Fedier – Urner Farbenvirtuose

2022_01_05_Fedier_003jpg

Der Urner Felice Zenoni (siehe Bild am  Ende des Beitrages) wurde mit dem Fernsehpreis 2021 für seinen Film «Der Spitzel und die Chaoten» ausgezeichnet. Nun stellt er sein jüngstes Porträt «Fedier – Urner Farbenvirtuose» vor. Den Farben freien Lauf lassen: Künstler und Avantgardist Franz Fedier suchte stets neue Formen und Ausdrucksmöglichkeiten. (Bild: rbr; filmcoopi) 



Verfechter der abstrakten Malerei:
«Das Bild soll für sich sprechen»


Im Urner Land hat er sichtbare Spuren hinterlassen, eben Kunst am Bau. Dennoch ging der Urner Künstler und Avantgardist Franz Fedier vergessen. Der Urner Filmer Felice Zenoni hat sich auf Spurensuche gemacht, zusammen mit Alma Fedier, der Enkelin des Malers Franz Fedier (1922–2005). Ein Roadmovie der speziellen Art – von Altdorf nach Bern und Paris mit Abstecher nach Algerien.

Fedier, Wegbereiter und bedeutender Vertreter der Abstrakten Malerei in der Schweiz, war sein Leben lang auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen und Impulsen. Vor allem im Urnerland ist noch gegenwärtig - bei Wandbildern für die PTT, in einem Gerichtssaal oder am Zeughaus in Altdorf. Der Urner Künstler hätte am 17. Februar seinen 100.Geburtstag feiern können. Er hatte Visionen und wurde zum Schweizer Pionier der abstrakten Malerei. Federer war seiner Zeit weit voraus. Er studierte ab 1947 in Paris, war gut bekannt mit Alberto Giacometti, wandte sich nach einem Aufenthalt in Algerien (1949/52) von der figurativen Malerei ab und der abstrakten Malerei zu («Ich bin nicht der Sonnenuntergangsmaler»).

Fedier wurde Leiter der Malklasse in Basel (1966–1987, Schule für Gestaltung) und war Präsident der Eidgenössischen Kunstkommission (1987–1992). Er sah Kunst als Öffentlichkeitsarbeit, war ein Aktivist für Kunst am Bau, experimentierfreudig, kompromisslos und weitsichtig. Von Uri ausgehend ist Felice Zenoni, 1964 in Altdorf geboren, dem «Urner Farbvirtuosen» nachgegangen, mit Fediers 24-jährigen Enkelin Alma als Spurensucherin und Seelenverwandten. Sie studiert Sozialanthropologie und Kunstgeschichte in Bern. Sie hat eine Maturaarbeit über ihren Grossvater geschrieben. Alma zeigt eine unglaublich gute Präsenz und schnelle Auffassungsgabe. Die hat sie wohl von ihrem Grossvater», meint Regisseur Zenoni.

Vergessene Bilder, Skizzen und Projekte tauchen auf. Fedier war ein Schüler des Urners Heinrich Danioth, der das Teufelsbild 1950 in der Schöllenen Schlucht bei Andermatt schuf. Fedier, Teilnehmer 1959 an der documenta in Kassel, skizzierte 1970 selber einen bemalten Teufelsstein bei Göschenen. Doch sein Projekt wurde 1994 von der Naturforschenden Gesellschaft Uri abgelehnt. Nun hat ein Team (Fediers Enkelinnen Alma und Clara, Schwiegertochter Gerda Fedier, Sohn Marco sowie Restaurator Andreas Lohri) nachgefasst, die Gesellschaft gab nach, das Projekt wurde umgesetzt – rechtzeitig zum 100. Geburtstag. Auf Zeit, wie Felice Zenoni erklärte, denn der gelbe Teufel auf dem Felsen muss wieder «reingewaschen» werden. Das Projekt (Kostenpunkt: 50'000 Franken) wollte Zenoni unbedingt für seinen Film wahr machen. Nun ist der Teufel gebannt – auf Zeit.

Zenoni suchte Zeitgenossen und Fachleute wie Kuratorin Bice Curiger und Kunstprofessor Gottfried Boehm auf. Er ging Fediers Regenbilder nach und liess sie neu fliessen, Er zitiert aus Fediers Aufzeichnungen und «Reflexionstexte», die er gegen Lebensende verfasste, da er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr malen konnte. So entstand kein Biopic im konventionellen Sinn mit Zeigefinger, sondern ein Film, der für sich spricht – durch seine Bilder.

Zenonis Absicht: «Ich wollte einen populären Film über einen abstrakten Künstler machen und den Zuschauern Berührungsängste nehmen.» Begegnungen mit einem fast vergessenen Schweizer Künstler und Visionär, mit seinen Arbeiten und seiner Wirkung etwa auf Sohn Marco. Dieser war wesentlich am Film beteiligt wie auch seine Enkelin Alma. Ein fesselndes Vermächtnis auf verschiedenen Ebenen.

Felice Zenoni hat seit 2002 mehrere Porträts über Persönlichkeiten realisiert: Charly Chaplin, Grock, Paul Burkhard, Heidi Abel, aber auch über Heinrich Danioth und seinen Teufelsstein. Zenonis Dokumentarfilm «Der Spitzel und die Chaoten» erhielt den Fernsehpreis 2021 (25'000 Franken): «Eine lehrreiche wie vergnügliche historische Auffrischung und heitere Botschaft der Toleranz», lobte die Jury. Die Preisverleihung findet aus Corona-Gründen im Frühjahr 2022 statt.


Zum 100. Geburtstag würdigt das Haus für Kunst Uri in Altdorf den Maler Franz Fedier mit einer Einzelausstellung (12. März bis 15. Mai 2022).

Heinz Stahlhut (Kunsthistoriker, Konservator und Kurator), Barbara Zürcher und Gottfried Boehm haben einen Werkkatalog über Franz Fedier mit seinen Schriften und Texten geschaffen (Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft).




5_Star_Lionjpg

Schweiz 2021
95 Minuten

Regie und Buch: Felice Zenoni
Kamera: Frank Messmer

Mitwirkende: Alma und Marco Fedier, Bice Curiger, Gottfried Boehm


Zurück

Felice Zenoni

2022_01_05_Fedier_IMG_5418jpg