Minari

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Sie nervt die Kinder und doch hilft sie der Familie aus der wirtschaftlichen Patsche: Grossmutter Soon-ja (Yoon Yeo-jeong, mit einem Oscar belohnt) setzt auf das koreanische Gewürz Minari. (Pathé Films).



Wenn Kräuter zum Strohhalm werden …


Eine koreanische Familie zieht von Kalifornien ins Landesinnere, nach Arkansas. Die Tochter Anne (Noel Kate Cho) murrt, und der jüngere Sohn David (Alan S. Kim) fühlt sich im Schulumfeld nicht heimisch, mehr angefeindet. Die Mutter Monica (Han Ye-ri) mag sich auch nicht mit dem verlassenen Flecken im Nowhere anfreunden, wo ihr Mann Jacob Yi (Steven Yeun) einen Neustart als Farmer versucht. Er will eine karge verlassene Farm wieder in Schuss bringen.

Die Eheleute verdienen ihr karges Brot in einem Betrieb beim Kükensortieren, aber mit der Landwirtschaft hapert's. Woher Wasser nehmen, was anbauen …? Zu allem Unglück für Zögling David zieht die Grossmutter Soon-ja (Yoon Yeo-jeong) bei ihnen ein, mit der er sein Zimmer teilen muss. Sie schnarcht.
Die Familie nimmt an Gottesdiensten teil und versucht, einen guten Eindruck machen. Das gelingt ganz passabel. Wie ein eigenwilliger und verschrobener guter Geist ist den Yis der Landarbeiter Paul (Will Patton) in die Farmhütte geschneit. Er macht Neu-Farmer Yi Mut, als dem seine Träume zerplatzen beziehungsweise in Feuer aufgehen.

Für uns nicht sofort einsichtig, spielt ein widerstandsfähiges, genügsames Kraut eine Rolle, Minari, eine Art koreanische Petersilie. Die Grossmutter sagt dem Gewürz gewisse Kräfte nach und glaubt an ihm. Und siehe da, es bewirkt mehr, als man im Westen und die Yis glauben.

Der Spielfilm Lee Isaac Chungs, Sohn koreanischer Immigranten, vermischt Autobiografisches und wurde für die Oscars sechsmal nominiert, u.a. als bester nichtenglischsprachiger (weil koreanischer) Film, beste Regie (Chung), bester Hauptdarsteller (Yeun) oder beste Nebendarstellerin (Yeo-jeong, die dann tatsächlich einen Oscar gewann). Er erzählt auf sympathische unspektakuläre Weise die alte Geschichte vom ersehnten (aber nicht märchenhaften) Aufstieg in Amerika – langsam, bedächtig, intim. Er hätte versucht, meinte Regisseur Chung, die Familie zum Helden zu machen, und familiäre Bindung ins Zentrum zu stellen.
Sein entschleunigter Film, von Brad Pitt mitproduziert, ist ein Plädoyer für Zusammenhalt, für Glauben und Kraft, wiederaufzustehen und einen Traum nicht fallen zu lassen – allen widrigen Umständen zum Trotz.


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USA 2020  
116 Minuten

Buch und Regie: Lee Isaac Chung
Kamera: Lachlan Milne

Mitwirkende: Steven Yeun, Han Ye-ri, Alans S. Kim, Noel Kate Cho, Yoon Yeo-jeong


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