Westen ist grausam, gesetzlos, trotzdem grandios. Er gibt der indigenen Bevölkerung (Indianern) eine Stimme, zeigt Frauen als wichtige Kräfte. Man spürt mit jeder Episode, wie sehr er den Westen und Western liebt.


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USA 2024          
Teil 1: 181 Minuten

Regie: Kevin Costner,
Buch: Costner und Jon Baird
Kamera: James Michael Muro

Ensemble: Kevin Costner, Sienna Miller, Sam Worthington, Luke Wilson, Ella Hunt, Will Patton, Jamie Cambell, Abbey Lee


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