Elvis

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In den Fängen eines Blutsaugers: Rockikone Elvis (Austin Butler) ist seinem Manager Colonel Tom Parker (Tom Hanks) ausgeliefert. (Warner)



Der Rockstar und ein Blutsauger


Sein Name elektrisiert bis heute: Elvis Aaron Presley, 1935 in Tulepo, Mississippi, geboren, 1977 in Memphis, Tennessee gestorben, ist einer der Grössten des US-Show- und Musikbusiness. Baz Luhrmann (Moulin Rouge) hat ihm ein filmisches Denkmal geschaffen – mit grossen Posen und einem Bösewicht namens Colonel Parker …

Das filmisch-musikalische Porträt des Filmregisseurs, der mit «Moulin Rouge» Gespür für musikalische Stoffe bewies, hat einem Giganten des US-Musikbusiness ein opulentes Kinowerk gewidmet: «Elvis». Der Name ist Programm, Versprechen und Verheissung.
Der Film beginnt und endet mit einer zwielichtigen Gestalt: Colonel Tom Parker. Er behauptet, ohne ihn gäbe es den Rockstar Elvis nicht, und er träge keine Schuld an seinem Tod. Wer's glaubt. Er hat vom Star profitiert, Millionen mitverdient, hat ihn geprägt, aber auch gezwängt und manipuliert. Den Part dieses fiesen, spielsüchtigen und hoch verschuldeten Managers verkörpert Tom Hanks aufdringlich gut – aufgedunsen, schwammig, ölig. Olivia DeJong als Priscilla Presley bietet ein Gegengewicht, geht aber unter.

Der Film spannt den Bogen von den Anfängen in der Südstaaten-Soul- und Gospelszene bis zu den glamourhaften und zuletzt elenden Auftritten des drogenabhängigen Elvis in Las Vegas. Der grosse Bogen von 1955 (Memphis) bis zum Zerfall 1977 (Memphis) ist brüchig und nicht stilsicher. Anfangs herrschen hektische Schnittfolgen, werden Gospelszenen geradezu geschreddert. Dann beim fulminanten Aufstieg wird der Film zur Kostüm- und Posenrevue. Einzelne individuelle, familiäre Episoden werden abgespult. Elvis wird zur manischen, tragischen Figur, die erlischt, ohne dass der Mensch Elvis wirklich berührt. Er bleibt in diesem opulenten Melodram eine grosse Popschablone. Vielleicht waren auch zu viele Autoren am Werk. Auch zog sich die Produktion von 2020 in Australien bis 2021 hin.

Es sei auch erwähnt, dass Elvis' Deutschland- und Hollywood-Abstecher nur Sidekicks, eben schwache Sprengsel sind. Sehens- beziehungsweise hörenswert sind einige berühmte Elvis-Songs bis zu «In the Getto» (im Nachspann), teilweise von Austin Butler selbst intoniert. Er bietet tatsächlich eine ausserordentliche Performance – auf und neben der Bühne. Oscarwürdig, An ihm liegt's nicht, dass die Grossproduktion «Elvis» hinter den Erwartungen zurückbleibt. Gleichwohl wird das grosse Showspektakel ein Hit in den diversen Open-air-Veranstaltungen sein. von Arbon und Kreuzlingen über Basel bis Zürich.


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USA/Australien 2022  
159 Minuten

Regie: Baz Luhrmann
Buch: Luhrmann, Craig Pearce, Sam Bromell, Jeremy Doner

Darsteller: Austin Butler, Chaydon Jay (Elvis jung), Tom Hanks, Helen Thomson, Olivia DeJong


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