Verschmitzt, schelmisch, sympathisch: Fussballfan Joachim Król ist wieder unterwegs: als Grossvater in einer neuen Kinoproduktion. (Bilder: rbr)


Hommage an den Hofer Filmtagen: Joachim Król

«Mit Humor durch die Zeit gehen»

Die Internationalen Hofer Filmtage (siehe Einblicke) sind ähnlich wie in Solothurn eine Art Klassen- oder Familientreffen. Die diesjährige Hommage wurde dem Schauspieler und Fussballfan (Borussia Dortmund) Joachim Król gewidmet. Wir trafen ihn in Hof zu einem lockeren Gespräch.

So verschmitzt wie er, schauspielert keiner im deutschsprachigen Raum. Joachim Król (64) war nicht nur der «Bewegte Mann», Commissario Brunetti oder Mackie Messer. Er konnte auch anders im schrägen Roadmovie von Detlev Buck («Wir können auch anders», 1993) – als Kipp, dem Analphabet vom Lande. Oder als smarter (aber sympathischer und verliebter) Killer in Mennan Yapos Thriller «Lautlos» (2004). Ein Heimspiel für ihn war die Verfilmung des Bestsellers von Hape Kerkeling «Der Junge muss an die frische Luft» (2018). Er war der Grossvater des Knirps aus dem Kohlenpott, den er an die frische Luft schickte.

An den 55. Internationalen Hofer Filmtagen im Oktober 2021 wurde ihm eine Hommage gewidmet, bestückt mit neun Filmen. Es war eine Wonne, Joachim Król als unglücklichen Nachbarschafts-Liebhaber in «Die tödliche Maria» (1993) oder Unterweltkönig Peachum wiederzusehen («Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm», 2018).
Seine Leidenschaft für Fussball konnte der Mime aus Herne, Westfalen, im wunderbaren Dokumentarfilm «You'll Never Walk Alone» (2017) von André Schäfer ausleben. Ein Film über die weltberühmte Fussballhymne, die in Liverpool, aber auch in anderen Stadien wie in Dortmund zuhause ist, die aber als Musicalsong (aus «Carousel») in den USA seinen Anfang nahm. Joachim Król, selbst Dortmund-Fan, figurierte als Reporter und Gesprächspartner in einem Film, der jedes Fussballherz erfreut. Aber in der Schweiz wohl nicht aufgeführt wurde. Er liess es sich in Hof natürlich nicht nehmen, auch beim traditionellen Fussballspiel dabei zu sein und den Eröffnungskick auszuführen.

Herr Król, in Hof wurde Ihnen die Retrospektive gewidmet. Lauter Rückblicke. Wie fühlt sich das an?
Joachim Król: Ich habe gleich gesagt, als mir diese Hommage mitgeteilt wurde, dass es eine Ehrung in der Mitte meines Schaffens sei. Wenn ich mir mal einen der älteren Filme anschaue, sind es meistens schöne Momente.

Auch wenn man sich so jung sieht …
Klar. Wenn man die drei Filme von 1993/94 anschaut wie «Wir können auch anders», «Die tödliche Maria» und «Der bewegte Mann», sieht man, wie einige Schauspieler ein Versprechen später eingelöst haben – für Til Schweiger, Katja Riemann, Rufus Beck, Armin Rohde oder Katja Studt. Das ist ja auch ein schöner Aspekt unserer Arbeit, dass wir kleine Zeitreisen machen können.

Weniger bekannt ist bei uns, dass Sie auch ein Buch herausgebracht haben: «Was wollen die denn hier?» Wann ist das denn erschienen, und was hat es damit für eine Bewandtnis?
Das war vor zwei Jahren. Es war eine Idee von Lucas Vogelsang, sich nochmals auf den Weg zu machen, den wir im Film «Wir können auch anders» zurückgelegt haben, um dreissig Jahren nach dem Mauerfall zu schauen, was da passiert ist. Vom Ruhrgebiet ausgehend, wo ich herkomme, bis nach Oldenhagen an der Ostseeküste.

Ein Reisebericht?
Ja, Lucas ist ja Journalist. Ich habe die Gespräche geführt, und er hat die Aufzeichnungen gemacht. Die kurzweilige Lektüre macht Spass. Man macht sich ja keine Vorstellung, dass es schon dreissig Jahre seit der Öffnung her ist. Viele junge Leute kennen die Mauer und die DDR ja gar nicht mehr.

Gehen Sie 2022 wieder auf Lesetournee?
Ja, toi toi toi. Ich warte noch auf die Termine und Orte. Wir, die Musiker und ich, sind wieder verabredet mit derselben Geschichte, nämlich Albert Camus' «Der erste Mensch». Es werden wohl um die zehn Termine im Januar sein.

Haben Sie schon in der Schweiz gearbeitet?
Ja, da war ein Gastspiel im Pfauen-Theater, Zürich, und zwar mit «Kirschgarten». Vor 34 Jahren habe ich auch mal in Basel in der Alten Komödie gastiert, die leider abgerissen wurde. Und mit dem Schweizer Urs Egger, der leider viel zu früh verstorben ist, habe ich drei Filme gemacht, so letztlich 2019 den Film «Tod eines Keilers».

Wie sind Sie durch Pandemiezeit gekommen?
Zuerst Lockdown. Ich habe das als ganz organische Auszeit nehmen können. Das war mein Glück. Es zog sich schon über ein halbes Jahr hin, dass ich gar nichts gemacht habe. Aber damit ich hatte ich kein Problem.

Sind Sie denn in diesem Jahr noch vor der Kamera aktiv?
Ja, ich drehe einen Kinofilm mit Mark Rothemund («Sophie Scholl – Die letzten Tage», 2005). Eine Vater-Sohn-Geschichte mit dem Titel «Wir Wochenendrebellen». Der Vater geht mit Sohn, der Asperger hat, auf Reise und schaut sich Fussballspiele quer durch Deutschland an – entstanden nach wahren Begebenheiten. Den Vater spielt Florian David Fitz und ich bin der Grossvater.

Noch mehr Filme im Köcher?
Abgedreht ist ein ZDF-Film in Rumänien mit dem Arbeitstitel «Der Bär», eine Crime-Story mit politischem Hintergrund um die Holzmafia und die Siebenbürgener Sachsen.

Gibt es andere Ambitionen zum Bespiel hinter der Kamera?
Regieambitionen für Filme habe ich nicht. Da ist mir das ganze Umfeld zu komplex, zu technisch. Mir geht es sehr gut mit dem, was ich tue.

In vielen Rollen haben Sie etwas Verschmitztes und Lebensbejahendes …
Wenn's gefragt oder gebraucht wird – das muss dann passen. Aber ich glaube nicht, dass man je den privaten Mensch Król gesehen hat – in welcher Rolle auch immer. Natürlich bringt man immer einen Teil seiner Persönlichkeit mit. Die äussere Erscheinung erzeugt schon Resonanz beim Betrachter.

Sie sind schon humorvoll angelegt oder …?
Ich hoffe. Wir sollten alle mit Humor durch diese Zeit gehen, sonst hält man's ja nicht aus.


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Veröffentlicht November 2021