Waldenburg ist ein mittelalterliches Städtchen im Frenkental, Baselland. Dort haben Renato Wellenzohn und Gleichbesinnte eine 1. Biennale organisiert: die «Ville des Arts» mit 36 nationalen und internationalen Kunstschaffenden (bis 31. Oktober 2020).Man steigt aus dem Zug (Bahnhof Waldenburg) und wird von Kunstfahnen begrüsst, geschaffen von der Basler Malerin, Bildhauerin und Textilkünstlerin Nora Vest. Das mittelalterliche Städtchen, wohl im 13. Jahrhundert von Hermann von Froburg gegründet, liegt idyllisch an einem Bächlein. Eine Schmalspurbahn verbindet das Städtchen mit Liestal, dem Hauptort in BL. Waldenburg ist Schauplatz der 1. Biennale. Drei Künstler, Sibylla Dreiszigacker, Pt Whitfield und Renato Wellenzohn, haben die «Ville des Arts» ins Leben gerufen – ohne öffentliche Gelder oder Sponsoren. Man hat das Städtchen mit Kunst belebt, die auch zu kaufen ist. Eine «Open Gallery» nennt Wellenzohn den Kunstparcour. Besucher können (gratis!) von Objekt zur Skulptur, von einer Installation zu einem Ensemble bummeln und auf Entdeckungstour gehen, immer der Hauptstrasse und dem Bächlein entlang. Auf einem Plan sind die 78 Standorte der Objekte markiert. Titel und Verkaufspreise der Werke muss man sich vom Internet herunterladen.
villedesarts.chAm Bachufer begegnet man der Gruppe «Behütet» von Monica Ott. Am anderen Ufer stösst man auf die «Arche» von Simeun Moravac und «Himmelsschiffe» von Adrian Küenzli. Spaziert man durch die Gassen, erblickt man in Turmfenster zwei Menschen, die unentwegt die blinden Fensterscheiben putzen – ohne sichtbaren Erfolg. Ein Blickfang auch, weil anscheinend eine nackte Frau am Werken ist. Schlicht «Fensterputzen» nennt Marck seine Arbeit. Auf einer Mauer hat Irma Bucher Köpfe («La Causerie I–IV») platziert. Just vor dem Gerichtsgebäude findet man nicht nur Monica Otts «Filmkleider», sondern auch eine Karre mit Puppengliedern. «Unschuldsvermutung» nennt KUSPI 20 sein denkwürdiges Werk – angesichts der Justizstätte.
Unübersehbar an der Hauptstrasse vor einem ehemaligen Fabrikgebäude stemmen sich zwei Figuren gegen eine Wand: «The Wall» von Thomas Hausenbaur. Im Minipark beim Restaurant Leuen wartet Renato Wellenzohn mit seiner bunten Figur auf: «Hello Kitty» bezieht sich auf das berühmte japanische Katzenpüppchen, das ursprünglich wie Barbie für Mädchen gedacht war, entstanden in den Siebzigerjahren. Später in den Neuzigerjahren zogen die USA nach und schufen «Bad Kitty», einen Charakter, der das Bad-Girl-Genre bediente. Der spitzbübische Dada-Künstler, der seit ein paar Jahren auch in Waldenburg heimisch geworden ist, hat seine Kitty nicht ohne eine kleine ironische Beigabe ausgeschmückt.
Wenn man Glück hat, begegnet man dem Dada-Künstler Wellenzohn, der sich als absoluter Rolling-Stones-Fan outet und vor seiner Haustüre in der Altstadt tatsächlich einen Rollenden Stein platziert hat. Renato Wellenzohn ist neben Sibylla Dreiszigacker und Pt Whitfield nicht nur einer der Initiatoren dieses speziellen Kunstevents, sondern führt jeden letzten Samstag im Monat durch die Ausstellung mit über 90 Objekten. Er erläutert, kommentiert – schelmisch und kompetent.
Voranmeldung 079 207 7373
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Veröffentlicht Juli 2020