Ein erfolgreiches Festivalteam: Nadja Schildknecht und Karl Spoerri strahlten während der Pressekonferenz und präsentierten ihr 15. Zurich Film Festival, ihr letztes. (Foto: ZFF)


15. Zurich Film Festival (26. September bis 6. Oktober 2019)

Ein Festival im Höhenflug –
mit Frauenpower

Es war ein beschwerlicher, aber letztlich erfolgreicher Weg von den Niederungen Zürichs über Dolder zum Uetliberg. Im Hotel Atlantis by Giardino am Fusse des Uetliberg luden die Festivalgründer und Leiter, Nadja Schildknecht und Karl Spoerri. Sie blicken auf fast 15 Jahre zurück– und auf einen Weg mit «Blut, Schweiss und Tränen». Mit ihrem Zurich Film Festival (ZFF) haben sie jetzt den Gipfel erklommen und können mit der 15. Ausgabe ein Fähnchen setzen. Das Direktorenpaar Schildknecht (operative Leitung) und Spoerri (künstlerische) wird im nächsten Jahr das ZFF-Zepter abgeben, als Nachfolger steht der NZZ-Journalist Christian Jungen («Frame») fest.

Nach anfänglichen Anfeindungen und steifer Gegenbrise hat sich das Zurich Film Festival etabliert im nationalen wie internationalen Festivalkalender, hat im In- wie Ausland an Renommée gewonnen. Die Zahlen sprechen für sich: Die Zuschauer stiegen von 8000 im Gründungsjahr 2005 auf 90 500 im Jahr 2016, von 98 000 im Jahr 2017 auf 104 000 letztes Jahr. Nun werden abermals über 100 000 Besucher angepeilt. Das Budget kletterte von 7,3 auf 7,8 Millionen Franken. Die Stadt Zürich trugen 350 000 und der Kanton 270 000 Franken bei. Nadja Schildknecht und Karl Spoerri ist es gelungen, dass nun auch Gelder vom Bund nach Zürich fliessen. «Wir haben die Firma und deren Struktur so umgebaut, dass wir den Anforderungen des Bundesamtes für Kultur nunmehr gerecht werden. Der Bund fördert uns nun mit 247 000 Franken.», resümierte Nadja Schildknecht.

Das Festivalprogramm ist vielfältig bunt, dramatisch, anregend, unterhaltsam, illuster und attraktiv. Über 170 Filme wurden angekündigt – aus aller Welt und mit deutschsprachigem Schwerpunkt im Wettbewerb «Fokus mit zwölf Filmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, beispielsweise mit «Volunteer», einem Schweizer Dokudrama über Flüchtlingshilfe in Griechenland, mit «Systemsprenger», einem deutschen Drama über einen wilden Neunjährigen oder mit «Lillian», einem Roadmovie aus Österreich über eine junge russische Frau in den USA.

Herzstück des ZFF sind die Wettbewerbe, der internationale etwa mit 38 Filmen konkurrenzieren, Dazu kommen der erwähnte «Fokus», internationale Spiel- und Dokumentarfilm, darunter etwa der Schweizer Beitrag «Silence Radio», in dem sich die Journalistin und Nachrichtensprecherin Carmen in Mexiko für die Wahrheit einsetzt. Entsprechend werden Golden Eyes, die Goldenen Augen, vergeben.

Gefragt sind wie immer Gala-Premieren und Special Screenings. Den Auftakt macht «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes», ein Schweizer Spielfilm von Nik Hilber über den Umweltaktivisten Manser. Auf grosses Interesse dürften auch «Blackbird» mit Susan Sarandon und Kate Winslet stossen, «Gemini Man» mit Will Smith, «Judy» mit Renée Zellweger oder die Dramen «My Zoe» mit Julie Delpy und «Seberg» mit Kristen Stewart stossen. Delpry und Stewart wie auch Roland Emmerich werden mit Golden Eyes ausgezeichnet. Zudem ist Emmerich wie Cate Blanchett eine Retrospektive mit zehn respektive zwölf Filmen gewidmet.

Ausserdem sind auch Kinogrössen wie Donald Sutherland, Javier Bardem sowie Stammgast und Jurypräsident Oliver Stone präsent, die auch an den ZFF-Masters-Veranstaltungen teilnehmen. Abgerundet wird das 15. ZFF mit den Rubriken «Neue Welt Sicht», aktuell Kolumbien gewidmet, mit «Border Lines», Filmen, die sich Grenzsituationen auseinandersetzen, mit «Window to the World» (Filme aus Hongkong, Spanien und Argentinien), Serien und einem ZFF für Kinder (mit Wettbewerb) und einer Sektion, die sich «Hashtag#Speaking The Truth» nennt. Hier gilt das Augenmerk Medien, Journalisten und deren Arbeit gegen Fakes und für die Wahrheit.
Bemerkenswert ist der nunmehr 8. Filmmusikwettbewerb unter dem Thema «Beyond the Matrix». 321 Komponistenaus 46 Ländern haben sich beteiligt und Vertonungen zum Kurzfilm «Danny and the Wild Bunch» eingesandt. Die fünf besten Stücke werden dann vom Tonhalle-Orchester am 28. September in der Tonhalle Maag aufgeführt.

Alles ist zum Zürcher Filmfest angerichtet. «Wir verstehen uns als Anwälte des Publikums und wollen elf Tage Lust aufs Kino entfachen», meint Organisator Karl Spoerri. Er sieht vor allem zwei Hauptthemen in diesem Jahr: «Der grüne Film», also Filme wie 'Bruno Manser', die sich um die Umwelt kümmern, und Filme, die sich um Wahrheitssuche bemühen wie 'The Laundromat', eine Satire mit Meryl Streep und Gary Oldman über die Panama Papers.»
beiden Gründer haben ihr Kind, das ZFF, zum Laufen und Strahlen gebracht. Nadja Schildknecht war hoch erfreut anlässlich der Presseorientierung: «Unser Frauenanteil ist enorm gewachsen. 55 Regisseurinnen sind mit 55 Filmen präsent, das macht nahezu 40 Prozent des Gesamtangebots aus, dazu kommen zwei Golden Eyes an zwei Frauen, an Kristen Stewart (Golden Eye Award) und Cate Blanchett (Golden Icon Award).» Spezieller Gast wird der Formel1-Champion Lewis Hamilton sein –zur Schweizer Premiere des Rennfahrerdramas «Le Mans '66» mit Matt Damon. Zu guter Letzt nutzt auch die Zürcher Filmstiftung die Gelegenheit, im Rahmen des ZFF den Zürcher Filmpreis 2019 zu vergeben – für den besten Kurzfilm, besten langen Dokumentarfilm und besten langen Spielfilm. Das Rennen kann beginnen.

Die Zürcher Filmstiftung nutzt den Rahmen des ZFF, um ihre Preise am 3. Oktober in der Arena Cinema, Sihlcity, in drei Kategorien zu verleihen. Der Publikumserfolg «Zwingli» ist nicht dabei, er wurde nicht nominiert. Da fragt man sich, ob Publikumserfolge Jurys suspekt sind …


Programm Zurich Film Festival
zff.com

Tickets
zff.com, starticket.ch

ZFF-Verkaufsstellen
ab 16.9. Tickethäuschen Paradeplatz, Cinema Corso; ab 26.9. Festivalzentrum Sechseläutenplatz, Zürich
Kauf in den Kinos Corso Le Paris, Filmpodium, RiffRaff, Kosmos, Zürich


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