Adam

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Die schwangere Samia (Nisrin Erradi) hilft der Bäckerin Abla (Lubna Azabal): «Du musst den Text fühlen, während du knetest». (Filmcoopi)



Allein in Casablanca: Frauenbande


Eher eine Seltenheit in unseren Kinos: Ein Spielfilm aus Marokko, von einer Frau inszeniert, der Schauspielerin und Regisseurin Maryam Touzani. Nur auf den ersten Blick eine einfache Geschichte: Samia (Nisrin Erradi), hochschwanger und ohne Bleibe, klopft an die Tür von Abla (Lubna Azabal), die in der Altstadt von Casablanca einen beliebten Gassenladen für Backwaren führt. Sie wird von der Kundschaft, aber auch von ihrer achtjährigen Tochter Warda (Douae Belkhaouda) auf Trab gehalten. Doch ihr Leben ist trist, sie hat ihren Mann verloren hat und trauert ihm zutiefst nach. Sie ist skeptisch und weist die obdachlose Samia ab. Doch sie hat nicht mit ihrem Tochter gerechnet, die mit der Fremden sympathisiert und einen feinen Spürsinn für Nähe, Wärme und Lebenssinn hat. Abla wird weich, die schwangere Samia darf für ein paar Nächte bleiben und erweist sich als positive Mitbewohnerin, die nicht nur etwas vom Backhandwerk versteht, sondern Licht in den eher dunklen Alltag der Witwe bringt. Sie wird zur echten Stütze in dem kleinen Backbetrieb. Aber wie soll es weitergehen mit der Mutter mit Kind und der Frau mit dem zu erwartenden Baby?

Sehr feinfühlig und hautnah beschreibt Maryam Touzani in ihrem ersten Spielfilm die Nöte, Zweifel und leise Hoffnungen zweier Frauen, die sich finden. Es ist auch ein kleines Alltagsdrama über Solidarität, innere Stärke und Selbstbestimmung. Der Filmtitel «Adam» mag auf den ersten Blick irritieren, steht aber für einen Neuanfang, für ein Leben, das erst bevorsteht. Der Film wurde von Marokko für die Oscar-Nominationen nominiert.


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Marokko/Frankreich 2019  
98 Minuten

Buch und Regie: Maryam Touzani
Kamera: Virginie Surdej

Darsteller: Lubna Azabal, Nisrin Erradi, Douae Belkhaouda

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