Putzmunter und von Zürich begeistert: Autorin Rita Falk begleitete ihren «Leberkäs-Junkie» in der Schweiz zur Lunchkino-Premiere. (Bild: rbr).


Rita Falk,
bayrischer Schmäh und schrullige Ermittler

Die Titel ihrer Bücher und Filme sind so anregend und appetitlich wie die Geschichten selber. Ob Dampfnudel, Sauerkraut oder eben Leberkäs – bei den Provinz-Krimis der Bayerin Rita Falk spielt das Essen immer eine Rolle, aber auch der Schalk, das Schräge, die Kontroverse und mindestens eine Leich'. Die sechste Verfilmung von den zehn Provinzkrimis ist nun auch bei uns breit gestartet: Leberkäs-Junkie Franz Eberhofer ermittelt wieder mit viel Schmäh, Schrulligkeit, Schnaps und Bier.

In Bayern sind sie so bekannt wie Franz Beckenbauer oder Franz Josef Strauss, der Eberhofer Franz und der Birkenberger Rudi. Die beiden ungleichen Partner, Franz, der Dorfpolizist, und Rudi, der Privatschnüffler, ermitteln auf dem Land, genauer in Niederbayern. Denn in Niederkaltenkirchen gibt's nicht nur Schweinskopf al dente, Griessnockerl und Leberkäs, sondern auch manche Leich'. Und so muss sich der geplagte Dorfpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) nicht nur mit seiner widerspenstigen Susi (Lisa Maria Potthoff), Mutter vom Söhnlein Paulimann, den Geboten seiner Oma (Enzi Fuchs), einer Kochkoryphäe, und seinem kiffenden Papa (Eisi Gulp) auseinandersetzen, sondern auch mal mit einer Brandleich, die wie der Schweinebraten seiner Oma riecht. Erschwerend kommt hinzu, dass Franz, der «Leberkäs-Junkie», wegen erhöhten Cholesterin-Spiegel auf Diät (Gemüse!) gesetzt wird. Aber was ein derber Bayer ist … eben. Ausserdem hat der genervte Franz noch seinen Sohnemann Pauli am Hals, der auf den ersten Geburtstag zusteuert und von seiner Mama Susi beim überforderten Papa abgeladen wurde.

Es wäre müssig und spielverderbend, die verwickelte Leberkäs-, Bier- und Brandgeschichte, die Wirrungen und Wendungen um Privates und Polizeiliches, um Verzicht und Verzehr weiterzuerzählen. Am besten schaut man mal beim «Leberkäs-Junkie» rein, der bayrischen Krimikömödie von Ed Herzog, die mit 20 Kopien in der Deutschschweiz gestartet ist. Nur so viel: die «Junkie»-Episode basiert auf dem siebten Band aus der Franz-Eberhofer-Reihe. Der Film bietet neben einem Mord-(Brand-)fall allerhand zwischenmenschlichen Streit, eine neu entflammte Liebe von Papa Eberhofer, die Auftritte einer robust-radikalen Liesl (Ex-«Tatort»-Kommissarin Eva Mattes) und einen bekannten Fussballer im Unruhestand, nämlich Weltmeister und Bayer Klaus Augenthaler im Film als Dorftrainer.

Die netten schrulligen Typen, so gar nicht nach bekannten Krimimustern geschnitzt, veranstalten allerlei Schabernack, etwa ein Rennen mit Kindermobilen, trinken gelegentlich über den Durst und üben sich auch sonst in Geselligkeit. Bemerkenswert, ein wichtiger Schauplätze wie der Dorfkreisel, den es in Tat und Wahrheit tatsächlich gibt, wurde in Franz-Eberhofer-Kreisel umbenannt. Das nennt man touristisches Marketing!

Ich nenne diese schräge Buch- und Filmreihe einfach «Knödel-Krimis». Das klingt griffig und prägt sich ein. «Aber», wirft die Autorin Rita Falk bei unserer Zürcher Begegnung ein, «alle Titel sind verschieden und beziehen sich auf ein bayrisches Gericht. Ich nenn sie lieber Provinzkrimis.» Na gut. Sie, diese Mordsfälle, haben Erfolg, besonders in Bayern. 2010 schickte Rita Falk ihr kurrliges Gespann Eberhofer-Birkenberger erstmals auf Ermittlertour («Winterkartoffelknödel»). Die bisherigen fünf Verfilmungen seit 2013 haben 3,4 Millionen Zuschauer gesehen. Und nun wurde eine PR-Offensive in der Schweiz gestartet (seit 1. August laufen 20 Kopien in den Deutschschweizer Kinos).

Rita Falk und Buengo, der «Fuss Gottes» alias Castro Fokyi Affum aus Ghana stellten «Leberkäs-Junkie» im Zürcher Lunchkino vor. Das Le Paris war bestens besucht mit 330 Zuschauer/-innen. Man/frau amüsierte sich prächtig – und als Belohnung gab's treffend eine Leberkässemmel der Metzgerei Keller obendrauf. Am Ende, so hört man, seien alle 280 Semmeln verputzt worden. Rita Falk war begeistert.

