Volunteer

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Rettungsaktionen am Strand von Lesbos: Freiwillige aus der Schweiz helfen Flüchtlingen. (sulacofilm.)


Handeln statt Hadern –
Freiwillige für Flüchtlinge


Sie sind kaum noch ein Thema – in Corona-Krisenzeiten. Sie sind aus den Schlagzeilen verschwunden, aber sie sind noch da und werden nicht weniger, die Flüchtlinge, die Gestrandeten, die Internierten. Die globale Gesundheitskrise hat sie regelrecht vertrieben und verstummen lassen. Auch von ihnen ist wenig die Rede, Menschen, die sich um Menschen kümmern und einsetzen, die in Europa gestrandet, aber nicht willkommen sind. Anna Thommen und Lorenz Nufer haben in den letzten Jahren Schweizer begleitet, die sich als «Volunteer», als freiwillige Helfer, beispielsweise in Griechenland (Lesbos, Samos) engagierten und engagieren. «Die dreijährige Arbeit an 'Volunteer' war für mich von grosser Wichtigkeit», resümiert Filmerin Anna Thommen. «In der beschützten, reichen Schweiz zuhause zu sein, meine Kinder eine sichere Zukunft vor Augen, ich selber privilegiert mit meinen Schulabschlüssen und in einem sicheren sozialen Netz aufgehoben. – All das stand und steht immer noch in einem derart krassen Gegensatz zu dem, was Flüchtende auf der ganzen Welt erleben, dass es kaum aushaltbar ist.»

Politiker schauen einfach zu und verdrängen, werden Stimmen laut. Das sei pure Fahrlässigkeit, heisst es. Schweizer Bürger wollten nicht einfach zusehen, sondern ebendiese Flüchtlinge in Not unterstützen. Es sind ein Bauer und eine Tierärztin, ein Armee-Hauptmann, eine Pensionärin (78), ein Komödiant oder eine Tessiner Grossrätin, die aktiv werden. Drei Jahre lang hat die Basler Anna Thommen («Neuland») als Volunteer gearbeitet, wollte nicht mehr wegschauen, sondern dokumentieren (oft mit der Handkamera). Zusammen mit dem Schauspieler und Theaterregisseur Lorenz Nufer aus Zürich hat sie einerseits ein Flüchtlingsdrama (mit eindrücklichen Bildern) und Anklage gegenüber europäischen Behörden und Politikern realisiert, andererseits eine Dokumentation über Helfer und Freiwilligeneinsätze geliefert. Sie, die «Volunteer», zeichnen sich durch Zivilcourage, Verantwortungsbewusstsein und Nächstenliebe aus. In Gesprächen mit Beteiligten erfährt man, was sie bewegt hat und beschäftigt, wie sie sich wieder im normalen Leben daheim zurecht gefunden haben, was sie empfunden, was sie geprägt hat – danach. Der Film lebt und wirkt durch seine entschlossenen Protagonisten, die sich eingeben, Wege weisen und mahnen, die Flüchtlingen nicht zu vergessen: «Man ist für die Menschen da.»


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Schweiz    
93 Minuten

Buch und Regie: Anna Thommen und Lorenz Nufer
Kamera: Severin Kuhn

Mitwirkende: Michael Grossenbacher, Michael Räber, Ileana Heer Castelletti, Thomas Hirschi, Sarah Hirschi-Gerber, Taha Alahmad, Lisa Bosia


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