Der Welt droht ein Atomkrieg. Der britische Geschäftsmann Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) lässt sich vom britischen Geheimdienst als Vermittler und Bote anheuern. (Ascot Elite)
West-östlicher Austausch oder
Wenn der Spion nicht aus der Kälte kommt
Höhepunkt des Kalten Krieges. Die Sowjetunion (Chruschtschow) und Kuba (Castro) hatten sich verständigt, Atomraketen auf dem Eiland vor der Nase Amerikas zu installieren. Diese Episode ging als Kubakrise (1962) in die Geschichte ein. Just in dieser hochbrisanten Zeit – man befürchtete einen Dritten Weltkrieg – akquirierten der britische Geheimdienst MI-6 und die CIA den unscheinbaren Geschäftsmann Greville Wynne. Der biedere Reisende sollte bei Trips in die UdSSR Kontakt mit dem Sowjet-Offizier Oleg Penkowski knüpfen und allenfalls sein Zutrauen gewinnen. Denn der sorgte sich um die aggressive Atom-Politik der UdSSR. Als russischer Patriot versuchte er mit seinen Mitteln, einen Nuklearkrieg zu verhindern, und gibt Geheimpläne der Sowjets an Wynne weiter.
Aufgrund dieser wahren Begebenheiten inszenierte Dominic Cooke, Theaterleiter und -regisseur aus Wimbledon, ein fesselndes Spionage- und Psychodrama. Einfach und schnörkellos, geradezu unaufdringlich schildert er die verdeckten Aktionen und Gefährdungen, legt Wert und Sorgfalt auf die Entwicklung, Annäherung und Verbundenheit der beiden Akteure Wynne (Benedict Cumberbatch) und Penkowski (Merab Ninidze) – bis zum bitteren Ende. Ein Ende ohne strahlende Sieger.
Er ist ein gefragter Schauspieler, sowohl im Kino wie auch im Fernsehen. Bekannt wurde der Londoner Benedict Cumberbatch vor allem als Meisterdetektiv Sherlock Holmes in der BBC-Serie «Sherlock» (13 Episoden in vier Staffeln 2010–2017). Nun ist der Brite gleich in zwei Kinofilmen zu sehen – als Militärstrafverteidiger in dem Justizdrama «The Mauritanian» und eben hier als ahnungsloser Spion in «The Courier».
Er trägt zusammen mit Ninidze als «Verräter» aus Verantwortung dieses explosive Spionagedrama ohne Bond-Brimborium, das durch seine Schlichtheit, historische Ambitionen und menschliche Nähe besticht. «The Courier» ist einem «Spion, der aus der Kälte kam» näher als den «Liebesgrüsse aus Moskau». Gedreht wurde in Prag, dazu in einigen tschechischen Städten. Der Film mag etwas altmodisch anmuten, überzeugt aber vollends dank packender Emotionen vor historischem Hintergrund.
USA/Grossbritannien 2020
111 Minuten
Regie: Dominic Cooke
Buch: Tim O'Connor
Kamera: Sean Bobbitt
Darsteller: Benedict Ninidze, Benedict Cumberbatch, Vladimir Chuprikov, James Schofield, Fred Haig, Emma Penzina
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