Eine Erfolgsstory so oder so. Wie bringt es die Autorin, Mutter drei erwachsener Kinder, fertig, in zehn Jahren zehn Provinzkrimis zu schreiben? «Ich liebe es zu schreiben, und wenn man so etwas mit grosser Freude macht, kommt das irgendwie an. Die Arbeit ist ein Spass für mich, und dann kann man in zehn Jahren auch zehn Krimis schreiben. Ich habe die Figuren gern um mich und halte mich gern in Kaltenkirchen auf. Das Schreiben ist für mich eine Kür», gesteht die Verfasserin.

Wie entstehen ihre schrägen Krimis, gibt es eine bestimmte Vorgehensweise, eine Methode? «Ganz unterschiedlich», so Rita Falk, «manchmal habe ich einen Plot, der bis zum Schluss durchgesponnen ist. Dann gibt's auch Krimis im Kopf, wo ich bis zum Schluss nicht weiss, wer der Täter ist. Oft berät mich mein Mann, liefert quasi eigene Fälle, die ich dann natürlich verfremde. Manchmal weiss auch schon die private Geschichte vom Franz, von der Oma und so und muss dazu einen Krimi konstruieren.» Welchen Part übernimmt denn ihr Mann, der Rudolf Falk? «Ich lese ihm die Abschnitte abends vor, die ich geschrieben habe, und er geht sehr kritisch drüber – mit den Augen eines Polizisten. Aber es kommen auch Momente, wo wir nicht einig sind. Es gab da eine Szene, wo der Franz auf den Plattenspieler schiesst. Mein Mann meinte: Kein Polizist schiesst auf den Plattenspieler. Da habe ich nur gesagt: Der Franz schon – fertig!»

Es ist eine eingespielte Mannschaft vor und hinter der Kamera. Ed Herzog hat alle vier Eberhofer-Krimis inszeniert – mit eingespielter Besetzung, dem Franz alias Sebastian Bezzel, dem Eberhofer-Clan, Partner Rudi, den Kumpels, dem Vorgesetzten, dem Bürgermeister usw. Der Kern steht treu zum Provinzkrimi à la Falk. Kein Frust, keine Müdigkeit? «Es ist immer eine grosse Freude, wenn wir uns treffen wie jetzt bei der Weltpremiere in München. Es ist wie ein Klassentreffen. Eine tolle Truppe», schwärmt «Knödel-Kreatorin» Falk. Sie ist die Autorin, andere schreiben die Drehbücher. Welchen Einfluss hat Rita Falk darauf? «Es war mir immer sehr wichtig und ich habe es von Anfang klargestellt, dass ich alle Drehbücher lese und eventuell mein Veto einlegen kann. Und das habe ich auch schon genutzt, das betrifft auch die Besetzung», unterstreicht die Eberhofer-Spezialistin. «Aber es ist eigentlich unspektakulär, weil die Chemie stimmt, etwa zwischen der Produzentin Kerstin Schmidbauer und mir.» Im jüngsten Film «Leberkäs-Junkie» gibt es ein Wiedersehen des «Tatort»-Pärchen Bezzel – Mattes vom Bodensee. Wer kam denn auf diese Idee? «Es war ein gemeinsamer Wunsch von Sebastian und von mir. Seit Jahren wollten wir schon, Eva Mattes ins Spiel bringen. Jetzt fanden wir eine Rolle für sie – genial als Liesl Mooshammer. Das ist so mutig, so brachial – einfach oscarreif.»

Ich glaube, die Ebenhofer-Provinzkrimis haben eine gewisse Vorreiterrolle gespielt – bei schrägen TV-Vorabendkrimis wie «Mord mit Aussicht» (2007 bis 2014), der in der Eifel spielt, oder der bayrischen Provinzposse «Hubert und Staller» (2011 bis 2018, jetzt «Staller ohne Staller»). «Ich möchte mich nicht vordrängen, aber wir waren auf alle Fälle sehr früh dabei», mein tauch Rita Falk. «Ursprünglich ist die erste Verfilmung 'Dampfnudelblues' (2013) fürs Fernsehen gedreht worden, kam aber ins Kino.»  

Die «Knödel-Krimis» sind sehr erfolgreich. Wie hat die Literaturkritik im Laufe der Zeit reagiert? «Am Anfang hat man's nicht begriffen. Da wurde geschrieben: Jeder Viertklässler schreibt besser. Die haben nicht verstanden, dass es so gewollt ist. Langsam ist der Groschen gefallen», meint Ritas Falk nüchtern. Kritik hat die Autorin nicht verbogen, sie ist sich und ihren Filmen treu geblieben. Es geht weiter mit bayrischen Eigenarten und Gerichten. Der Appetit ist gross – bei der «Köchin» wie auch beim Publikum.


Demnächst steigt das «Guglhupfgeschwader» zum Jubiläum auf – ab 15. August im Buchhandel. Wer Lust auf bayrische Rezepte und Gewohnheit hat, wird auch von Rita Falk bedient – mit «Arnika und Bohnenwachs. Omas Eberhofers bewährtes Wissen für Haushalt und Küche», dtv, München 2017.


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Veröffentlicht August 2019