Preparations to Be Together For an Unknown Period of Time

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Zwischen Wunsch und Wahn: Márta (Natasa Stork) scheint einem Phantom nachzurennen. (trigon-film)



Eine Frau zwischen Begehren,
Wunsch und Wirklichkeit


Eine Frau gibt ihre Karriere in den USA auf, um einer vermeintlichen Liebe in Ungarn zu folgen. Doch die Neurochirurgin Márta wird enttäuscht, zweifelt an sich selber. Die Geschichte klingt simpel, ist aber kompliziert. Doch die Ungarin Lili Horvát kreierte einen ungewöhnlichen Liebesfilm. Zugegeben, der Titel «Preparations to Be Together For an Unknown Period of Time» ist ein Zungenbrecher, gleichwohl verbirgt sich dahinter ein Lebens- und Liebesdrama.

Márta Vizy, erfolgreiche Neurochirurgin um die 40, verlässt die USA, um in ihrem Heimatland Ungarn einer Spur zu folgen. Sie hat an einem Kongress in New Jersey einen Kollegen aus Ungarn getroffen und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Man verabredet sich: Treffpunkt eines Wiedersehens auf der Freiheitsbrücke in Budapest um 17 Uhr. Wie verabredet wartet Márta auf jene Kongress-Bekanntschaft namens János Drexler (Viktor Bodó). Doch der erscheint nicht. Die Fachärztin lässt nicht locker, forscht nach und begegnet ihm zufällig. Doch der leugnet jede Bekanntschaft. Márta ist schockiert, landet im Spital und lässt sich in der Uni-Klinik gleich anstellen – als (überqualifizierte) Fachkraft mit internationalem Ausweis. Wie's weitergeht, soll hier nicht erzählt werden. Nur so viel: Márta ist zutiefst verunsichert, sucht die Hilfe eines Psychiaters und muss sich der Wirklichkeit stellen. So steht sie mit Kollege János zusammen im OP-Saal.

Eine Frau, die begehrt und zweifelt, die zwischen Wunsch, Wahn und Wirklichkeit pendelt. Leidet sie an einer Persönlichkeitsstörung? Bildet sie sich die Liebe nur ein? Die Ungarin Lili Horvát lotet die Gefühle, Begehren und Wahrnehmung einer Frau in ihrem zweiten Spielfilm aus, zu dem sie auch das Drehbuch schrieb. Eine «Vorbereitung auf Gemeinsamkeit für eine unbekannte Zeitspanne» könnte man dieses Liebes- und Psychodrama überschreiben.

Im Kern geht es um die Frage nach Wahrheit und Wirklichkeit, Trug und Trieb – um Liebe und Intuition. Hier ist Frau nicht Objekt der Begierde, sondern aktives Subjekt der Leidenschaft. Horváts intimes virtuoses Schaustück über Gefühlsirritationen, Selbstverwirklichung und verrückte Liebe wird von der Schauspielerin Natasa Stork als Márta getragen. Ihr Gesicht ist Spiegelbild ihrer Gefühle, sie ist unglaublich präsent, hinreissend im OP wie in ihrer Bruchbude, in ihrer Einsamkeit und Unsicherheit. Grandios und fesselnd. Sie trat im April im Luzerner Theater auf und wurde 2021 in Berlin als Shooting Star ausgezeichnet.
 

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Ungarn 2021  
95 Minuten

Buch und Regie: Lili Horvát
Kamera: Róbert Maly

Darsteller: Natasa Stork, Viktor Bodó, Benett Vilmány, Péter Tóth


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