Auf den Spuren des ungekrönten Rock'n'Roll-Königs – von New York bis nach Graceland und Hollywood. Ein Porträt und eine politische Bestandsaufnahme. (Spoton)
Fallstudie Elvis
Ein Blick zurück mit Blick auf heute. Vierzig Jahre nach dem Tod des Rock'n'Roll-King begibt sich der amerikanische Dokumentarfilmer Eugene Jarecki auf die Spuren der Rocklegende Elvis Presley. Ein Roadmovie durch Amerika und seine Geschichte. Den legendären Rolls Royce, der einst Elvis Presley gehörte, steuert Eugene Jarecki den Odtimer durch die amerikanischen Lande – von New York bis Memphis, dem Elvis-Kultort (Graceland), und Hollywood. Und zwar zur Zeit des US-Präsidentschaftswahl 2016.
Dem US-Dokumentarfilmer geht es nicht um ein nostalgisches Porträt der Kultfigur Elvis, sondern um dessen Schicksal, Karriere, Aufstieg und Fall. Jarecki zieht Parallelen zwischen dem Rockstar, der US-Gesellschaft und Entwicklung in den letzten vierzig Jahren. «Es dämmerte mir», so Jarecki, «dass Elvis' Geschichte untrennbar mit dem des amerikanischen Traums verbunden war, aber nicht nur sein Aufstieg. Vielmehr sah ich, dass in der Fülle seines Lebens eine Metapher für den Aufstieg und Fall des Landes lag.»
Elvis wie er leibt und lebt auf Bühnen und vor Kameras, mit seiner samtweichen Stimme, dem berühmten Hüftschwung, der charismatischen Ausstrahlung. Der weisse Rockstar hatte sich die schwarze Musik angeeignet wie kein anderer vor ihm. Elvis revolutionierte die Popkultur und begeisterte die (weiblichen) Massen bis zum Delirium – vor den Beatles.
Wir erleben nochmals Aufstieg und Fall dieses Kultkings – von den Anfängen in Mississippi und Aufnahmen bei Sam Phillips in Memphis (Sun Records) über seine Glanzzeiten bis zum GI-Aufenthalt in Deutschland, sein Comeback, seine schmalzigen Kinoauftritte bis zu den Glamourshows in Las Vegas, sein Abstieg und sein letzter Auftritte – als schwitzender Glitter-Koloss. Zeitgenossen und Stars wie die Sängerin Emmylou Harris, die Schauspieler Alec Baldwin und Ethan Hawke erinnern sich, beschreiben den ungekrönten König, kommentieren, analysieren und kritisieren, meistens unterwegs in besagtem sagenhaften Rolly Royce. Fans und kritische Stimmen kommen zu Wort. Geschickt verknüpft Eugene Jarecki die Gesprächsepisoden mit Elvis-Bildern und Auftritten.
Wir erleben ein komtemplatives Roadmovie und spannendes Pop-Kaleidoskop, in dem ein Teil der amerikanischen Gesellschaft wiedergespiegelt wird. Elvis dient als Metapher für ein Land im Sinkflug, für die verhängnisvolle Verbindung von Geld und Gier, Macht und Verfall – moralisch, politisch, gesellschaftlich. Elvis mag an sich selbst, seinem Ruhm, seiner Sucht zugrunde gegangen sein. Ob jedoch diese komplexe Fallstudie Elvis als Metapher für den Niedergang der USA mit seinem zerstörerischen Präsidenten taugt, ist zweifelhaft. Auf jeden Fall führt das Porträt des King in die Gegenwart. Der Blick zurück ist gleichzeitig ein Blick auf Heute.
USA, Deutschland, Frankreich 2017
109 Minuten
Regie: Eugene Jarecki
Drehbuch: Eugene Jarecki
Kamera: Tom Bergmann Etienne
Mit Beiträgen von Jerry Schilling, Ethan Hawke, Ashton Kutscher, Alec Baldwin, Emmylou Harris, John Hiatt, Van Jones, Chuck D.
Zurück