Das 18. ZFF kann sich sehen lassen etwa mit Sir Ben Kingsley in «Daliland» (Bild links)  oder Til Schweiger in «Lieber Kurt». (Bilder: zVg)


Zurich Film Festival 2022

Highlights von Dalí bis Marlowe

Nach dem Auftakt letztes Jahr mit der James-Bond-Premiere geizt das Zurich Film Festival (ZFF) auch 2022 nicht mit Highlights. «Wir werden dieses Jahr so viele Stars in Zürich begrüssen wie noch nie», verspricht Festivaldirektor Christian Jungen – von Sir Ben Kingsley (Golden Icon Award) über Til Schweiger bis Charlotte Gainsbourg (Golden Eye Award). Annähernd 150 Filme werden an sechs Spielstätten aufgeführt – vom 22. September bis 2. Oktober 2022.
 
Das geht ja gut los! Der Kartenvorverkauf zum 18. ZFF begann am 12. September, und nach drei Stunden waren bereits 13 000 Tickets an Mann und Frau gebracht. Verzeichnete man 2021 einen Ansturm auf den 007-Auftakt «No Time to Die» so war es nun das Dalí-Drama «Dalíland» (ausverkauft am 29. September). Der Brite Sir Ben Kingsley, geehrt mit einem Golden Icon Award, mimt den exzentrischen spanischen Meistermaler Salvador Dalí, Barbara Sukowa seine Ehefrau Gala. Grosses Kino versprechen in der Reihe Gala-Premieren auch die Filme «The Swimmers» über die syrischen Schwimm-Schwestern Mardini oder der Schweizer Thriller «A Forgotten Man» mit Michael Neuenschwander (nach Thomas Hürlimanns Bühnenstück «Der Gesandte»). «Armageddon Time» mit Anthony Hopkins setzt sich mit Rassismus auseinander. «Corsage» mit Vicky Krieps dreht sich um die berühmte Kaiserin Sissi, aber auf andere Weise. Die Schweizer Komödie «Die goldenen Jahre» sieht Stefan Kurt, Ueli Jäggi und Esther Gemsch im Clinch auf einer Kreuzfahrt. Das Kriegsdrama «Im Westen nichts Neues» ist ein deutsches Remake des Klassikers nach Erich Maria Remarques Roman. Die Schweizer Tragikomödie «La ligne» von Ursula Meier lotet eine Mutter-Tochter-Beziehung aus, und die Tragödie «Lieber Kurt» mit Til Schweiger schildert, wie ein Vater den Verlust seines Sohnes zu überwinden versucht. «The Almond and the Seahorse» mit Charlotte Gainsbourg und Rebel Wilson befasst sich mit einem Schädel-Hirn-Trauma. «The Woman King» ist ein Historienepos über Kolonialismus in Westafrika, und die schwedische Satire «Triangle of Sadness» ist bitterböse und «lachhaft». Luca Guadagnino stellt die bizarre Liebesgeschichte «Bones and All» vor. Er erhält den Regie-Award «A Tribute to…». Sänger und Schauspieler Eddie Redmayne (zu sehen im Thriller «The Good Nurse») wird ebenfalls mit einem Golden Eye ausgezeichnet. Nicht zuletzt sei die Neil Jordans Chandler-Verfilmung «Marlowe» zu nennen – mit Liam Neeson als Privatschnüffler und Diane Kruger als Femme fatale.
 
Natürlich sind auch in anderen Sektionen Kleinode zu entdecken, beispielsweise bei den Special Screenings: «99 Moons» von Jan Gassmann, wo es um Sexualität und Beziehungen geht. Bei «Albert Anker. Malstunden bei Raffael» von Heinz Bütler agiert der (verstorbenen) Musiker Endo Anaconda («Stiller Has») als Titelheld. Der SF-Thriller «Crimes of the Future» von David Cronenberg mit Léa Seydoux und Kristen Stewart bietet Horror, der unter die Haut geht. Die zehn Schweizer Kurzdokfilme «Futura!» wagen einen Blick in die Zukunft, und Oliver Stone plädiert in «Nuclear» für Atomkraft. Ulrich Seidl inszenierte eine triste Milieustudie in «Rimini». In Joanna Hoogs Mystery-Drama «The Eternal Daughter» fasziniert Tilda Swinton in einer Doppelrolle.
 
Die drei Wettbewerbe sind ebenfalls stark bestückt: Schweiz/Deutschland/Österreich, Spielfilm International und Dokumentarfilm. Insgesamt kündigte das ZFF 38 Welt- und Europapremieren an. Rekordverdächtig! 18 Schweizer Filme wurden programmiert. 41,4 Prozent der 146 Filme sind von Frauen realisiert worden. Rekord! Weiter erwähnenswert sind die Sektionen ZFF für Kinder (10 Filme), Hashtag Religion (8), Neue Welt Sicht: Spanien (12), Border Lines (7), Windows to the World (8) und Sounds (8). Etwas am Rande, aber nicht unbedeutend figuriert der Wettbewerb Science Film Award, an dem fünf Filme teilnehmen, die sich mit Kunst und Wissenschaft auseinandersetzen.
 
Auch wenn Zürcher Fussballer zurzeit eher ins Leere trippeln, hat das ZFF ein Herz für Fussball. Kein Wunder, kickte doch der Festivaldirektor selber gern. Zusammen mit dem FIFA Museum organisiert das ZFF fünf Fussballfilme, die jeweils von Gesprächen mit Fussballlegenden begleitet werden. Den Auftakt macht der Dokumentarfilm «When the World Watched: Italy 2006».  Gianluca Zambrotta, Mitglied des WM-Teams, wird die Premiere am 28. September persönlich präsentieren. Weitere vier Filme um und über den Fussball werden im November und Dezember zu sehen sein.
 
Das Finale des 10.  Internationalen Filmmusikwettbewerbs findet am 29. September in der Zürcher Tonhalle statt.218 Soundtracks aus 42 Ländern wurden zum Kurzfilm «The Foundling» eingereicht. Drei werden vom Tonhalle-Orchester aufgeführt. Der Sieger erhält 10000 Franken. An dieser Veranstaltung wird die britische Filmkomponistin Rachel Portman mit dem Career Achievement Award geehrt.
 
Infos: info@zff.com
Festivalzentrum, Sechseläutenplatz Zürich
Festival Tageskarte 49 Franken, Festival-GA 280 Franken
Verkauf: zff.com, Festivalzentrum, Tickethaus Paradeplatz, Blue Cinema Corso

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Veröffentlicht September 2022