Three Thousand Years of Longing

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Wirklichkeit oder nur eine Wahrnehmung: Die britische Erzählforscherin Alithea (Tilda Swinton) befreit einen Flaschengeist. Der Dschinn (Idris Elba) offeriert ihr drei Wünsche. (Ascot-Elite)

 

Von Mythen, Märchen und «modernen» Sehnsüchten

 
Einst schlug er sich in drei düsteren, brutalen Endzeitschlachten mit «Mad Max» herum. Jetzt zeigt der Australier George Miller ein ganz anderes Gesicht. Der neuste Filmtitel ist kompliziert, und der Film «Three Thousand Years of Longing» ist auch verzwickt. Dabei bewegt sich Miller auf verschiedenen Erzählebenen – von antiken Mythen und Märchen zur Moderne. Ein Geist sucht seine Freiheit.

Die britische Erzählforscherin Alithea Binnie (Tilda Swinton) – so etwas gibt es tatsächlich im Bereich der Ethnologie– glaubt nicht an Geister und andere überirdische Wesen, bis ... Sie gelangt in Istanbul an eine antike Flasche, die fällt ihr aus der Hand und zerbricht. Aus ihr entweicht ein Flaschengeist, der Dschinn (Idris Elba) …

Ein Dschinn ist gemäss Wikepedia in arabischer Vorstellung ein übersinnliches Wesen aus «rauchlosem Feuer» entstanden. Und Alithea, Wissenschaftlerin aus London, muss ihr Wissen quasi über Bord werfen. Denn ihr Dschinn ist ein lebendiges Wesen, zumindest für die Besitzerin. Dieser Geist hat nur einen Wunsch, sich aus dem Flaschendasein zu befreien, doch dazu bedarf es eines Menschen, dem er drei Herzenswünsche erfüllt.

Alitheaa geht auf Distanz, bis er ihr drei Geschichten, eben Liebesaffären, aus seinem «Leben» erzählt. Eine handelt von der Königin von Saba, eine zweite von einer Konkubine am Palast von Suleiman dem Prächtigen und eine dritte von Zefir, der jungen Frau eines türkischen Kaufmanns Mitte des 19. Jahrhunderts. Alle enden damit, dass der Dschinn in die Flasche zurückkehren muss und gefangen bleibt. Wenn er nun aber Alithea drei Herzenswünsche erfüllen darf, könnte er sich endlich aus seiner 3000 Jahren alten Flaschengefangenschaft befreien. Alithea wird weich und spricht tatsächlich einen Wunsch aus: Sie möchte, dass sich die beiden Wesen verlieben, doch moderne Zeiten haben ihre Tücken …

Die zauberhafte Liebesgeschichte basiert auf der Kurzgeschichte «Der Dschinn im Auge der Nachtigall» (1994) der Britin A.S. (Antonia Susan) Byatt. George Miller hat sie in eine abenteuerliche Zeitreise verwandelt und ein märchenhaftes Fantasy-Panoptikum geschaffen. Das mag manchen Kinobesuchern zu kitschig, romantisch und abenteuerlich vorkommen. Gleichwohl kann man sich auch von der exotischen Leidenschaft zweier Wesen, von den flirrenden märchenhaften Umständen und Kämpfen gefangen nehmen lassen. Der Zauber stellt sich ein, wenn man ein Faible für 1001-Nacht-Geschichten hat. Diese Reise durch Jahrhunderte ist eine Hymne aufs alte märchenhafte Kino und beschreibt nichts anderes als die Sehnsucht nach Zweisamkeit.

 
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USA/Australien 2022      
108 Minuten

Regie: George Miller
Buch: Miller und Augusta Gore
Kamera: John Seale

Ensemble: Tilda Swinton, Idris Elba, Aamito Lagum, Kaan Guldur, Jack Braddy
 

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