Civil War

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Höllisches Roadmovie: Ein Reporterteam (Kirsten Dunst, Wagner Moura, Cailee Spaeny und Stephen McKinley) laviert zwischen den Fronten. (Ascot-Elite)



Im Fegefeuer der Gewalt


Kriegerische Zeiten gebären kriegerische Filme. Das war während des Vietnamkriegs (1955 –1975) nicht anders als heute. Es sei nur der Klassiker «Apocalypse Now» (1979) von Francis Ford Coppola erwähnt, der dazumal eine Art finale Vietnam-Abrechnung lieferte. Nun inszenierte der Brite Alex Garland das apokalyptische Kriegsdrama «Civil War», angesiedelt in naher Zukunft. Dabei geht es nicht um die aktuellen Konfliktherde Nahost oder Europa (Ukraine), sondern um einen (potenziellen) Bürgerkrieg in den USA. Ein Szenarium, das angesichts der politischen Spaltung (Demokraten gegen Republikaner) nicht abwegig sei, meinen einige Experten, und sei Trump durchaus zuzutrauen.

Die Vereinigten Staaten sind nicht mehr vereinigt, sondern gespalten. Der Präsident (Nick Offerman) wurde zwar abgewählt, weigert sich aber, sein Amt zu räumen und verschanzt sich in Washington D.C. Die «Opposition» formiert sich in der «Western Federation» mit den Streitkräften von Texas und Kalifornien (wie glaubhaft ist das denn?). Die «kriegserfahrene» Fotojournalistin Lee (Kisten Dunst) macht sich mit News-Freak Joel (Wagner Moura) und dem Reporterveteran Sammy (Stephen McKinley) auf den gefährlichen Weg zum Präsidenten, um mit ihm ein (letztes?) Interview zu führen. Zu diesem hartgesottenen Trüppchen gesellt sich Youngster Jessie (Cailee Spaeny), die Lee bewundert und gern selbst Journalistin werden möchte. Ein Horrortrip durch verlassene Regionen, vorbei an Kriegswracks, Zerstörungen und Zurückgebliebenen. Besonders gefährlich wird das zufällige Treffen mit ein paar kaputten Freischärlern, die alle Passanten liquidieren, die nicht «wahre echte Amerikaner» sind.

Der apokalyptische Roadtrip zeigt die Fratzen des Krieges in allen Schattierungen und mittendrin das bildhungrige Reporterteam, doch am Ende müssen die Alten herhalten, frisst der Krieg seine «Kinder». Das drastische Kriegsspektakel stellt das Journalisten-Quartett in den Fokus, lässt die politischen, auch strategischen Hintergründe im Dunkeln, fragt nicht nach Sinn und Unverstand. Gewalt und Action diktieren den Rhythmus, der Wahnsinn tobt sich aus. Moral und Menschlichkeit sind zum Teufel gegangen. Autor und Regisseur Alex Garland («Ex Machina») inszeniert die beängstigende Vision eines US-Bürgerkriegs. Die einen werden seinen «Civil War» als Action-Unterhaltung konsumieren, andere sehen den (Kriegs-)Teufel an der Wand. Fragwürdig allweil, dem Kriegswahnsinn so ein populäres Forum zu geben, auch wenn alles «nur» Kino ist und nicht die Kriegsmaschinerie, sondern Kriegsreporter, also Menschen im Mittelpunkt stehen.


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USA/GB 2024109 Minuten

Buch und Regie: Alex Garland
Kamera: Rob Hardy

Darsteller: Kirsten Dunst, Wagner Maura, Cailee Spaeny, Stephen McKinley


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