Les Gardiennes

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Frauen stehen ihren Mann im Ersten Weltkrieg. Die Magd Francine (Iris Bry, Bild oben) ist eine willkommene Hilfe. (Praesens Film)



Frauen an der Front – daheim


Der Erste Weltkrieg steckt fest. Frontkrieg 1915. Die Männer lassen sich totschiessen, manchmal überleben sie auch irgendwie. Die toughe Bäuerin Hortense (Nathalie Baye) schuftet hart, um den landwirtschaftlichen Betrieb in Schuss zu halten – mit Pferden, eigener statt männlicher Muskelkraft, irgendwo zwischen La Rochelle und Limousin. Im Nachbarhaus leben Hortenses Tochter Solange (Laura Smet) und Schwiegersohn Clovis (Olivier Rabourdin), an der Front. Man entscheidet, dass die junge Francine (Iris Bry) als Magd aufgenommen wird – mindestens während der Erntezeit. Der älteste Sohn Constant (Nicolas Giraud), Leutnant, ist längst an der Front, sein Bruder Georges (Cyril Desvcours) wird ihm folgen. Francine verliebt sich in Georges, was die Eifersucht vom Mädchen Marguerite (Mathilde Viseux-Ely) weckt, das ebenfalls hier lebt. Die Jahreszeiten wechseln, der Krieg bleibt – bis er 1918 dank tatkräftiger amerikanischer Armeeunterstützung an der Westfront beendet wird. Solange sorgt dafür, dass nun endlich ein Traktor angeschafft werden kann, doch die neue Zeit, die mit den Amerikanern einsetzt, wird für Hortense und Francine, die sich als tadellose Arbeitskraft bewährt hat, zur Zerreissprobe. Die Matrone hält die junge Frau für ein Flittchen, das mit den Amerikanern flirtet.

Regisseur Xavier Beauvois, der auch am Drehbuch nach dem Roman (1924) von Ernest Perochon mitgearbeitet hat, taucht tief in diese Weltkriegszeit – hinter den Fronten. Er beschreibt fast akribisch den Alltag der auf sich gestellten Bäuerinnen und legt die Lunte zu einem zerstörerischen Konflikt. Der Spielfilm spiegelt das Leben auf dem Land, wie es sich dazumal abspielte – in einem fast quälend langsamen Tempo. Der Konflikt wirkt desto heftiger. Gewisse Längen sind dem elegischen Drama über 132 Minuten nicht abzusprechen. Gleichwohl, der Film greift ein wenig beachtetes Thema auf. Der Aufbruch und die gelebte Emanzipation haben einen bitteren Beigeschmack. Nathalie Baye und ihre wirkliche Tochter Iris (Bry) stehen auch als Mutter und Tochter vor der Kamera. Der heimliche Star ist jedoch Iris Bry als Francine. Am Ende steht sie auf einer Kneipenbühne und singt (selber).



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Schweiz, Frankreich 2017
138 Minuten

Regie: Xavier Beauvois
Drehbuch: Xavier Beauvois, Marie-Julie Maille, Frédérique Moreau, Ernest Pérochon (Buch «Les gardiennes», 1924)
Kamera: Caroline Champetier

Darsteller: Nathalie Baye, Laura Smet, Iris Bry, Cyril Descours


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