Clara Haskill – Der Zauber des Interpreten

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Eine Virtuosin am Klavier: Clara Haskill wurde während der Nazi-Zeit in der Schweiz heimisch. (First Hand Films)



Virtuos und zerbrechlich


Sie war ein Wunderkind, 1895 in Bukarest jüdischer Abstammung geboren. Ab 1903 studierte sie in Wien und Paris und ging als 15-Jährige auf Konzerttournee nach Frankreich, in die Schweiz und nach Italien. Gesundheitliche Probleme (Skoliose) blockierten ihre Karriere. Clara Haskill musste vier Jahre ein Korsett tragen. Ab 1927 lebte sie in Paris und entkam 1942 den Nazischergen in Marseilles. Sie wurde in der Schweiz heimisch. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fand sie als Pianistin ihr Auskommen. Sie wurde weltberühmt und als geniale Mozart-Interpretin gefeiert. Sie starb 1960 in Brüssel infolge eines Treppensturzes. Der Pariser Pascal Cling, Pierre-Olivier François aus Nancy und Prune Jaillet aus Lausanne haben einer der grössten Klaviervirtuosinnen einen Film gewidmet. Es gibt Briefe, Bilder Tondokumente, aber keine Filmaufnahmen von ihren Konzerten. Einzig Charlie Chaplin hat sie einmal kurz privat gefilmt. Seine Meinung über die Pianistin war sehr hoch: «In meinem Leben traf ich drei Genies: Clara Haskill, die beiden anderen waren Einstein und Sir Winston Churcill.»

Die jüdische Pianistin war eine von der Musik getriebene und von gesundheitlichen Problemen gequälte Künstlerin. Der alle zwei Jahre in Vevey stattfindende Clara-Haskill Klavierwettbewerb pflegt die Erinnerung an sie musikalisch. Dabei kommt es auch vor, dass die Jury keinen Preis verleiht wie 2016. Den Filmern gelingt es, die Virtuosin und ihr Spiel lebendig, den Zauber ihres Spiels, die Ausstrahlung der Musik gegenwärtig zu machen. Clara Haskill lebte von ihrem Spiel, von der Musik: Ein komplexer Charakter und scheuer Mensch – stark auf der Bühne, zerbrechlich im Leben.



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Schweiz 2017
70 Minuten

Regie: Prune Jaillet, Pierre-Olivier François, Pascal Cling
Kamera: Olivier Kunz


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