The Bubble

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Sie sind gut betucht, konservativ und Rentner: In der grössten Seniorenresidenz der USA, in «The Villages», leben 150 000 Menschen und geniessen ihren Lebensabend – aktiv, fidel und wohl behütet. (Catpics AG)



Residenz und Rentnerparadies made in USA


Eine wohlbehütete, komfortable «Blase»: The Villages heisst die grösste Seniorenresidenz der Welt. 150 000 Menschen finden hier in Florida ihren luxuriösen Ruhestand. Die Wienerin Valerie Blankenbyl hat diese Luxusenklave «durchforstet». Betuchte Senioren haben ihr altes Leben hinter sich gelassen und sich in dieser komfortablen Residenz niedergelassen. Viele haben so ihren Traum vom Ruhestand verwirklicht, heisst erkauft.

Die Siedlung ist gigantisch, bietet allen erdenklichen Komfort, offeriert 54 Golfplätze, 70 Swimmingpools, 96 Freizeitcenter mit über 3000 Aktivitäten und vieles mehr. Sie bietet ein gepflegtes, wohl behütetes und bewachtes Domizil im schmucken US-Einfamilienhaus-Stil. Eine Stadt so gross wie Manhattan und grösser als Winterthur (115'000 Einwohner) mit TV-Sender und Zeitung. The Villages versteht sich als Entwicklungsbezirk mit eigenen Regeln und Befugnissen. Hier wird viel Wert auf Kontrolle gelegt. Man schirmt sich nach aussen ab. Ob Toni und Roger, Jeannie und John, Terry oder andere Bewohner – sie alles zeigen sich zufrieden in ihrer Blase (The Bubble). Sie sind unter sich und mehrheitlich Trump-Anhänger. Erst wenn man das Refugium mal verlassen und eine andere Stadt aufsuchen würde, merke man, wie alt man sei, meint eine Bewohnerin.

Liebenswürdig und mit viel Verständnis und Wohlwollen fühlt Valerie Blankenbyl den wohlsituierten Rentnern und Rentnerinnen auf den Zahn. Aber nur wenige sind bereit, Auskunft zu gebe, sich einzubringen. Die Betreiber, Gründerfamilie Schwartz, schottet sich ebenfalls ab, denn alle sehen die Mega-Residenzen nicht so positiv. Es gibt Widerstand: «No More Villages» lautet die Forderung. Die Expansion geht weiter, das Zurückdrängen der Natur und die Auszehrung des Bodens sind negative Begleiterscheinungen. So ist der Grundwasserspiegel beispielsweise um drei Meter gesunken.

Die aufmerksame Filmerin hat mit ihrem dritten Dokumentarfilm ein treffliches, aufschlussreiches Zeitdokument geliefert. Sie verteufelt nicht den selbstherrlichen Lebensluxus der Alten, bleibt fair, nah dran und kritisch. «The Bubble» ist Zeitbild und Mahnung zugleich. Denkwürdig.


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Schweiz/Österreich 2021  
91 Minuten

Buch und Regie: Valerie Blankenbyl
Kamera: Joe Berger


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