The Guilty

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Gefangen am Telefon: In einer Notrufzentrale versucht der Polizist Asger Holm (Jakob Cedergren), einer vermeintlich entführten Frau zu helfen. Ein undurchsichtiges Katz-und-Maus-Spiel beginnt. (Ascot Elite)



Ans Telefon gefesselt


Ein Platz, ein Mann, eine Telefon. Der strafversetzte Polizist Asger Holm (Jakob Cedergren) versieht seinen Dienst in einer dänischen Notrufzentrale. Er ist frustriert, muss sich mit häuslichen Dramen, Besoffenen, leichten «Notfällen» herumschlagen, bis er Iben (die Stimme Jessica Dinnage) in der Leitung hat. Die junge Frau scheint in einem Auto gefangen und entführt worden zu sein. Sie bittet dringlichst um Hilfe.
Holm fährt seine letzte Nachtschicht, am nächsten Tag soll eine Kommission über seinen weiteren Werdegang entscheiden. Er hat offensichtlich jemanden im Einsatz erschossen. Aber nun erwacht im Mann am Telefon der Polizist, der Jäger. Scheinbar ist die Frau von ihrem Mann verschleppt worden, sind ihre Kinder allein daheim und lebensbedroht. Einzelgänger Asger Holm ist ans Telefon gefesselt, weiht niemanden in der Zentrale ein, versucht über Telefonnetzwerk und mit Hilfe eines Partners, sich ein Bild über das dramatische Geschehen zu machen. Schritt um Schritt enthüllt er eine ungeheure Familientragödie.

Die klassische Einheit von Zeit und Raum bleibt im Psychothriller «The Guilty» des Dänen Gustav Möller gewahrt. Man erinnert sich an vergleichsbare Kammerspiele wie «The Call» mit Halle Berry oder «No Turning Back» mit Tom Hardy. In beiden Filmen wickelt sich das Geschehen über Telefonate ab, einmal in der Notrufzentrale von Los Angeles, beim anderen Mal im Auto. Hier ist der Schauplatz oder besser Hörplatz die Notrufzentrale von Kopenhagen. Klassisches klaustrophobisches Kino treibt Gustav Möller auf die Spitze. Die Kamera Jasper J. Spannings beharrt auf dem Gesicht des «Ermittlers» am Hörer. Auf ihm spielt sich das Drama ab, das draussen irgendwo in der Stadt und das andere, das innere, persönliche.
Der Zuschauer wird Zeuge, er hört mit, erlebt und leidet mit, versetzt sich in den Fahnder Asger alias Jakob Cedergren (bekannt aus der TV-Serie «Nordlicht – Mörder ohne Reue»). Und der zieht einen in den Bann. Man könnte sich «The Guilty» auch als Hörspiel vorstellen, aber der Schauspieler Cedergren gibt dem düsteren Kammerspiel (fast ohne Aussenaufnahmen) Emotionen und ein Gesicht. Grosses konzentriertes Kopfkino – still, undurchsichtig, spartanisch, aber eben auch intensiv, eindringlich und auf seine nüchterne Art brillant spannend. Der Psychothriller, dessen Titel «The Guilty» ein weiteres Geheimnis birgt, errang Publikumspreise am Sundance Filmfestival und am Filmfest München.


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Dänemark 2018
88 Minuten

Regie und Buch: Gustav Möller
Kamera: Jasper J. Spanning

Darsteller: Jakob Cedergren, Jessica Dinnage, Johan Olsen


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