Una Questione Privata

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Wird Fulvia (Valentina Belé) ihre Geliebten Milton (Luca Marinelli) oder Giorgio (Lorenzo Richelmy) wiedersehen? Sie hat sich abgesetzt, die Männer sind dem Krieg ausgesetzt. (Trigon-Film)



Krieg und Liebe


Eine Frau und zwei Männer, die sie beide lieben, die sie trennt und vereint, davon erzählen die Brüder Taviani in ihrem letzten Film. In Zeiten des Krieges, des Zweiten Weltkriegs in Italien, wird die Liebe zum Traum und Trauma. Partisan Milton (Luca Marinelli) kämpft um das Leben seines Freundes Giorgio (Lorenzo Richelmy), der in die Hände der Schwarzhemden, der Faschisten, geraten ist. Ein Todeskandidat. So versucht Milton, eine «Kakerlake», eben ein Schwarzhemd, zu fassen, um ihn dann gegen Giorgio auszutauschen. Ein Schwachsinniger, der Luftgitarre spielt, ist ungeeignet. Ein Offizier, den er in einem Dorf überwältigt, entwischt – tödlich.

Auf seiner Suche in abgelegenen Winkeln der piemontesischen Langhe wird Milton an glückliche Zeiten mit Fulvia und Giorgio erinnert. An Momente des Beisammenseins, der Verliebtheit. Er, der Städter, ein bisschen Dandy, ein bisschen Poet, hat sich in das Mädchen Fulvia verliebt, das aber auch von Giorgio Clerici, dem schönen Jüngling aus gutem Hause, verehrt wird. Sie, die Geliebte, flieht vor dem Krieg. Die beiden Verehrer schliessen sich den Partisanen an, die gegen Faschisten und deutsche Besetzer kämpfen.

Der Krieg diktiert das Geschehen, die Schicksale. In wenigen, aber eindrücklichen Szenen zeigt er sein Gesicht, etwa wenn um einen Bauernhof Leichen liegen, ein Mädchen aufsteht, Wasser trinkt und sich dann wieder neben seine tote Mutter legt. Oft ziehen Nebelschwaden durch die Landschaft, vernebeln quasi das mörderische Jagen.

Die Brüder Taviani nehmen das Thema des Widerstands auf wie schon 1982 in «La notte di San Lorenzo» (unvergesslich die Aufführung auf der Piazza Grande Locarno vor 8000 Zuschauern). Sie setzen dem neuen Populismus heute, neuen faschistischen Tendenzen Widerstand entgegen und wollen mit «Una questione privata» ein filmisches Zeichen setzen. Ihr Filmtitel meint eben auch, dass der Krieg Privates vereinnahmt und eben keine private Frage ist. Ihr Melodram, das letztlich doch nicht ganz befriedigt, merkwürdig vage und verloren bleibt, ist die letzte gemeinsame Arbeit der Brüder, die über zwanzig Filme gemeinsam geschaffen haben. Vittorio Taviani wurde von einem Auto angefahren, konnte selber nicht mehr Regie führen. Er starb im April 2018. Sein Bruder Paolo vollendete den Film, der auf dem Roman von Beppe Fenoglio (1963) basiert.

Die Reise in die Vergangenheit, der Rückblick auf Kriegszeiten will die Gegenwart einbeziehen, will mahnen, den Anfängen zu wehren. Hoffnung bleibt, das tönt im Lied «Somewhere Over the Rainbow» von Judy Garland an. Jenseits des Regenbogens werden Träume wahr…


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Italien 2017
85 Minuten

Regie: Paolo & Vittorio Taviani
Drehbuch: Paolo & Vittorio Taviani nach dem Buch von Beppe Fenoglio
Kamera: Simone Zampagni

Darsteller: Luca Marinelli, Lorenzo Richemy, Valentina Bellé, Giulio Beranek


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