Breiner's Spot(t)light
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Marvel macht’s möglich. Die Comic-Fabrik hatte bereits vor vier Jahren die Weichen für eine afroamerikanische Hollywood-Wende gestellt. Das schwarze Actionspektakel «Black Panther» wurde zum Millionenseller und Markenzeichen für Afrofuturismus. Nun mischt die Fortsetzung «Black Panther: Wakanda Forever» die Kinos auf und macht fette Kohle.
Der König sprich Black Panther alias T’Challa ist tot. Tatsächlich starb die Kultfigur mit Schauspieler Chadwick Boseman († 2020). Was nun? The Show must go on … Man trauert um den charismatischen König, und Frauen nehmen das Zepter in die Hand: Königin Ramonda (Angela Bassett), Prinzessin Shuri (Letiia Wright), Generälin Okoye (Danai Gurira) und Technokratin Riri (Dominique Thome). Sie wollen das afrikanische Reich Wakanda, das im Verborgenen blüht, vor weissen Mächten, aber auch vor dem Unterwasserreich Talocan schützen, angeführt von dem königlichen Flügelmann Namor (Tenoch Huerta). Der will ein Bündnis mit Wakanda schnüren, um die Oberwasserwelt, sprich Erde, zu bekriegen und zu unterwerfen. Alles klar? Muss es nicht bei «Wakanda Forever».
Die futuristische Actionvision ist exzellent choreographiert und inszeniert von Ryan Coogler, der bereits 2018 mit dem «Black Panther» Welterfolg erzielte. Er nahm vorweg, was heute gang und gäbe ist: Minderheiten zur Macht stilisieren und mittels Leinwand zu befriedigen. Der Trend macht Kasse. «Black is beautiful» ist wieder en vogue, verstärkt natürlich durch weibliche Power. Augenfällig wird Afrokultur gefeiert und als Weltmachtvision angepriesen. Dass diese Geister in Schwarz auch nur mit Wasser kochen, mit Speeren, Superwaffen und -kräften um Macht und Wohl kämpfen, versteht sich, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei «Wakanda Forever» um ein Comic-Märchen handelt, das unverblümt auf den Markt sprich Kasse schielt.
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Es gibt Filme zum Vergessen, zum Verzweifeln, zum Verteufeln. Aber eben auch solche zum Gernhaben, Glücklichsein. Die Traumfabrik beliefert alle, mal besser, mal schlechter. Mehr denn je nach dem Corona-Stau. Anno dazumal hiess es «Mal dir ein paar schöne Stunden, geh ins Kino!» Das Angebot ist gross und breit gestreut. Es gibt Studiokinos, die bieten ein Dutzend und mehr Filme im Programm, manchmal nur einmal, zweimal am Tag. Wer sucht, der findet.
Es gibt Trailer, Inserate, Filmtipps, Kritiken. Schauen Sie genau hin. Es gibt flache, ja biedere Komödien wie «Liebesdings», wo Filmstar Elyas M’Barek als Garant für Unterhaltung fingieren soll. Denkste! Auch der achte Knödel-Krimi «Guglhupfgeschwader» mit Dorf-Polizist Franz Eberhofer alias Sebastian Brezzel ist einfach bayrisch gestrickt und sorgt nur für mässige Lacher.
Es gibt Comicaction mit Donnerhall wie «Thor – Love and Thunder» oder «DC League of Super Pets», wo die animalischen Freunde von Superman, Batman oder Wonder Woman die Welt und ihre Superhelden retten müssen. Doch die «DC League» läuft trotz vieler Knalleffekte, Schlachten und neckischen Seitenhiebe ins Nichts. Auch wenn um junge Kinobesucher geworben wird, taugt das Fantasy-Bombardement als Familienfilm nicht.
Es gibt hochgelobte Filme, die enorm gepusht werden. Doch Vorsicht! Der Horrortrip «Men» ist eine Zumutung. Der Psychothriller mit dickem Gruseltouch (ver)endet in diversen Häutungen und Geburten. Vor diesem Trip kann man nur warnen. Männerphantasie oder sexuelle Übergriffe? Regisseur Alex Garland («Ex Machina») badet hemmungslos in surrealem Horror. Sinnlose Effekthascherei oder ein Beitrag über «toxische Männlichkeit» (NZZ am Sonntag) ist die Frage?
