Kød & Blod – Wildland

2020_11_05_Wildland_003jpg

Die Waise Ida (Sandra Guldberg Kampp) wird in den Clan ihrer Tante Bodil aufgenommen und mit kriminellen Machenschaften konfrontiert. (First Hand Films)



In Familienbande eingebunden


Der 17jährige Teenager Ida (Sandra Guldberg Kampp) hat seine Mutter bei einem Autounfall verloren und wird vom Jugendamt in die Obhut ihrer Tante Bodil (Sidse Babett Knudsen) gegeben. Die herrische Matriarchin Bodil hält die Familie zusammen, wacht über ihre Söhne Jonas (Joachim Fjelstrup), David (Elliott Crosset Hove) und Mads (Besir Zeciri) und deren Angetraute. Sie bestimmt und würde am liebsten dem labilen Sohn David seine Freundin Anna austreiben, doch die ist schwanger und wird letztlich wohl oder übel integriert. Ida beobachtet das Treiben der Cousins, die rigoros Schulden eintreiben, zuerst distanziert und passiv. Sie kann und will sich wohl auch nicht dagegen wehren, in die Aktionen der kriminellen Brüder einbezogen zu werden. So wird sie Zeugin, wie ein Schuldner während eines Handgemenges erschosssen wird, beobachtet von der Tochter des Opfers, die Ida erkannt hat. Die Polizei nimmt Ida ins Visier, und die bleibt stumm, wohl auch weil sie von der Familie unter Druck gesetzt wird. Man drängt sie zu schweigen, die Täter nicht zu verraten und die Opferrolle als Minderjährige zu übernehmen. Sie geht in den Jugendknast.

Die Dänin Janette Nordahl hat ein perfides Familiendrama inszeniert. Ihr Spielfilmdebüt zeigt erstaunliche Reife, auch wenn die Botschaft fragwürdig ist. Der Film stimmt das Hohe Lied der Zusammengehörigkeit und Solidarität an. Bodil, die fürsorgliche und radikale «Glucke» dieses Clans, zeigt zwar auch mütterliche Gefühle, lebt und handelt aber nach eigenen Mafia-Regeln, und diese stellen die Familie über alles – über Schuld, Gesetz und Moral. Ihre Söhne sind jämmerliche Handlanger und Versager, und Ida – welch eine fatale Entwicklung – akzeptiert das Diktat der Familienbande. Die Fremde, die Familienmitglied wird, grossartig verkörpert durch Sandra Guldberg Kampp in ihrem Filmdebüt, wird mitschuldig. Ihr Schweigen schützt die Machenschaften des Mini-Clans, die freilich dem schwachen David schwer zu schaffen machen.

«Kød & Blod (Wildland)», übersetzt «Fleisch und Blut», ist ein herbes, desillusionierendes Drama über perfide Gewalt, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Selbstzerstörung. Ein Mafiafilm der anderen weiblichen Art und ein bitteres Gesellschaftsstück, das wenig Hoffnung macht.

 
5_Star_Lionjpg

Dänemark 2020  
88 Minuten

Regie: Jeanette Nordahl
Buch: Ingeborg Topsøe
Kamera: David Mary

Darsteller: Sandra Guldberg Kampp, Sidse Babett Knudsen, Joachim Fjelstrup, Besir Zeciri, Elliott Crosset Hove


Zurück