Dieses bescheuerte Herz

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Ein Tunichtgut und Partyhengst entdeckt sein Herz für einen herzkranken Teenager: Elyas M'Barek und Philip Schwarz. (Pathé Films)



Herzhafte Verbundschaft


Das kennen wir doch: Zwei unterschiedliche Menschen und Schicksale werden miteinander verknüpft, zuerst widerwillig, dann aus eigenem Antrieb. Man denke an den Kinohit «Ziemlich beste Freunde» (Intouchables), der Freundschaft zwischen dem zur Bewegungslosigkeit verdammten Philippe und seinem schwarzen Pfleger. Die wahre Geschichte macht nun auch als Theaterstück Karriere – mit Hanspeter Müller-Drosshaart als querschnittsgelähmten Philippe. Thematisch eng an diese Konstellation lehnt sich die Geschichte vom «Bescheuerten Herz». Auch hier treffen nicht nur zwei Welten, sondern auch Existenzen aufeinander: Der 15-jährige David ist von Geburt herzkrank und hat mit seinem Leben halbwegs abgeschlossen. Medizinisch bestens versorgt durch Dr. Reinhard (Uwe Preuss), aber seelisch…? Der Herzkranke ist dem Herzspezialisten ans Herz gewachsen. Reinhard kommt auf eine verwegene Idee: Sein Sohn Lenny um die 30, ist ein Luftikus, Partyhengst und Lebensverschwender. Er liegt Papa auf der Tasche und versenkt auch mal seinen Sport-Audi im Swimmingpool. Doch dann wird dem «Lebenskünstler» von Papa der Geldhahn zugedreht. Der will ihn erst wieder öffnen, wenn Lenny sich mit besagtem David abgibt, um dessen Leben (nochmals) lebenswert zu machen. Lenny murrt und beugt sich. Und Lenny entdeckt tatsächlich sein Herz für den Teenager und bemüht sich, eine Liste von 25 Wünschen zu erfüllen. Dabei geht es um schicke Klamotten, eine rasante Autofahrt, nackte Brüste, Bekanntschaft eines Mädchens, aber auch um das Lachen/Glück seiner Mutter Betty (Nadine Wrietz). Das geht dem locker-lässigen Lenny an die Nieren, er will den «Job» hinschmeissen.

Das tönt sozial-märchenhaft geschönt, hat aber Sinn, Herz und Verstand, und beruht auf einer wahren Begebenheit. Verschönt wird sie durch Flirt und Liebe, auch seitens des Nothelfers Lenny (von «Göhte-Facker» Elyas M'Barek, sehr diszipliniert gespielt). Opfer/Held David, überzeugend verkörpert vom heute 16-jährigen Philip Noah Schwarz (Kinodebüt), begegnet ebenfalls seinem Traummädchen.
Manchmal ist das Leben so brutal, kann gleichwohl schön sein – im Kino. Marc Rothemund («Mein Blind Date mit dem Leben», auch nach wahren Gegebenheiten) bringt dies lebensfroh auf die Leinwand – nicht ohne tragischem Touch. Der Film stimmt – von den Darstellern bis zur Musik (mit Songs wie «If You Leave Me Now» oder «Hallelujah») – und geht zu Herzen.



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Deutschland 2017
107 Minuten

Regie: Marc Rothemund
Drehbuch: Maggie Peren, Andi Rogenhagen
Kamera: Christof Wahl

Darsteller: Elyas M'Barek, Philip Schwarz, Nadine Wrietz, Uwe Preuss, Lisa Bitter


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