Ostrov

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Ostrov – die vergessene Insel. Fischer Iwan harrt aus, und hofft auf Putin. (Elliott)

 

Kaspisches Meer: Ausharren in der Heimat


Eine verlorene Insel im Kaspischen Meer: Ostrov. Die letzten Fischer harren aus, kämpfen ums Überleben und hoffen auf Putins Gnaden. Einst war Ostrov mit 3000 Bewohnern ein blühendes Eiland. Heute leben noch rund 50 Menschen dort – eher mühsam denn recht. Iwan, eigenwilliger Nachkomme einer Fischerdynastie, geht unverdrossen dem Fischfang nach – illegal. Die Bürokratie hat sie glatt vergessen. Er stellt ein Gesuch für Fischerrechte an Putin – und wird belohnt.

Die bodenständigen Menschen auf Ostrov hoffen auf eine bessere Zukunft, halten an der Gemeinschaft fest, sind einer totalitären Propagandamaschinerie ausgesetzt und glauben an sie. Eine Metapher für russischen Verhältnisse und Empfinden gegenüber dem Westen glauben die Filmer. Das ist ein wenig zu hoch gegriffen. «Ostrov» ist ein Zeitbild, beschreibt einen Mikrokosmos verlorener Menschen. Das Meer lässt sie nicht los, aber Putin auch nicht. Anton (19), der Sohn Iwans, wird zum Militär berufen.
 
Der gutgemeinte Dokumentarfilm «Ostrov – Die verlorene Insel» von Svetlana Rodina und Laurent Stoop liefert ein denkwürdiges Beispiel russischen Alltags – jenseits vom Kreml. Die Russin Rodina und ihr Partner aus Lausanne porträtieren ein vergessenes Eiland und ihre Bewohner im Kaspischen Meer – vor Putins Aggression gegen die Ukraine. Ihre Macken, Sehnsüchte, Hoffnungen. Im Mittelpunkt stehen Iwan (50) und seine Familie, die an Putin, die Grossmacht Russland und eine bessere Zukunft glauben. Ihr Alltag ist hart und entbehrungsreich.

Iwan ist Kristallisationspunkt des Films, und Filmerin Svetlana Rodina versucht zu erklären, was schier unerklärlich ist: «Er ist ein Held … ein autodidaktischer Philosoph auf der Suche nach einem Glauben in einer Welt, in der Gott tot ist. Deshalb glaubt Iwan an Putin, die grosse Vergangenheit, die grosse Nation Russland. Sein Glaube, der sich aller Logik widersetzt, lässt ihn die Härten des Lebens vergessen, ist die Quelle seiner inneren Stärke und ausweichlichen Tragödie.» Ostrov wurde für den Schweizer Filmpreis Quartz (Dokumentarfilm) nominiert.



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Schweiz 2021    
92  Minuten

Buch und Regie: Svetlana Rodina, Laurent Stoop
Kamera: Laurent Stoop

Mitwirkende: Ivan, Anna, Alina, Anton, Galina, Valera
 

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