Es gibt Kinomomente, die sich eingeben, einprägen, einfräsen, die berühren, begeistern, einen lange noch begleiten. Das kann eine denkwürdige Reise aus der Zukunft in die Gegenwart sein – der Umwelt zuliebe. «Everything Will Change» ist Warnung vor Fahrlässigkeit und Liebeserklärung an die Natur zugleich. Vielleicht darfs auch eine urkomische, aber wahre Komödie aus England sein. «The Phantom of the Open» ist eine skurrile Geschichte über einen Kranführer, der sich einen Namen als schlechtester Golfspieler der Welt machte und grossen Respekt erntete. Denkwürdig ist auch der Animationsfilm «Flee», der vom Schicksal eines afghanischen Flüchtlings Anfang der Achtzigerjahre erzählt – nach wahren Begebenheiten.
Es gibt Entdeckungen auch ausserhalb der normalen Lichtspieltheater – welch ein wundervolles Wort – bei Filmfestivals natürlich. Das grösste in der Schweiz legt am 3. August los (bis 13. August) und eröffnet mit dem Knaller «Bullet Train». Da wird geballert, geprügelt und getrickst, was das Zeug hält und zwar im Superschnellzug Tokio – Kyoto mit Brad Pitt. Weniger spektakulär, aber sehenswerter und wertvoller ist da das Schweizer Alpenliebesdrama «Drii Winter», das auch in Locarno aufgeführt wird (Kinostart: 1. September). Ein Film wie für die Piazza Grande geschaffen: «Where the Crawdads Sing» nach dem Bestseller von Delia Owen. Die Hauptdarstellerin Daisy Edgar-Jones wird in Locarno mit einem Ehrenpreis geehrt.
Das Kino lebt in dunklen Sälen, wo Träume aufblühen und Dramen fesseln. Das gilt auch für bei Openair-Events, die wie in alten Zeiten reges Publikumsinteresse wecken. Netflix & Co sind durchaus eine Bereicherung. Diese Produktionen mischen mit und beleben. Corona hinterliess Spuren, sorgte für Bedenken, erhöhte die Hemmschwellen. Bremsen althergebrachte Bedenken, oder tragen boomende Angebote, Konzerte und Festivals Mitschuld an der Zuschauerflaute. Wer zaudert, verpasst vieles. Oder: Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts. Nicht nur bei bewegenden Bildern.
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Wenn es knallt und feuert, Autos durch die Luft fliegen und Motorräder über Rolltreppen rasen, wenn Männer Muskeln spielen lassen und trotz heftigster Schlägereien kaum eine Schramme abkriegen, ist Action-Time. Das geht beim Popcorn-Publikum runter wie Cola oder Red Bull. Mit und durch die Last Picture Show von 007 Agent James Bond haben Agenten- und Actionfilme wieder einmal Hochkonjunktur.
«The Spider-Man» spannt seine Netze wieder und kämpft gleich dreifach in «No Way Home». «Matrix» ist auch wieder aktiv in «Resurrections» und switcht zwischen realen und fiktiven Welten. «The King's Man» geht auf Anfang («The Beginning»). Und demnächst agiert auch «Batman» wieder im Kino (ab März).
In die Phalanx der Muskelmänner und Machos drängen sich nun fünf Frauen, die beweisen wollen, dass sie ebenso tough, knallhart und schiessfreudig sein können wie ihre Agentenkollegen. Das Actionspektakel «The 355» ist ganz auf Frau eingestellt, nicht ganz, aber … Der Streifen hat ein Qualitätsmerkmal: Von Frauen mit Frauen und nicht nur für Frauen!
Produzentin Jessica Chastain («Zero Dark Thirty») wollte die männliche Agentenübermacht mit einer weiblichen Attacke herausfordern. Aber ohne männlichen Beistand war ihr wohl nicht ganz wohl, und so engagierte sie Autor und Regisseur Simon Kinberg, Experte für die «X-Men»-Filmreihe, für ihren Agentenfeldzug. Die Besetzung sollte die geschönte Ballerorgie veredeln: Diane Kruger agiert als deutsche Aktivistin Marie, Lupita Nyong'o als Computer-As Khadijah, Penélope Cruz als kolumbianische Psychologin Graciela und Fan Bingbin als undurchsichtige Drahtzieherin Lin Mi Sheng. Jessica Chastain selbst mischt als CIA-Agentin Mace mit. Männer (wie der Schönling Sebastian Stan) kommen auch vor, aber sie dienen nur als notwendige Bösewichte, Kampfhähne und Kanonenfutter.
