Mehr als Freundschaft und Verständnis: Nelly (Joséphine Sanz) und Marion (Gabrielle Sanz) sind Seelenverbündete. (Cineworx)
Seelenverwandtschaft
Wenn ein Kind seiner Mutter im selben Alter begegnet … Die achtjährige Nelly hilft ihren Eltern beim Entrümpeln im Hause ihrer verstorbenen Grossmutter. Nach der Abreise ihrer Mutter, der eine Operation bevorsteht, ist sie mehr oder weniger auf sich allein gestellt und macht im Wald die Bekanntschaft eines gleichaltrigen Mädchens, das sich wie Nellys Mutter Marion nennt. Gemeinsam wollen sie eine Waldhütte bauen. Nelly wird allmählich bewusst, dass sie mit der Vergangenheit konfrontiert wird – mit ihrer Mutter vor 25 Jahren. Die beiden Mädchen verstehen sich, fühlen sich tief verbunden und wissen, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt, denn Marion steht ein Spitaltermin bevor.
Der französischen Regisseurin Céline Sciamma gelang bereits mit «Portrait de la jeune fille en feu» (2019), einem Liebesdrama um zwei Frauen im 18. Jahrhundert, ein sensibles, filmisches Kleinod. In «Petite maman» inszenierte sie eine Zeitreise – ohne Hokuspokus und ohne augenscheinlich an der Zeit zu drehen oder in Kostümen zu schwelgen. Insofern ist ihr poetisch-magischer Film zeitlos. Die Geschichte von Mutter und Tochter verschmilzt, bedingt und ergänzt sich. Obwohl ein Kind im Zentrum steht – die Freundinnen Nelly und Marion werden von den Zwillingen Joséphine und Gabrielle Sanz ideal verkörpert – ist dieses zauberhafte Beziehungsspiel kein konventioneller Jugend- oder Familienfilm. Es ist eine intelligente märchenhafte Ode, eine wunderbare Meditation über Freundschaft, Verbundenheit und das Leben. Die Filmerin versteht ihren Film als «intime Zeitreise, bei der es weder um Zukunft noch um Vergangenheit geht, sondern um eine gemeinsame Zeit.» Dem ist nichts hinzuzufügen.
Frankreich 2021
72 Minuten
Buch und Regie: Céline Sciamma
Kamera: Claire Mathon
Mitwirkende: Joséphine und Gabrielle Sanz, Nina Meurisse, Stéphane Varupenne
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