Klein, aber fein: Ein roter Teppich muss sein – vor der Cineboxx in Einsiedeln. (Foto: EFF)



EINSIEDELN FILM FESTIVAL 2019 IN DER CINEBOXX

Begegnungen -
Filme, Filmemacher, Filmfreunde

2015 wurde das Einsiedeln Film Festival (EFF) ins Leben gerufen. Aus dem Pflänzchen ist eine Blume geworden: Das aktuelle Festival (11. Mai) steht im Zeichen innovativer Kurzfilme plus Wettbewerb «Young Talent». Als Leckerbissen wird ausserdem der phantastische Animationsfilm «Loving Vincent» aufgeführt – eine andere Begegnung mit Vincent van Gogh.

Kurzfilme fristen meistens ein Aschenbrödel-Dasein. Selten sind sie im Kino zu sehen – ausser an speziellen Veranstaltungen wie an den Solothurner Filmtagen im Januar oder den Internationalen Kurzfilmtagen in Winterthur im November. Kurzfilme sind Tests, Experimente, Diplom- oder Abschlussarbeiten an Hochschulen. Manchmal entstehen amüsante visualisierte Gedankenblitze, manchmal kleine Meisterwerke. Man sollte diese Filme, die auf den Punkt kommen, nicht unterschätzen. Der kürzeste Film, der je für einen Oscar (2013) nominiert wurde, heisst «Fresh Guacamole», ist 1 Minute 40 Sekunden kurz und handelt von der Zubereitung von Guacamole.

Das aktuelle Einsiedeln Film Festival 2019 zeigt am 11. Mai neun Kurzfilme zwischen 10 und 31 Minuten. Internationale Beachtung fand Timo von Guntens «Roadmovie» aus der Schweiz über eine einsame Frau, die sich in einen Lokführer verliebt: «La femme et le TGV» (31 Minuten). Ohne Worte, dennoch beredt zeigt Corina Schwingruber Sonnen- und Schattenseiten einer Kreuzfahrt in «All inclusive» (10 Minuten). Die Lust am Reisen auf und unter Deck könnte einem dabei vergehen.

Internationale Produktionen befassen sich mit einer illegalen Reise aus der Ukraine nach Deutschland («Atlantis»), mit einer speziellen Situation für eine Mutter und ihr Baby («Casting»), mit zwei Frauen, einer Prostituierten und einer Opernsängerin («Bones for Otto»), oder ein Casting im Iran («The Role»). Bis auf Impressionen von einem Kreuzfahrtenschiff handelt es sich um Kurzspielfilme.

Als Bonbon wird der Animationsfilm in Spielfilmlänge «Loving Vincent» aufgeführt. Dorota Kobiela und Hugh Welchman schildern die letzten Tage Van Goghs und seinen Tod. Der Clou: Die Spielszenen mit Realpersonen wurde quasi nachgemalt und dies vor allem von polnischen Zeichner. Eine sehr reizvolle Begegnung angesichts des aktuellen Van-Gogh-Kinofilms «At Eternitys' Gate» mit Willem Dafoe.

Von Anfang an war Grazyna Scheiwiller eine treibende Kraft des Einsiedeln Film Festivals – als Mitbegründerin und Geschäftsführerin. Die engagierte Filmliebhaberin gestaltet und organisiert. Die fünfte Ausgabe präsentiert neu den Wettbewerb «Young Talents». Junge Filmemacher und Filmemacherinnen haben Gelegenheit, ihre ersten Arbeiten zu zeigen. Vier Werke wurden ausgewählt, drei davon entstanden an der Filmakademie in Ludwigsburg (Baden-Württemberg), ein vierter wurde in Hamburg inszeniert, von einem Filmer aus Einsiedeln: Alex Kälin realisierte «Days of Desire». Der Talent-Preis wird am Festivalabend gegen 21.15 Uhr verliehen. Start des Festivals in der Cineboxx, Einsiedeln um 12 Uhr (Eröffnung) und dauert bis gegen 21.30 Uhr.

Eines hat das Einsiedler Film Festival allen anderen Events dieser Art voraus: Der Eintritt ist gratis – zumindest 2019. Dann wird man weitersehen, wie sich der Kino-Kulturanlass weiterentwickelt. Grazyna Schweiwiller ist optimistisch. «Filminteressierte haben eine einmalige Chance, Spannendes, Neues im Kleinen zu entdecken und sich mit Filmschaffenden in einem intimen Kinorahmen auszutauschen. Wir wollen Einblicke in andere Kulturkreise ermöglichen, aber wir bieten auch an, Schweizer Filme ausserhalb des kommerziellen Mainstreams kennenzulernen.»


Informationen: einsiedeln-filmfestival.com


Zurück


Veröffentlicht Mai 2019