Semret

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Semret (Lula Mebrahtu) lebt möglichst unauffällig und bescheiden in Zürich. Sie ist aus Eritrea geflohen und möchte Hebamme werden. Ihre Tochter Joe (Hermela Tekleab) fühlt sich von ihrer Mutter allzu sehr bemuttert und bevormundet. Sie will eigene Erfahrungen sammeln. (Cineworx)



Wie sag ich’s meinem Kinde?

Ein Flüchtlingsschicksal wie viele andere? Semret, eine Frau aus Eritrea, lebt unscheinbar in Zürich und versucht, ihre Tochter im Teenageralter vor der Welt zu schützen. Sie ist allein und misstrauisch, trägt schwer an Erinnerungen und geht, wenn immer es geht, auf Distanz, besonders zu ihren Landsleuten. Ein junger Mann (Tedros Tekleab) aus Eritrea, wohl mit ähnlichem Schicksal, unterstützt sie. Doch sie bleibt misstrauisch, weist ihn zurück. Semret arbeitet in einem Spital und möchte Hebamme werden. Ihre vierzehnjährige Tochter Joe (Hermela Tekleab) ist unbeschwert und stösst bei ihrer Mutter auf eine Mauer des Schweigens, wenn sie etwas über ihre Herkunft, Identität und Vergangenheit erfahren will. Der Mutter-Tochter-Konflikt spitzt sich zu, als Joe mit einem Jungen anbändelt.

Die Zürcher Filmautorin Caterina Mona kennt sich mit eritreischen Schicksalen aus, hat Frauen mit Flüchtlingshintergrund kennen gelernt. Behutsam und einfühlsam schildert sie in ihrem Spielfilmdebüt «Semret», wie schwer eine Frau ihre Vergangenheit belastet. Sie versucht, ihr zu entfliehen, will vergessen, verdrängen. Doch ihre Tochter zwingt sie, sich ihrem Trauma zu stellen.

Das stille Sozialdrama, auf der Piazza Grande in Locarno uraufgeführt, überzeugt durch Intimität und Authentizität, getragen von der Eritreerin Lula Mebrahtu, die in London lebt und eine paar Brocken Schweizerdeutsch für den Film gelernt hat. Denn über weite Strecken wird die eritreische Landessprache (Tigrinya) gesprochen. Auch der Landsmann, der Mutter und Tochter helfen will, hat einen eritreischen Hintergrund, gespielt von Tedros «Teddy» Teclebrhan. Der stammt selber aus Asmara, Eritrea, und ist in Deutschland ein bekannter Komiker (Teddy Comedy) und Schauspieler. Sein Musikvideo «Deutschland isch stabil» wurde im Jahr 2020 von Millionen Leuten aufgerufen und angesehen.


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Schweiz 2022  
85 Minuten

Buch und Regie: Caterina Mona
Kamera: Gabriel Sandru

Mitwirkende: Lula Mebrahtu, Hermela Tekleab, Tedros Teclebrhan, Fanuel Menstab, Mona Petri


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