Die Story um eine verheerende Geheimwaffe und natürlich die Rettung der Welt ist unwichtig. Die Actionsequenzen kommen flott und adrett daher, sind aber nicht minder gewalttätig als in bekannten Action-Machowerken. Das mag gewissen Unterhaltungsspass bereiten, mehr nicht. Weltbewegend sind die Ballerfrauen in «The 335» nicht. Neckisch der Ursprung des Filmtitels. Er beruft sich auf die erste US-Spionin während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, der man den Codenamen Agent 355 gab. Das feministische Projekt «The 355» ist gutgemeint, bleibt aber flüchtig und ist nicht nachhaltig im Macho-Filmbusiness. Es sprengt nur oberflächlich Grenzen. Mit Ballern und Frauenaction allein ist es eben nicht getan.
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Die Metropole an der Limmat, die meint, sie hätte das Zeug zur Grossstadt, will Zeichen setzen, auch architektonische. Und so meinen manche Kräfte, auch liberale und sozialdemokratische, dass Abriss Aufbruch bedeutet. Das war schon 1971 so, als man in Zürich das klassizistische Gebäude an der Bahnhofstrasse 1 abriss, in dem die Wiener Werkstätte von 1917 bis 1919 ein kurzes «Gastspiel» gab.
Und so war es 2013, als der Staat, sprich Stadt und Kanton Zürich, dem historischen Güterbahnhof den Garaus machte. Der Kopfbau, im Lauf eines Jahres (1896/97) auf einem 100 000 Quadratmeter grossen Gelände errichtet, umfasste unter anderem eine 400 Meter lange Empfangshalle, 9,5 Kilometer Gleise, davon 500 Meter überdeckt, und beschäftigte rund 500 Mitarbeiter. Infolge des Ersten Weltkriegs wurden bereits 1916 mehr als eine Million Tonnen Ware umgeschlagen. Dies sind nur wenige Fakten über diesen historischen Komplex zwischen Zürich-Wiedikon und Oerlikon. Der Güterbahnhof war seinerzeit der modernste und grösste seiner Art in Europa.
Und ab 2000 ging's bergab. Zürcher Bevölkerung und Behörden (Stadt und Kanton) beschlossen, ein neues Polizei- und Justizzentrum (PJZ) inklusive Gefängnis auf dem Areal des Backstein-Güterbahnhofs aus dem Boden zu stampfen. Im Mai 2013 begann der Abbruch (siehe Dokumentarfilm «Nemesis»). Von kulturellem, architektonischen oder historischem Bewusstsein bei massgeblichen politischen Kräften keine Spur.
Ähnliches muss man nun auch bei der Diskussion um Abbruch, Umbruch oder Aushöhlung des Zürcher Schauspielhauses beobachten. Bei Stadtpräsidentin Corine Mauch und anderen willigen Abbruch-Befürwortern vermisst man kulturelles, historisches Bewusstsein. Muss man nochmals betonen, welche antifaschistische Rolle dieses Theater während des Nazi-Regimes spielte?
Privatmann Ferdinand Rieser, Begründer und Betreiber, hatte gegen den Willen bürgerlicher Schichten, inklusive der damaligen SP, aber auch einheimischer Schauspieler sein Emigranten-Ensemble mit Therese Giehse, Wolfgang Langhoff verteidigt und protegiert. Dank der Dissertation von Peter Exinger (siehe Buch mit Ute Kröger: «In welchen Zeiten leben wir!», 1998, Limmat Verlag) und dem Roman «Stürmische Jahre», 2017, dtv) von Eveline Hasler wären Riesers Verdienste wohl vergessen geblieben.
Den politischen Abbruch-Verfechtern und andere Gleichgesinnten fehlt es an historischem Bewusstsein – Technik, Modernisierung und Image-Ambitionen hin oder her. Mit solchem Ansinnen und Planen erweist sich die vermeintliche Weltstadt Zürich einen Bärendienst – zu engstirnig und zu wenig weitsichtig. Heisst hier Fortschritt einmal mehr Abbruch zum Aufbruch? Fatal.
