Abgeschottet: Die Welt ist feindlich gesonnen, meint Familienoberhaupt Ted und zieht sich mit seiner Familie in die Wildnis Nordamerikas.
Doch die jüngste Tochter «Jill» rebelliert. Ein Drama über falsche Sicherheit, Lebenslügen und gescheiterte Illusionen. (Bild: Frenetic)


58. Soloturner Filmtage und 44. Filmfestival Max Ophüls in Saarbrücken 2023

Filme schauen –
Zwischen Solothurn und Saarbrücken

Solothurn lädt zur Schweizer Filmwerkschau (18. bis 25. Januar) – ohne Einschränkungen. Eröffnet werden die 58. Filmtage mit dem Flüchtlingsdrama «Semret». Das Stelldichein des Schweizer Filmschaffens überschneidet sich mit dem Filmfestival Max Ophüls in Saarbrücken (23. bis 29. Januar), wo die Schweiz mit vier Filmen in den Wettbewerben vertreten ist.
 
Semret lebt in Zürich. Einst floh sie aus Eritrea und versucht, ihre Vergangenheit abzulegen und ihrer Teenagertochter Joe eine sichere Heimstätte zu bieten. Doch Joe bohrt, will mehr über ihre Wurzeln und die tragische Flucht erfahren. «Semret» von Caterina Mona eröffnet die Filmtage in Solothurn.  Der Spielfilm ist auch in Saarbrücken dabei, und zwar im Wettbewerb Spielfilm, an dem 13 Filme teilnehmen, neben «Semret» auch «Réduit» vom Schweizer Leon Schwitter. Das wohl bedeutendste deutschsprachige Filmfestival für Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wartet mit zwölf Preisen auf, honoriert mit 36 000 Euro für besten Spielfilm, 11 000 Euro für beste Regie, 13 000 Euro für bestes Drehbuch oder 7500 Euro für besten Dokumentarfilm. Für die Sektion Dokumentarfilm wurden aus der Schweiz «Becoming Giulia» von Laura Kaehr und «Für immer Sonntag» von Steven Vit nominiert. Im vergangenen Jahr gewann «Soul of a Beast» in Saarbrücken drei Preise (Bester Schauspielnachwuchs: Pablo Caprez, beste Regie, Preis der Filmkritik).
 
Solothurn zeigt wieder die ganze Spannbreite des Schweizer Filmschaffens – erstmals unter der künstlerischen Leitung von Niccolò Castelli (Administrative Leitung: Monica Rosenberg). 642 Filme wurden eingereicht, 217 ausgewählt. Traditionell ist der Dokumentarfilm stark vertreten, aber der Spielfilm hat aufgeholt. Hervorstechen Themen wie Krieg und die Folgen (Flüchtlinge), Kampf um Klima und Menschenrechte, Generationenkonflikte, aber auch Einblicke und Aufarbeitung der Vergangenheit finden sich im Kinofilm, beispielsweise in Laurent Nègres «A Forgotten Man». Sein Spielfilm rückt den Schweizer Botschafter in Berlin während des Naziregimes ins Zentrum. Die Figur Heinrich Zwygart ist dem tatsächlichen Hans Fröhlicher nachempfunden, der sich bei seiner Rückkehr in die Schweiz 1945 schweren Vorwürfen ausgesetzt sieht. In Locarno aufgeführt, hat Nègres «Heimkehrerdrama» bisher noch keinen Verleih gefunden. Der Film wurde für den Prix du Public nominiert, neben sieben anderen Werken wie beispielsweise Susanna Fanzuns Dokumentarfilm «I Giacometti» über die bekannte Künstlerdynastie, Floriane Devignes «Juste Charity», eine Dokumentation über den Kampf einer Nigerianerin in Frankreich, oder Steven Michaels Hayes’ Aussteiger-Familiendrama «Jill».

Eine radikale Liebesgeschichte: Die Schweizerin Maria ist auf Gedeih und Verderb mit dem Inder Satindar verbunden, der von seiner Alkoholsucht nicht lassen kann. Sie stellt ihn vor die Wahl… «The Curse» ist im wahrsten Sinn des Wortes ein zwielichtiger Film, denn die Akteure sind nur als Schemen, Silhouetten, Schatten auszumachen. Die Protagonisten und Filmer Maria Kaur Bedi und Satinder Singh Bedi geben sich preis – Film als Selbsttherapie. Er wird in der Kategorie Prix de Soleure 2023 aufgeführt, an der insgesamt sieben Filme teilnehmen, u.a. «Big Little Women» von Nadja Fares, «This Kind of Hope» von Pawel Siczek oder «Trained to See – Three Women and the War» von Luzia Schmid.

Der Sektion «Opera Prima 2023» sind Erstlingswerke vorbehalten, beispielsweise Elena López Rieras «El Agua», Carmen Jacquiers «Foudre» oder Leon Schwitters «Réduit» (ebenfalls in Saarbrücken). Die Retrospektive (Rencontre) ist Katarina Türler gewidmet, einer Zürcher Filmeditorin, die in den Niederlanden lebt und beispielsweise die Filme «A Strange Love Affair With Ego» (NL 2015), «Rider Jack» (CH 2015) oder «Vastgelegd» (NL 2022) geschnitten hat.

Der Prix d’Honneur 2023 geht an den Chefbeleuchter André Pinkus. Workshops und Gespräche begleiten die Filmprogramme, dabei geht es in der Sektion «Im Atelier» um die Zusammenarbeit und Verschmelzung von Film und Theater.

Gründungsgeschichte(n) der Solothurner Filmtage sind Thema der Ausstellung «Paul Schmid + Helmuth Zipperlen ‘film-gilde’» im Künstlerhaus S11, Solothurn.

Informationen
44. Filmfestival Max Ophüls Saarbrücken
ffmop.de/programm
 
58. Solothurn Filmtage
solothurnerfilmtage.ch
Reservationen ab 17. Januar 2023


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Veröffentlicht Januar 2023