Papst Franziskus

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Franz von Assisi ist sein Vorbild, das Heil und Wohl der Menschen seine Mission: Papst Franziskus will «Hirte der ganzen Welt«» sein (Bild). Wim Wenders' Film ist eine Huldigung an eine charismatische Persönlichkeit. (Universal)



Heiligsprechung


Es ist von Anfang klar: Die Initiative, die Einladung zu diesem Dok-Projekt kam vom Vatikan, und der deutsche Kultfilmer Wim Wenders, dessen Kinoklassiker «Himmel über Berlin» just restauriert wurde, hat zugesagt. Für ihn war klar, dass er kein übliches Porträt drehen wollte. «Ich bin diesem Mann sehr nahe gekommen», erzählt er in einem Interview (NZZ am Sonntag). «Ich wollte nicht, dass es ein Biopic wird, sondern ein Film über das, wofür Franziskus steht. Wir zeigen, was er sagt, und dass er das lebt, was er sagt.»

Franziskus, der Name, den er sich als Papst gegeben hat, ist Bekenntnis und Botschaft zugleich. Er erinnert an jenen Mann, der mit den Tieren sprach, die Kirche erneuern wollte und den Orden der Franziskaner begründete. Franz von Assisi bekennt sich auch zur Einfachheit und Bescheidenheit. Schwarzweisse Aufnahmen des Bettelmönches illustrieren seine Botschaft (und wirken wie Ausschnitte aus einem Pasolini-Film, wurden aber eigens von Wenders gedreht). Der Kirchenmann aus Argentinien wurde vor fünf Jahren zum Papst gewählt, exakt am 13.3.2013. Seine Vorgabe, seine Versuche der Erneuerungen im Rahmen der Römisch-katholischen Kirche stiessen und stossen auf Widerstand, aber er geht seinen Weg – «zum Wohle aller», wie er betont.

Auf seine filmische Art begleiten Wim Wenders und sein Team, das Kirchenoberhaupt auf den Wegen zu den Armen, etwa in die Favelas Rios de Janeiros oder Peru, zu Strafgefangenen in Neapel, zu Spitälern, zu Opfern des Taifuns auf den Philippinen, zu den Flüchtlingen in Lesbos und Lampedusa oder zu den Politikern, beispielsweise im US-Kongress oder bei einer UN-Vollversammlung. Franziskus meidet Pomp und Popanz, will etwas bewirken innerhalb und ausserhalb der kirchlichen Arbeit. Er steht und fordert die existentiellen Grundrechte der Menschen ein: Arbeit, ein Dach über dem Kopf und Land. Angesprochen auf Missstände in Kirche wie Pädophilie sagt er klar, dass diese Vergehen nicht tragbar seien, dass es hier keine Toleranz geben könne und solche Priester ihr Amt aufgeben müssten.

Wim Wenders nimmt den Papst beim Wort, illustriert seine Worte mit Bildern von Auftritten und Reisen, aber auch mit Eindrücken vom Weltgeschehen. Das Anliegen des Franziskus wird zu seinem Anliegen. Mehrere Tage hat er Franziskus interviewt (ohne selber in Erscheinung zu treten) und offene Antworten erhalten. Sein Film bietet keinen Einblick in den Kirchenstaat und seine Träger, geht nicht den Widerständen nach, die Franziskus bremsen, und berührt Frauenfragen auch nur am Rande («Wir müssen Frauen integrieren»). Im Zentrum stehen die (sehr irdische) Visionen des Papstes und seine Botschaft der Hoffnung.

Wenders' Begegnungen mit dem Papst – von Angesicht zu Angesicht – spiegeln nicht nur die Mission eines charismatischen Mannes wieder, sondern auch unsere Welt, ihre Nöte, Probleme, Sünden. Wenders' Film kommt der Heiligsprechung einer universellen Persönlichkeit nahe. Sein Film ist gleichzeitig eine Bereicherung und ein Bekenntnis zu den Menschen – über alle Konfessionen und Glaubensgemeinschaften hinaus.


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Deutschland/Italien/Schweiz 2018  
96 Minuten

Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Wim Wenders
Kamera: Lisa Rinzler

Darsteller: Papst Franziskus (Jorge Mario Bergoglio)


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