Ein Gärtner nimmt Reissaus mit einer punkigen Göre im Schlepptau: Elmar Wepper als Schorsch und Emma Bading als Philomenia. (Filmcoopi)

 

Von «Mad Max» bis zum Gärtner

Seit über 60 Jahren wirkt er in TV-Filmen und -serien mit. Vor zehn Jahren eroberte er die Kinoleinwand als Charakterdarsteller in Filmen wie «Kirschblüten – Hanami» (2008) und «Dreiviertelmond». Nun hebt er als Gärtner ab: Elmar Wepper in der Roadromanze «Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog davon».

Ihm steht das Wasser bis zum Halse. Als der Gerichtsvollzieher seinen geliebten Doppeldecker konfiszieren will, hebt Gärtner Schorsch (Elmar Wepper) ab und nimmt Reissaus. Auf seiner Luftreise vom Tegernsee übers Rheinland nach Sylt landet er auf einem stillgelegten Flughafen in Brandenburg – mit der jungen Ausreisserin Philomena (Emma Bading) im Schlepptau. Hier stösst er auf die desillusionierte Flugplatzbetreiberin Hannah (Dagmar Manzel) und geht ihr zur Hand. Der Griesgram mit Drang zum Höheren taut auf und muss eine Lebensentscheidung treffen.

Nach dem Roman Jockel Tschierschs inszenierte Florian Gallenberger eine abenteuerliche, «abgehobene» Roadromanze, bei dem sich ein Senior und ein Teenager finden, Freundschaft schliessen und einen neuen Lebensweg einschlagen. Märchenhaft.

Der Bayer Elmar Wepper (74), der jüngere Bruder von Fritz Wepper («Derrick»), hat eine Paraderolle gefunden. Der gestandene Serienprofi («Zwei Münchner in Hamburg») und steht seit über 60 Jahren vor der Kamera. Vor zehn Jahren schaffte er den Kinodurchbruch als Witwer in Doris Dörries «Kirschblüten – Hanami» und wurde mit dem Deutschen Filmpreis geehrt. Nun agiert der gebürtige Augsburger und «eingebürgerte Münchner» als Gärtner Schorsch.

Elmar Wepper selber liebt den Garten und verriet uns bei einem Gespräch in Zürich: «Jetzt bin ich zwar kein Gärtner, aber ich liebe die Gartenarbeit. Der Garten ist Teil meines Lebens. Das hat mir beim Drehen schon geholfen.»

Schorsch haut ab, als ihm der Gerichtsvollzieher seinen geliebten Doppeldecker pfänden will, lässt Gärtnerei und Familie hinter sich und sucht sein Heil in wolkigen Höhen. So sei er nicht gestrickt. So auf und davon wäre nicht sein Ding, meinte der Schauspieler. «Aber als Schauspieler muss ich mich natürlich in meine Figur hineinversetzen und versuchen, ihn zu verstehen. Ich muss den Schorsch irgendwie auch mögen.» Eine Reise im Doppeldecker. Da liegt der Gedanke nahe, dass Elmar Wepper vielleicht auch selber den Steuerknüppel in die Hand genommen hat. Wepper: «Ich war früher öfter in Kanada und Alaska, da ist Fliegen Alltag, sonst kommst du nicht von A nach B. Und es gab schon mal die Überlegung, den Flugschein zu machen. Es ist nichts draus geworden und letztlich ist es auch gut so.»

Der Kabarettist und Schauspieler Jockel Tschiersch lieferte die Buchvorlage. Das Drehbuch schrieb freilich Gernot Gricksch in Zusammenarbeit mit Regisseur Florian Gallenberger. Der Gärtner ist ein Grantler, ein unzufriedener Mensch. So wie der Schorsch sei er nicht, so grantig und verschroben, versicherte Wepper. «Aber die Figur muss trotzdem Kanten und Facetten haben. Eindimensional grantig, das wär zu wenig. Da muss man sich schon Gedanken machen.»

Dass sein Leben nun eine andere Richtung nimmt, hat auch mit dem aufmüpfigen Mädchen Philomena von Zeydlitz zu tun, keck und frisch gespielt von Emma Bading. Da finden sich zwei einsame Seelen. Es menschelt. Der Film beschreibt Aus- und Aufbruch sowie Landung. Mehr als ein Roadmovie – die Flucht des Gärtners wird zur inneren Reise. «Beiden, dem Mann, aber auch dem Mädchen, gelingt es, aus ihrem Panzer auszubrechen und einen Neuanfang zu wagen. Ein schönes Bild dafür ist, wie Schorsch am Ende mit seine Frau Monika die Gartenzwerge zerschmettert: Er zertrümmert die alte Verkrustung», unterstreicht Elmar Wepper.

Seine Rolle als Krebskranker in «Kirschblüten» hat Wepper viel Preis und Ehr eingebracht. Nun gibt es eine Fortsetzung, Regie führt wieder Doris Dörrie, sie soll im Frühjahr 2019 ins Kino kommen. Wepper und Hannelore Elsner, eigentlich sind ihre Figuren bereits gestorben, erscheinen nun als Dämonen, als japanische Geister.

Elmars Bruder Fritz ist eine bekannte Fernsehgrösse («Um Himmels Willen»). Gemeinsam standen sie für 17 ZDF-Folgen von «Zwei Brüder» (1994–2000) vor der Kamera. Elmar hat noch eine zweite Karriere gemacht – als Synchronsprecher. Er lieh seine Stimme nicht nur Pavel Chekov alias Walter Koenig in der Serie «Raumschiff Enterprise», sondern auch Mel Gibson («Mad Max», «Braveheart»). Synchronsprechen war über Jahrzehnte seine Haupttätigkeit, erzählte Elmar Wepper. Über 150 Filmrollen hätte er gesprochen, dabei fast alle Filme mit Mel Gibson. Und noch etwas verrät uns Elmar Wepper. Der Augsburger ist Bayern-Fan, und das seit 54 Jahren. Und hat die Mitgliedernummer 182. Kann man noch erfolgreicher sein?

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Veröffentlicht September 2018