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Wie mühsam der Weg zur Gleichberechtigung war und ist, zeigt auch der Spielfilm «On the Basis of Sex» (siehe Filmkritik). Nein, mit Sex hat dieser Justizfilm mit einer überragenden Felicity Jones als Ruth Βader Ginsburg (RBG) nichts am Hut, sondern mit Geschlecht und Ungleichheit vor dem Gesetz.
Der Männlichkeitswahn grassiert zwar weiterhin – auf politischer wie gesellschaftlicher Ebene (siehe Totalitäten wie Trump, Putin und andere Herrschaftskonsorten) – aber Frauen erobern sich jetzt zumindest im Kino männliche Positionen. Zugegeben, es gab Amazonen und Heldinnen wie die Weltraumagentin «Barbarella» (1968), verkörpert durch Jane Fonda, bereits vor 50 Jahren. Meistens dienten die augenfälligen Bond-Girls freilich als Nebenfiguren (Ursula Andress), Konkurrentinnen (Grace Jones) oder Gespielinnen (Sophie Marceau, Halle Berry, Eva Green, Olga Kurylenko u.v.a.).
So richtig in Fahrt sind die Superfrauen aus dem Comicreich erst in jüngster Zeit gekommen. «Wonder Woman» (2017) aus dem Comic-Grossverlag DC machte den Anfang. Die Amazonen-Prinzessin musste aber über 75 Jahre warten, bis sie ihren eigenen grossen Kinoauftritt hatte. Die Israelin Gal Gadot verkörperte die attraktive Kriegerin. Vor kurzem machte die Manga-Ikone «Alita» die Leinwand unsicher. «Battle Angel» heisst der Streifen mit Rosa Salazar und Christoph Waltz. Das Cyber-Punk-Abenteuer ist visuell spektakulär, mit wilden Kampfszenen gespickt, von Robert Rodriguez im Stil eines James Cameron inszeniert, der die Filmrechte am Manga-Stoff «Alita» bereits vor 20 Jahren gekauft hatte.
Richtig grosse Kasse macht nun aber ein Comicprodukt aus dem Marvel-Universum: «Captain Marvel» (siehe Filmkritik). Allen Unkenrufen zum Trotz hat die «Kapitänin» auch männliche Besucher massenweise angezogen. Die Powerfrau, die von der Pilotin Carol Danvers (Anno 1995) zu Captain Marvel (oder Mar-Vell) mutierte, ist eine Kampfmaschine mit ungeheuren Energiekräften. Sie hat menschliches (irdisches), aber auch Kree-Blut, also ausserirdisches, in ihren Adern, bestens zur Schau gestellt von Brie Larson. Zur Vertiefung empfiehlt sich das Comicbuch «Captain Marvel. Die ganze Geschichte» (panini comics).
Der weibliche Bond im Marvel-Space-Universum macht also Kasse – und wie! Rund 150 Millionen Dollar soll das explosive Spektakel gekostet und am Startwochenende locker eingespielt haben. Weltweit meldet die Walt Disney Company Einnahmen von 455 Millionen Dollar, in den USA 153 Millionen und die Schweiz verbuchte 1,2 Millionen Franken Umsatz.
Hollywood, hör die Signale: Auch Frauen können Kasse machen. Nebenbei, interessant ist, dass sich Oscar-Preisträgerin Brie Larson («Room») nicht zu schade war, in die kriegerische Comicwelt einzutauchen. Die Kämpferin für Gleichberechtigung hat Kampftraining absolviert, sich selbst herausgefordert und in der 21. Marvel-Verfilmung einen Kraftakt für die Frau geleistet, auch wenn wie meistens im Actiongenre Fäuste, ausserirdische Kräfte und gigantische Waffen wüten. Gleichwohl, ein Wendepunkt im Kino?
Tatsache ist aber, dass auch wenn die Zahl der Frauen weltweit zunimmt, doch allzu viele Kaderpositionen noch von Männer besetzt und verteidigt werden. Die Gleichberechtigung bleibt ein Ideal, das noch zu erobern ist. Der Tag der Gleichstellung der Frau am 26. August setzt ein weiteres Zeichen. Auch wenn Frauen mal abheben, werden sie cleverer sein und nicht abstürzen wie einst der männliche Himmelsstürmer Ikarus.
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