Adolf Muschg – Der Andere

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Immer noch auf Achse: Adolf Muschg lebt nach der Maxime Lesen und Schreiben. (Praesens Film)


 

Eine persönliche Reise
von der Schweiz nach Japan und zurück

 
Seit Jahrzehnten beobachtet, beschreibt und kommentiert er Mensch und Umwelt, eckt an, kritisiert und fabuliert. Der Zürcher Adolf Muschg, 1934 in Zollikon geboren, ist ein intellektueller lebendiger Zeitgeist wie kaum ein anderer in der Deutschschweiz. Der Germanist, Lehrer, Professor für deutsche Sprache und Literatur an der ETH (1970 bis 1999), Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und nicht zuletzt Präsident der Akademie (2003-2005) war und ist ein scharfer Beobachter der Politik, der Gesellschaft, der Welt. Er hat sich sowohl als streitbarer Débatteur als auch als Schriftsteller einen Namen gemacht.

Erich Schmid («Max Bill – das absolute Augenmass», «Meier 19») hat ihm ein Filmporträt gewidmet. Kein gewöhnliches Biopic, sondern ein differenziertes, sehr persönliches Bild des bekannten Intellektuellen. Ausgangspunkt ist Muschgs Roman «Heimkehr nach Fukushima» und sein Verhältnis zu Japan, das ihm mehr als ans Herz gewachsen ist, nicht nur weil er mit der Japanerin Atsuko Kanto verheiratet ist. Die Frage nach dem Anderen, auch nach dem Anderen in sich selbst, sind Leitthemen dieser persönlichen Annäherung.

Natürlich weist Schmid in seinem Dokumentarfilm auf wichtige Lebensstationen Muschgs hin, doch im Mittelpunkt stehen dessen Ein- und Ansichten, pointierte Kommentare und Zeitdeutungen. Der passionierte Pfeifenraucher mischt sich, nimmt teil, erzählt Geschichten. Eine tiefgründige Reise von der Schweiz nach Japan (Fukushima, Kyoto), nach Berlin (Akademie der Künste).

Es scheint, als hätte der «Held» selbst die Zügel im Film übernommen. Er kommentiert, kritisiert («Der Schweiz mangelt es an Neugier»), bemerkt, betrachtet sich selbst. Zwei Dinge im Leben seien ihm wichtig, behauptet er: «Lesen und Schreiben». Der Literaturwissenschaftler und Literat äussert sich frank und frei – und macht Lust, wieder eins seiner Bücher zur Hand zu nehmen: «Der Rote Ritter. Eine Geschichte von Parzival», 1993, beispielsweise oder eben «Heimkehr nach Fukushima» (2018).
 

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Schweiz 2021  
86 Minuten

Buch und Regie: Erich Schmid

Kamera: Pierre Mennel, Ueli Nüesch, Roger Walch
Mitwirkende: Adolf Muschg, Atsuko Kanto, Jeanine Meerapfel,Yvonne Lenzlinger, Nobert Lammert, Franz Hohler, Ursula Angst


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