Marten Persiel: «Charakterisierung meines Films? Ich finde die Bezeichnung Science meets Fiction trifft es treffend.» (Bild: Christopher Hearing)


Gespräch mit Marten Persiel, Autor und Regisseur von «Everything Will Change»

Rückblick auf eine Goldene Zeit – Mahnung und Hoffnung zugleich

Manchmal ist es ein langer Weg von der Idee bis zur Premiere, erst recht als coronabedingt viele Türen verschlossen blieben. Zwei Jahre hat er für seinen Film «Everything Will Change» recherchiert. Am Zürich Film Festival 2021 feierte er Premiere, am Max Ophüls Filmfestival 2022 erhielt er den Publikumspreis. Wir sprachen mit dem Autor und Regisseur Marten Persiel, der seinen Film im Juli quer durch Deutschland begleitet.

Zur Filmkritik

Wo bist du eigentlich zuhause – in Berlin, deiner Geburtsstadt oder in Südspanien?
Marten Persiel: Mehrheitlich in Berlin, in Portugal habe ich ein Schreibstudio.

Dein Familienname – woher stammt er?
Wohl von Hugenotten, die aus Frankreich nach Preussen und Berlin gekommen sind.

Dein Film blickt aus der Zukunft auf unsere Gegenwart. Es ist von einem Sciencefiction-Film, von einem Road-Trip die Rede. Wie würdest du ihn beschreiben, charakterisieren?
Wir haben darüber diskutiert, wie wir den Film kategorisieren wollen. Ich finde die Bezeichnung Science meets Fiction sehr treffend. Vom Genre mag er ein Sciencefiction-Film sein – mit der Betonung auf Science und Fiction.

Nach welchem Konzept, mit welchen Ziel bist du deinen Film angegangen?
Ich wollte unsere Zeit als eine goldene darstellen voller Möglichkeiten und voller Naturschönheiten.

Dein Film «Everything Will Change» ist gespickt mit wunderbaren Dokumentarbildern über Pflanzen, Tiere, Landschaften. Wie hast du das Material gefunden und integriert?
Ich habe mein Leben lang Tierfilme geguckt. Das hat mich geprägt. Die Hälfte des Films wird von Tierbildern belegt. Wir hatten eine Kollaboration mit BBC, National Geographic, Arte und anderen. Das lief sehr gut. Wir haben locker zwei Jahre recherchiert.

Verschiedene Wissenschaftler, ein Philosoph sowie die Filmer Wim Wenders und Markus Imhoof geben Statements ab. Wie ist es dazu gekommen?
Ich wollte von Anfang, dass in meinem Film Science und Fiction zum Ausdruck kommen, wobei der Science-Part der wichtigere ist. Die Fictionstory sollte die wissenschaftlichen Statements einbetten. Wir sind losgezogen und waren sehr erstaunt, wie schnell wir Zusagen bekamen. Auch, weil die Wissenschaftler die Erzählform interessant fanden und glaubten, so ein grösseres Publikum zu erreichen – mit ihren Diskursen, ihren Anliegen. Natürlich hat auch Wim Wenders als Schirmherr viel dazu beigetragen, dass diese Zusammenarbeit leicht zustande kam.

Das Trio, das sich auf einen Entdeckungstrip in die Vergangenheit begibt, erfährt eine Welt, die vergangen, uns aber (noch) sehr gegenwärtig ist. Ihnen gehen die Augen auf, die uns längst aufgegangen sein sollten. Ist das der Kern deines Films?
Das kann man so sagen. Uns liegt am Herzen, dass wir unsere Zeit als die der vielen Möglichkeiten sehen und begreifen, auf die man als Goldene Zeit zurückblicken wird.

Wie hast du die Schauspieler gefunden, die bei uns ziemlich unbekannt sind?
Noah Saavedra wird nicht sehr lange unbekannt bleiben. Er wird ein Superstar. Wir haben auf Englisch gedreht, und da war es uns wichtig, dass ein Grossteil der Darstelle so genannte Native Speakers sind.

Wie war die Reaktion von Grüner Seite und Umweltschützern?
Wir haben Partnerschaften mit WWF, auch mit Friday for Future, machen wir Spezialvorführungen.

Du kommst also mit deinem Film an die richtigen Leute …
Unser Film wird gemocht in der Szene des grünen Aktivismus. Das wird eine Welle, wenn das mal anfängt, wird's einfacher.

Wie waren deine Erfahrungen mit dem Publikum bisher?
Wir haben mehrfach erlebt, dass die Leute sehr ergriffen waren und ihnen die Worte fehlten. Viele Zuschauer wollen gar nicht Fragen stellen bei diesen Aufführungen, sondern sich Luft machen – in ihrer Wut oder auch Trauer. Oft hat der Film die Leute angeregt, über lokale Probleme, beispielsweise um eine Abholzung in Braunschweig zu sprechen. Das finde ich Klasse, wenn der Film dazu animiert, dass die Leute miteinander reden. Deswegen mache ich Filme.

Dein Film zielt nicht nur auf den Verstand, sondern auch auf Emotionen …
Absolut.

Hast du den Kopf schon frei für neue Projekte?
Ich schreibe an einer Liebesgeschichte, es geht um eine Romeo-und-Julia-Geschichte in einer Sciencefiction-Welt.



Marten Persiel

Geboren 1974 in Berlin, Vater eines Kindes
Sternzeichen: Waage
Aufgewachsen in Hannover und Hamburg
2001-2009 Editor und Werberegisseur in Barcelona
lebt seit 2009 in Berlin, zeitweise in Südportugal

Filmauswahl:
2012 «This Ain't California», Spielfilm über Skateboardfahrer der DDR
2013 «Sound of the Void» (Schweiz), Kurzfilm
2021 «Everything Will Change», Spielfilm

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Veröffentlicht Juli 2022.