Le Grand Bal

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Tanzen bis zur Erschöpfung: Beim Grossen Ball in der französischen Provinz geben sich Menschen der Musik, dem Tanz, der Lust an Bewegung und Berührungen hin. (Look Now!)



Hingabe an den Tanz


Sie strömen aus allen Landesteilen und aus Europa zusammen, um sieben Tage und acht Nächte dem Tanz zu frönen, zu huldigen, sich hinzugeben und auszuleben. Le Grand Bal findet seit 30 Jahren in Frankreich statt, in Gennetines, Departement Allier. Der Grosse Ball – das sind verschiedene Bälle auf acht bis neun Tanzflächen mit insgesamt 500 Musikern und rund 2000 Tanzbesessenen. Da wird die Nacht zum Tag und umgekehrt. Man bewegt und tanzt allein, als Paar, in der Menge, wird zur Welle, lässt sich tragen, verschmilzt mit der Musik, dem Walzer, der Polka oder Mazurka. Die französische Filmerin und Tänzerin Laetitia Carton hat 200 Stunden Filmmaterial mit vier Kameraleuten (sie selbst inbegriffen) im Sommer 2016 eingefangen und während eines Jahres zu einem prickelnden, pulsierenden Film verdichtet (Schnitt: Rodolphe Molla).

«Diese Emotionen, diese Geselligkeit, diese geteilte Energie, die aus dem Kollektiv entsteht, sind sonst unauffindbar», bemerkt die Filmautorin. «An diesem Ball sind wir ganz einfach alle Tänzer und Tänzerinnen. Es hat keine Reiche oder Arme, keine Kostüme, keine soziale Klassen. Die ganze Welt wird in einer Nacht durchmischt.» Auch wer nicht am Grossen Ball teilgenommen hat, kann sich von der Lust am Tanz, von der Magie des Loslassens, des Schwebens anstecken lassen und Lebenslust schöpfen. Es ist ein Fest der Berührungen, wo Körper sich finden. Punktuell sparsam gibt der Dokumentarfilm Einblicke in den «Alltag», in der Küche, an der Zeltstrasse, bei Workshops, beim Austausch von Tanzteilnehmern.

Im Fokus steht doch der Akt rhythmischer oder verträumter Bewegungen allein, mit Partnern, in Gruppen oder Wellen. Man kommt sich nah, spürt Innigkeit, unabhängig vom Geschlecht: Ein Zeugnis der Innigkeit und Hymne auf sprachlose Verschmelzung und eine prickelnde Aufforderung zum Tanzen und Loslassen.


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Frankreich 2018  
90 Minuten

Regie und Buch: Laetitia Carton
Kamera: Karine Aulnette, Prisca Bourgoin, Laurent Coltelloni, Laetitia Carton


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