
Sammler und Saubermacher in Aktion: Ob Strände oder Wüste – die Menschen hinterlassen schädigende Konsumspuren. (Frenetic Films)
Zugemüllt
Eine unscheinbare Wiese – bis der Baggerzahn ansetzt. Er fördert Abfälle aller Art zutage: Hausmüll, Kunststoffe, Metalle, gar einen Pneu. Die Deponie irgendwo im Solothurnischen ist über Jahrzehnte gewachsen – von 1940 bis 1976. Dann wurde sie zugedeckt und sich selbst überlassen. «Aus den Augen aus dem Sinn», meint ein Gutachter, aber der Müll verrottet nicht, ruht nur. Und so ergeht es vielen offenen oder verdeckten Abfallhalden oder Müllplätzen rund um die Welt. Der Müll wird tonnenweise aufgetürmt, achtlos fortgeworfen oder versenkt.
An den Rändern des wunderbar in der bergigen Landschaft eingebetteten Koman Stausees (Nordalbanien) wurde und wird Plastik angeschwemmt. Einheimische haben zur Aktion «Sauberer Heimat» aufgerufen und fleissige Hände den Unrat eingesammelt. Doch ein, zwei Jahre später, genauer 2022, sticht neuer Zivilisationsmüll ins Auge.
Strandsäuberer sind auch auf den Malediven aktiv, Lupensammler in Asien (Katmandu) unterwegs. Taucher suchen in Griechenland (Ägäis) Meeresböden nach Abfall ab und sammeln ihn in Müllsäcken ein. Sauber geht es auf Bettmeralp zu. Es werden gar Müllwagen mit der Seilbahn transportiert, wird der Müll getrennt und entsorgt.
Ein Wüstenfestival in Nevada (USA) nennt sich «Burning Man». Dort wird alles, nicht nur Unrat, weggeräumt, was nicht dorthin gehört, eben «Matter out of place» ist. Diesen Begriff vom Aufräumen und Saubermachen greift der Dokumentarfilm auf. Der Wiener Nikolaus Geyrhalter hat diese Kehrseite der Zivilisation und Industrialisierung eindrücklich dokumentiert und in langen Einstellungen vor Augen geführt – kommentarlos. Die Bilder sprechen für sich und stinken zum Himmel, eingefangen vom September 2018 bis September 2019.
«Dass jedes Stückchen Müll, das wir aktuell verursachen, sinnvoll entsorgt werden muss, müssen wir verinnerlichen. Diesen Evolutionsschritt haben wir noch nicht gemacht», meint der Filmer. Sein Film macht das eindrücklich bewusst: Ein neues Naturverständnis und -bewusstsein ist dringender denn je!

Österreich 2022
106 Minuten
Konzept, Kamera und Regie: Nikolaus Geyrhalter
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