«Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary», Rémi Chayé , FR/DK 2020; «Die Abenteuer des Prinzen Achmed», Lotte Reiniger, DE 1926 (Bild: FANTOCHE)


18. Festival für Animationsfilme in Baden

Fantoche 2020: Fokus Frauen

Corona, der Pandemie und allen Einschränkungen zum Trotz: Die Organisatoren von Fantoche, dem Internationalen Festival für Animationsfilme, lassen nicht locker und laden zum 18. Mal zum speziellen Filmtreffen in Baden (vom 1. bis 6. September 2020). Der Fokus heisst Heldinnen.

Natürlich hinterlassen Corona und entsprechende amtliche Massnahmen und -regeln ihre Spuren: Abstand halten, Masken dort, wo's sein muss, Platzbeschränkungen etc. Gleichwohl haben die Behörden grünes Licht für Fantoche 2020 gegeben (1. bis 6. September). Das Programm musste nur minimal reduziert werden (um 5 Prozent), meinte Festivalleiterin Annette Schindler an der Presseorientierung. «Fantoche will den Animationsfilm auch im Coronajahr 2020 gemeinsam mit dem Publikum und Filmmachern /-innen feiern, will Möglichkeiten der Begegnung und des Austauschs schaffen und so einen Beitrag leisten, damit Filmkultur wieder Gemeinschaft herstellen und Identität stiften kann.»

Das Angebot an Langfilmen sei etwas eingeschränkt. Es ständen weniger aktuelle Filme zur Verfügung, auch weil die grossen Studios noch abwarten oder andere Strategien verfolgen (siehe «Mulan», der via Disney-Streamdienste für 30 Franken angeboten wird). «Immerhin zeigt unser Programm Filme, die einen Zeitraum von 1929 bis 2020 umfassen», so Annette Schindler. Hervorzuheben bei den aktuellen Langfilmen ist die japanische Produktion «Weathering With You» (2019) über Eingriffe in die Natur, «Fritzi – eine Wendewundergeschichte» aus Deutschland (2019) oder der Eröffnungsfilm «Calamity, une enfance de Martha Jane Cannary» (2020) über die Kindheit der bekannten Westernheldin Calamity Jane.

Doch feiert Fantoche 2020 nicht nur 25 Jahre Bestehen (seit 1995 in Abständen und seit 2009 jährlich), sondern vor allem Frauen. Nicht nur das Kernteam des Festival ist weiblich, sondern auch die Mehrheit des Vorstands und des Selektionsteams. Bemerkenswert: 52 Prozent der gezeigten Filme sind von Frauen. Was liegt also näher, als in diesem Jahr einen Schwerpunkt «Heldinnen» zu widmen. In dieser Sektion werden drei Langfilme, drei Kurzfilmprogramme des Wiener Tricky Women Festivals sowie eine Retrospektive der Pionierin Lotte Reiniger (1899–1981), einer Meisterin der Silhouettenanimation, aufgeführt. Diesbezüglich ist besonders der vertonte Langfilm «Die Abenteuer des Prinzen Achmed» aus dem Jahr 1926 zu erwähnen.

Einen anderen Schwerpunkt bilden Filme aus Dänemark. Meisterliche Werke, aber auch Filme junger Talenten sind zu sehen – neben Filmen für Kinder – dafür ist Dänemark bekannt – auch Filme für Erwachsene, «Princess» von Anders Morgenthaler aus dem Jahr 2006 beispielsweise.

Kein Festival ohne Wettbewerb und Preise. In Baden sind 72 Kurzfilme, davon 19 aus der Schweiz, in drei Wettbewerben zu sehen: Im Internationalen und Schweizer Wettbewerb sowie im Kinder-Wettbewerb werden 13 Preise verteilt.
Neu offeriert Fantoche 2020 einen Serienmarathon am Sonntag, 6. September, ab 10 Uhr. In vier Blöcken sind hier Episoden ganz unterschiedler klassischer und brandneuer Serien zu sehen, beispielsweise die französische Serie «Crisis Jung». Zum Jubiläum offeriert das Festival familienfreundliche Eintritte (5 Franken) für Filme wie «Ernest & Célestine» (2. September, 12.45 Uhr) oder das bekannte Animationskunststück «Ma vie de Courgette» (4. September, 14.45 Uhr).

Begleitet wird das Festival von Making-ofs, Liveschaltungen und Gesprächen mit Filmemachern und einer Ausstellung im Kunstraum Baden über Lotte Reiniger. Mag das Platzangebot auch reduziert sein: Fantoche lebt im Kino. «Kultur ist nötig und so auch möglich», unterstreicht Festivalleiterin Schindler und weiss die Unterstützung der öffentlichen Hand sehr zu schätzen. Ausserdem sei kein Sponsor abgesprungen, berichtete sie weiter. Dem Kino, das seit Wochen karge Zeiten erlebt, kann das Animationsfestival Fantoche nur gut tun und zu mehr Besuchen animieren. Wer nicht nach Baden reisen kann, hat die Möglichkeit, Festivalhighlights online zu verfolgen, und zwar während der Festivaldauer um 19 und 21 Uhr bei filmingo.ch.

INFORMATIONEN:
Programmheft in diversen Kino, z.B. RiffRaff und Kosmos in Zürich,
ausserdem fantoche.ch/de/2020/programm


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Veröffentlicht August 2020